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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Herodias blieb zurück und ballte die Hände zu Fäusten. Sie legte den Kopf in den Nacken, atmete einige Male tief durch und stieß voller Wut und Verachtung die Luft wieder aus den Lungen. Dann sah sie ihrer Tochter in die Augen, die wie fast immer leicht gerötet waren.
    »Er ist töricht, das war er schon immer«, sagte sie. Sie streichelte ihrer Tochter nachdenklich über die dünnen Haare und meinte schließlich: »Zum Glück hast du nichts von ihm, sonst wärst du nie auf den Gedanken gekommen, etwas, das jemand anderer von dir haben will, von dem, was du haben willst, abhängig zu machen.«
    Das war wirklich schlau von Salome, dachte Herodias. Auch wenn es diesmal bloß um unnützen Unterricht gegangen war – ihre Tochter hatte vielleicht Talente, die bisher verborgen geblieben waren.
    »In dieser Welt müssen wir Frauen zusammenhalten, Kleines. Wir haben nur wenige Möglichkeiten, und die müssen wir geschickt nützen. Männer erfüllen unsere Wünsche, und je mehr Männer wir haben, umso mehr Wünsche werden uns erfüllt.«
    Salome lächelte sie mit einem Ausdruck an, als sei sie mit jedem Wort einverstanden.
     
    Wie Schatten standen die vier Brüder in dem düsteren Raum und warteten auf den Tod ihres Vaters. Sie waren in ihre weiten Gebetsmäntel eingehüllt, wie es der Brauch vorsah, und bildeten zusammen mit den etwas abseits stehenden Würdenträgern der Beamtenschaft die chewra qadischa , die Heilige Gesellschaft, die nach alter Überlieferung den Sterbenden in seinen letzten Stunden begleitete und ihn nach seinem Tod zur Bestattung vorbereitete. Jenen Teil ihrer Aufgabe würden die Königssöhne freilich nur symbolisch übernehmen, die Bediensteten übernahmen die Arbeit.
    Vier cohenim , Priester aus dem Tempel des Einen Gottes, standen an den Bettflanken und hielten die Kessel, aus denen der Rauch der Myrrhe quoll. Trotz dieses reinigenden Harzes erfüllte bestialischer Gestank, der einem kaum Luft zum Atmen ließ, das Gemach. Archelaos, Antipas und Philipp schützten sich mit feuchten Tüchern gegen die üblen Ausdünstungen des Geschwürs, das Herodes heute oder morgen umbringen würde. Nur Theudion hielt stand, so wie er es immer getan hatte: mit hoch erhobenem Kopf und vor der Brust verschränkten Armen.
    »Herr, wir rufen dich um Hilfe!«, murmelte der alte Hohepriester abseits jeden Lichts in einer Ecke. »Du, der Beschützer, stelle dich nicht taub. Wenn du uns schweigend von dir weist, dann ist keine Hoffnung mehr. Höre uns, wenn wir dich rufen, wenn wir zu dir um Hilfe schreien und betend unsere Hände entgegenstrecken zum innersten Raum deines Heiligtums hin …«
    Jeder der Brüder wusste, wie unsinnig das Gebet war. Natürlich glaubten sie alle mehr oder weniger an den Einen Gott und seine Kraft, doch mit dem Glauben des Herodes war es nicht weit her, und es hätte gewiss eines wesentlich frommeren Juden bedurft, um in einem solch hoffnungslosen Fall noch Rettung durch den Herrn zu erwarten. Hier betete niemand wirklich, hier zählte jeder nur noch die Atemzüge des Kranken.
    »Herr, wir suchen bei dir Zuflucht; enttäusche uns nicht. Rette uns, wie du es versprochen hast. Erhöre uns, hilf uns schnell! Sei uns ein …«
    Der Hohepriester verstummte, als er sah, dass Herodes den Kopf hob. Der König stützte sich auf seine Ellenbogen und richtete sich erstaunlich mühelos auf. Stirn und Wangen waren aufgequollen, und die Haut war aschgrau, fast transparent. Es war das Gesicht eines Menschen, der nicht mehr in diese Welt gehörte. Herodes ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass er noch lebte.
    »Sind die drei Männer …« Er röchelte. »Sind sie hingerichtet worden, wie ich befohlen habe?«
    Der Hohepriester trat einen Schritt zum Bett und verneigte sich leicht. »Sie wurden bei Sonnenuntergang hingerichtet.«
    Herodes röchelte erneut. »Sie sollen die ganze Nacht am Galgen bleiben.«
    Wie eine Klinge sausten Theudions Worte durch den Sterberaum. »Das ist verboten. Das Gesetz besagt, dass niemand über Nacht gehängt bleiben dürfe, um das Land nicht unrein werden zu lassen.«
    Jeder der Männer wusste nur zu gut, wie Recht Theudion hatte. Er hatte das Gesetz Gottes und damit des Volkes Israel nach Wort und Sinn korrekt wiedergegeben. Aber keiner sprang Theudion zur Seite.
    Herodes schien die ganze Kraft, die ihm geblieben war, in seine Stimme zu legen. »Sie bleiben, wo sie sind, bis sie verfaulen«, presste er hervor, dann fiel er auf das Kissen zurück. Mühsam sog er die

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