Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag
dazwischengekommen wären.«
»Es könnte schlimmer sein«, tröstete ihn Susi.
»Wie denn?«
»Du könntest das Vermächtnis im Rachen stecken haben. Mir ist es die ganze Zeit im Mund herumgesprungen; ich hab mich gefühlt, als ob mir ein Klumpen Reisbrei im Hals klebt. Schrecklich, jawoll!«
»Und wir sind dabei, einen weiteren Teil davon zu holen! Falls wir ihn finden können.«
»Der nächste Teil wird ja vielleicht netter sein. Und finden werden wir ihn; er muss schließlich im Schatzturm des Grimmigen sein!«
»Warum?«, fragte Arthur düster.
»Weil es naheliegend ist! Grimmiger Dienstag ist bekannt dafür, dass er seinen Turm mit den allerbesten Sachen vollstopft, und mit der wertvollsten Beute aus den Sekundären Reichen. Logisch, dass das Vermächtnis dabei ist!«
»Das ist zu einfach«, widersprach Arthur.
»Also, wir müssen auf jeden Fall dort rein«, fasste Susi zusammen. »Durch den Wetterhahn und so. Könnte ein bisschen kniffelig werden, selbst mit den Anklebfingern. Und dann werden da auch Wachen und so was sein, schätze ich.«
»Richtig«, stimmte Arthur deprimiert zu.
»Und Fallen.«
»Großartig.«
»Und mit etwas Pech wird auch Grimmiger Dienstag selbst dort sein, aber wenn das sein Zug ist, der da in die Grube runterfährt, sollte er eigentlich drinsitzen.«
»Gut.«
»Wahrscheinlich. Obwohl manchmal auch nur einer der Grotesken des Grimmigen in dem Zug ist – pass auf!«
K APITEL E LF
A rthur lehnte sich verzweifelt nach rechts, als irgendetwas an ihm vorbeistürzte, und wieder war es kaum zu erkennen; seine Netzhaut konnte nur ein paar durcheinandergewürfelte Bilder von Zähnen, Klauen und winzigen, nutzlos flatternden Flügeln an sein Gehirn weiterleiten.
»Was war das?!«
»Keine Ahnung«, erwiderte Susi. »Wer weiß, wie die Brocken entscheiden, was sie bilden, wenn sie zusammenkommen? Schlechte Neuigkeiten für unten!«
»Wieso?«
»Der Nichtling wird den Sturz wahrscheinlich überleben, aber er wird anschließend richtig sauer sein. Aufgepasst!«
Arthur zog mit einem Ruck die Beine an und warf sich nach hinten; bei dem anschließenden Salto rückwärts rauschte eine Kreuzung aus Boa constrictor und Wiesel im Sturzflug an ihm vorbei, zischend und mit schnappenden Kiefern. Fast hätte sie seine Hand erwischt.
Noch näher kam sie an Susi vorbei, doch die verpasste ihr einen harten Schlag mit dem Kupferrohr. Zu Arthurs Überraschung hörte man den Klang von Metall, das auf Metall trifft, und auch das Rohr war noch genauso lang wie vorher.
»Autsch!«, rief Susi. »Hat mich an der Hand gekratzt!«
»War … war das ein Nichtling?«, fragte Arthur, nachdem er wieder eine stabile Fluglage erlangt hatte. Er sah sich nervös in alle Richtungen um und hielt sich bereit, augenblicklich seinen Kurs zu ändern oder sich kopfüber nach hinten zu werfen, um jedwedem auszuweichen, was als Nächstes angeflogen kommen mochte.
»Wer weiß?«, antwortete Susi. »Die meisten Nichtlinge, die sich von selbst entwickelt haben, bestehen aus einer Art Fleisch, aber was immer das hier gewesen ist – es war aus Metall. Hat mein Rohr verbogen.«
»Wie lange dauert es noch, bis wir an der Decke sind?«, erkundigte sich Arthur.
Susi runzelte die Stirn.
»Schwer zu sagen. Wir haben noch nicht mal die rauchige obere Luftschicht erreicht. Vielleicht eine Stunde oder zwei.«
Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als sie die Wolkendecke durchstießen und in die Smogschicht eintraten. Arthur war dem Grubensmog lange genug entkommen, dass er unter dem Gestank litt, und den sauren, beißenden Rauch fand er erstickend.
Glücklicherweise hatte der Spruch, den der Leutnant Hüter ihm beigebracht hatte, nichts von seiner Wirkung eingebüßt. Susi, die lange genug im Haus gelebt hatte, um selbst fast eine Bürgerin zu sein, fühlte sich nicht beeinträchtigt, wenngleich sie die Nase rümpfte.
Die nächste Stunde brachte keine besonderen Vorkommnisse mit sich. Noch immer flogen Nichtsbrocken umher, und einmal fiel ein Nichtling so nahe an ihnen vorbei, dass Arthur kurz in Panik geriet.
Davon abgesehen behielten ihrer beider Flügel das stete Schlagen bei und trugen sie durch die rauchgeschwängerte Dunkelheit nach oben. Es war unmöglich zu sagen, wo sie sich inzwischen befanden.
Nach einer Weile zog Susi eine Taschenuhr aus ihrer Schürze, öffnete sie und sah aufs Zifferblatt.
»Schätze, es kann nicht mehr weit sein«, meinte sie und ließ die Uhr routiniert mit einer Hand wieder
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