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Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5

Titel: Die schlafenden Hüter - Das Marsprojekt ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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überlegte. Ein paar Sachen hatte er aufgeschnappt, hier und da … »Es gibt ein Radarsystem, das das Sonnensystem ständig nach Asteroiden absucht. Die größte Station ist auf dem Mond, glaube ich.«
    »Und dann? Wenn sie einen Felsbrocken aufspüren, der genau Kurs auf, sagen wir, die McAuliffe Station hält?«
    Carl zögerte. Jetzt, wo er danach gefragt wurde, wurde ihm klar, dass er darüber schon längst einmal hätte nachdenken können. Aber er hatte es nie getan.
    »Keine Ahnung«, gab er zu.
    Der Industrielle, der in seiner Jugend das technische Prinzip erfunden hatte, nach dem die Fusionsreaktoren bis auf den heutigen Tag arbeiteten, und damit zum reichsten Mann der Welt geworden war, senkte die Stimme noch einmal um eine Nuance. »Im Raum zwischen der Erde und der Marsbahn kreisen etwa fünfzigtausend Wächtersonden, sogenannte Moskitos – nichts anderes als präzise fernlenkbare Raketen. Die schweben im leeren All, schlafen und warten. Ab und zu werden sie kurz eingeschaltet, um zu prüfen, ob sie noch funktionieren, oder um sie auf einen anderen Kurs zu bringen, wenn die Gefahr besteht, dass sie den eines Schiffes kreuzen, das zwischen Mars und Erde fliegt. Oder wenn ein Asteroid entdeckt wird, dessen Bahn der Erde und ihren Raumstationen gefährlich nahe kommt …«
    Carl hob verstehend die Augenbrauen. »Um ihn zu rammen?«
    »Genau. Rechtzeitig und richtig berechnet reicht das, um auch große Asteroiden von ihrem Kurs abzubringen und so ungefährlich zu machen. Jeder Moskito verfügt über einen hochsensiblen Massesensor, mit dem er auch kaum faustgroße Steinbrocken präzise treffen kann – alles, was groß genug ist, um einer Raumstation irreparabel zu schaden.«
    Das leuchtete Carl alles ein. Er verstand nur nicht ganz, was Whitehead damit sagen wollte.
    »Das Asteroidenradar erfasst uns natürlich ebenfalls«, fuhr der Milliardär fort. »Aber da wir uns auf keinem für die Erde gefährlichen Kurs befinden, interessiert sich die zuständige KI nicht weiter für uns. Falls jedoch ein Mensch auf uns aufmerksam werden sollte, womöglich jemand, der uns übel gesonnen ist …« Er faltete die Hände. »Wie gesagt, ich habe das Gefühl, dass in der Raumfahrtbehörde zurzeit überaus seltsame Dinge vor sich gehen.«
    Carl begriff. »Sie fürchten, dass so ein Moskito gegen uns gelenkt werden könnte?«
    »Ja. Und das wäre unser sofortiges Ende.« Der Industrielle sah finster drein. »Dein Freund Urs hat recht, wenn er meint, dass uns niemand einholen kann. Das kann tatsächlich niemand. Aber aufhalten – aufhalten kann man uns noch eine ganze Weile. Es wäre nicht einmal schwierig. Und so lange müssen wir Stillschweigen bewahren.«
    Urs saß auf dem Bett und hatte das Gefühl, von den Wänden der Kabine erdrückt zu werden. Kam ihm das nur so vor oder war auf dem ersten Flug zum Mars, den er mit seiner Mutter gemacht hatte, viel mehr Platz gewesen? Platz zum Tanzen, verglichen mit dieser Sardinenbüchse von einem Raumschiff? Schnell war es, okay, sagenhaft schnell sogar, aber es war auch eng, bei allem technischen Luxus, der eingebaut war.
    Er sah auf das Terminal vor sich, das man an einer federnden Halterung aus der Wand zog. Dann wandte er den Blick ab. Nein, er würde nicht noch einmal lesen, was er geschrieben hatte. Geheuchelt war es, alles. Er belog seine Mutter, tat, als sei er auf der Raumstation, erzählte Lügengeschichten davon, wie er Madame Le Corr geholfen und wie sie ihm widerstrebend ihre Fischrezepte aufgeschrieben habe.
    Am liebsten hätte er einfach geschrieben, wie es sich wirklich verhielt. Egal, was Yules Whitehead sagte.
    Das Dumme war nur, dass alle Mails zuerst per Richtfunk an die Mir-III gingen, wo Bazman sie kontrollierte, ehe er sie ins allgemeine Mailsystem einspeiste. Das machte es auch nicht gerade lustiger, Ariana zu schreiben. Es lag ihm so viel auf der Zunge, auf der Seele, so vieles, was er ihr gern gesagt hätte … Aber so, mit dem Wissen, dass Whiteheads Butler alles mitlas, brachte er es nicht fertig, ihr zu schreiben, wie es wirklich in ihm aussah.
    Er griff wieder nach dem Terminal, schickte die Mails auf den Weg, auch wenn ihm regelrecht übel dabei wurde.
    Zum Teufel mit Whitehead und seinen Anweisungen! Urs stieß das Terminal von sich, dass es an seiner Halterung scheppernd gegen die Wand krachte. Er würde einen Weg finden, Ariana zu sagen, dass er unterwegs zu ihr war! Er hatte noch keine Ahnung, wie er es anstellen würde, aber er würde sie es

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