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Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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stickige Luft ein, und es dauerte eine Weile, bis sein Atem den normalen Rhythmus wiederfand.
    Theudion trat aus der Reihe seiner Brüder nach vorne und bedachte seinen Vater mit einem verächtlichen Blick. »Noch im Tod verschlingst du Leben, Herodes. Du stirbst, wie du gelebt hast. Als Scheusal.« Ohne eine weitere Geste an Herodes und die anderen zu verschwenden, drehte Theudion sich um und ging zum Erstaunen aller hinaus. Er hatte die chewra qadischa verlassen.
    Herodes’ Atem ging schneller als zuvor. Einige Augenblicke verstrichen, ehe der König mit einer kleinen Bewegung seines Zeigefingers andeutete, einen Befehl geben zu wollen.
    » Sofer «, rief er den amtlichen Schreiber mit seinem Titel herbei. Der Gerufene trat mit einer Tafel neben ihn und beugte sein Ohr zum Mund des Königs. »Neufassung meines letzten Willens«, diktierte Herodes, und das plötzlich gestiegene Interesse seiner Söhne bereitete ihm eine letzte Wonne. »Hinaus auch mit euch«, rief er. »Ihr könnt eure Gier morgen befriedigen.«

2
    Die Sonne brannte heiß auf jene Anhöhe nieder, die sich wie eine Pyramide aus der Ebene südlich von Jerusalem erhob. Das Land war hier weit unfruchtbarer als in allen anderen Gegenden des Königreiches. Es gab keine Palmenhaine wie um Jericho, keine sattgrünen Weiden wie zwischen Joppe und Lydda und keine blühenden Gärten wie in Askalon oder Hebron. Kleine Sandwirbel tanzten über den kargen Boden, verschwanden und tauchten an anderer Stelle wieder auf, und trockene Winde heulten tags wie nachts die Hänge auf und nieder. Niemand wollte hier leben. Die Erde ernährte kaum die wenigen, ausgemergelten Bergziegen, selbst die Wolken eilten über die Ebene hinweg. Sie regneten sich im Süden bei Askalon und Hebron ab, zogen, von warmen Winden getrieben, weiter nach Nordosten, sammelten dort über dem Salzmeer und dem Jordan neue Kraft und segneten dann wieder Jericho mit ihrem Nass. »Der Herr hat diese Stelle an den gefallenen Engel verloren«, sagten die Leute seit jeher.
    Vielleicht hatte König Herodes gerade aus diesem Grund der Ebene eine besondere Ehre zugedacht. Vor zwanzig Jahren hatte er angefangen, Fuhrleute und Handwerker hier zwangsweise anzusiedeln, und um diese ernähren zu können, machte er auch Bauern ansässig und befahl ihnen, der rissigen Erde etwas Weizen abzutrotzen. Ein Bauwerk sollte entstehen, ein Bauwerk, das nur er benutzen würde, niemand sonst. Als es fertig gestellt war, wurde den neuen Siedlern befohlen, dort zu bleiben bis zu dem Tag, an dem sie ein letztes Mal von Herodes benötigt würden, und so warteten die Menschen dieses Ödlands seit zwanzig Jahren auf die Ankunft des Königs. Heute nun kam er endlich, um sie abzulösen und für immer auf dem Gipfel der Anhöhe zu bleiben, im Herodeion, seinem Grabmonument.
    Pauken schlugen zum Schritt der tausend Männer und Frauen, Priester, Beamten und Soldaten, die ihren König auf seinem letzten Weg begleiteten. Akme, die Schwester des Königs, ging der Prozession voran. Eigentlich stand ihr dieses Recht nicht zu, und es hatte sie auch niemand darum gebeten. Sie hatte dennoch diesen Platz eingenommen und damit ihren Neffen Archelaos als ältesten Prinzen von dieser ehrenvollen Aufgabe verdrängt. Vierzig Jahre lang war sie im Schatten des Königs gestanden, nun warf sie ihren Schatten auf seine Söhne.
    Akme stieg die Stufen im Innern des Herodeions hinab. Sie fand es merkwürdig, dass jemand sich einen Berg als Grabstätte aussuchte, um sich dann doch tief in die Erde scharren zu lassen, aber ihr Bruder hatte zeitlebens viele skurrile, ja, törichte Einfälle gehabt. Gerade seine Eigenschaft, kreuz und quer und ohne Zusammenhang zu denken, mal seinem Verstand und mal den Astrologen zu vertrauen, war ihr stets zugute gekommen. So hatte ihr Herodes jeden Unsinn geglaubt, den sie ihm erzählte. Eigentlich ein Witz: Er hatte jedem misstraut, außer ihr, dabei hätte er niemandem misstrauen müssen – außer ihr.
    Die Grabkammer des Herodeions sah Akme heute zum ersten Mal. Sie hatte etwas Römisches an sich, etwas Heidnisches. Akmes amüsierter Blick glitt über Mosaike an den Wänden, die Wälder, Wiesen und Tiere darstellten. Gewiss, sie waren geschmackvoll, in einer jüdischen Grabstätte jedoch eigentlich verboten. Die Motive wurden unterbrochen von bronzenen Tafeln, auf denen die Ruhmestaten des Königs eingraviert waren. Abgesehen davon, dass die Taten übertrieben und teilweise gar erfunden waren, belustigte Akme die

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