Die schlafende Stadt
Aura, der das gewisse Etwas hatte, was andere ihren Patienten nicht bieten konnten. Seinen Zivildienst, den er derzeit in der Klinik absolvierte, versuchte er, als praktische Vorbereitung zu sehen – obwohl es natürlich unter seiner Würde war, sich von Stationspflegern herumkommandieren zu lassen. Ein Jahr noch, und er würde sich einschreiben können. Denn so wie sein zwar reicher, aber grobklötziger Vater, der sich nur für sein Geschäft und Fußball interessierte, wollte er ohnehin nie werden. Dass sich der Weg dieser Klassefrau nun mit dem seinen in diesem Zeichenkurs kreuzte, musste eine tiefere Bedeutung haben. Sie war zwar nur Krankenschwester, aber mit der würde er sich sehen lassen können. Womöglich arbeitete sie später in seiner Praxis. Die dunklen Haare störten zwar etwas – blond wäre ihm lieber gewesen – aber irgendwie war das auch eine reizvolle Alternative.
Sogar sehr reizvoll.
Robin gestand es sich nur ungern ein: er war verliebt. Obwohl es ihn geärgert hatte, musste er zugeben: der dicke Grabiansky hatte diesmal recht, sehr konzentriert war er heute wirklich nicht bei der Sache gewesen. Aber was interessierte ihn auch ein dämlicher Zierkürbis! Den ganzen Abend hatte er sich ausgemalt, wie es wäre, Leni zu küssen und zu streicheln, mit seiner Hand unter ihre Bluse zu gehen, ihre nackten Brüste zu drücken und ihr ergebenes Stöhnen dabei zu vernehmen. Dabei hatte er einen gewaltigen Ständer bekommen. Richtig weh tat das, besonders unter der engen Jeans. Mann, diese Frau musste er haben. Sie lächelte immer so nett; gleichzeitig wirkte sie so schüchtern. Wahrscheinlich musste man sie etwas anleiten. Sicherlich hielt sie es gar nicht für möglich, dass einer wie er sich für sie interessierte. Aber er böte ihr auch eine Menge. Er war ein großartiger Liebhaber und hatte den härtesten Schwanz, den es geben konnte. Flehen würde sie um seine Liebe, und gerne, und oh! wie gerne würde er sie ihr geben! Bei dem Gedanken, wie es wäre wenn Leni vor ihm kniete, seine stramme Rute in ihrem Mund, war ihm es ihm während des Kurses fast gekommen.
Die schöne Leni war bereits aus der Tür gegangen. Robin atmete ein paar Mal tief durch und wartete absichtlich ein paar Sekunden. Es sollte nicht so gewollt aussehen, aber heute noch wollte er sich offenbaren und die Beziehung starten. Die letzten Male hatte er sie schon nach Hause begleitet, sie hatte sich immer höflich bedankt. Sehr entgegenkommend war sie bisher nicht gewesen, aber das konnte ja alle möglichen Erklärungen haben. Dann schritt er zügig hinaus, den Gang entlang, trat vor die Tür. Er war etwas zittrig vor Aufregung. Dann sah er sich um. Verflucht! Keine Spur von seiner Traumfrau. Hastig sprang er die Treppenstufen hinab, und lief in die Mitte der Straße und sah in alle Richtungen. Außer ein paar spärlichen Nachtspaziergängern war niemand zu sehen. Doch! Dort sah er sie. Eine völlig andere Richtung als sonst. Scheiße. Aber egal. Er rannte ihr hinterher.
„Hey! Helen!“
Leni sah sich um, ohne anzuhalten.
„Robin. Hallo.“
Sie hatte gehofft, ihm diesmal zu entgehen. ‚Helen’! Eine Neuschöpfung Robins. Sie fühlte sich peinlich berührt. Obwohl er natürlich nicht wissen konnte, dass alle sie Leni nannten.
„Helena heiße ich.“
„Weiß ich doch. Ich dacht’ halt, Helen klingt lockerer. Sorry.“
„Schon o.k.“
„Wohin gehst du? Ich wollte dich doch begleiten.“
„Brauchst du heute nicht. Ich gehe zu einer Freundin. Der Weg ist nicht lang.“
„Och, das macht mir nichts. Ich kann gerne ein Stück mitgehen. Ich hab’ auch einen Freund, der in dieser Richtung wohnt.“
„Du solltest dir aber keine Mühe machen.“ Leni war Robins Anwesenheit physisch unangenehm. Er war ja irgendwie ganz nett und offenbar sehr bemüht, aber es gab nichts, was sie an ihm sonderlich interessant gefunden hätte. Vor allem gab es irgendetwas Abstoßendes, Befremdendes an ihm. Wie immer war sie nett und lächelte, sah aber betont geradeaus und verlangsamte ihren Schritt nicht. Das musste er doch begreifen!
Robin wollte aber nichts dergleichen begreifen. Er hatte Leni auserwählt. Sie oder keine. Und der Zeitpunkt dafür war jetzt.
„Du“, sagte er, „ich find’s schön mit dir. Ich finde, du bist eine Klassefrau.“
„Danke. Nett, dass du das sagst.“
„Hey, ich muss dir was sagen: Ich denke fast ständig an dich!“
„Oh!“ Es versprach unangenehmer zu werden, als sie dachte. Ihr Herz begann zu
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