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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Lüge! Das Licht beschützt dich!«, schrie die zweite Susi-Stimme, die von rechts kam und näher war.
    »Flügel, bitte dämpft euer Licht«, befahl Arthur leise; gleichzeitig hob er den Rest seines Kupferrohrs und hielt ihn wie ein Schwert vor sein Gesicht.
    Er führte den Stoß gerade rechtzeitig. Ein Wesen wie aus einem Albtraum prallte vor das Rohr, dass Arthur durch die Wucht mehrere Rückwärtssalti schlug. Während Arthur hektisch flatterte, um sich wieder zu stabilisieren, stürzte der Nichtling entsetzlich kreischend an ihm vorbei in die Tiefe; das Kupferrohr steckte wie eine Harpune in seiner Brust.
    Noch kopfüber in der Luft hängend, nahm Arthur mit einem halben Blick das grauenerregende Bild einer Kreatur auf, die ungefähr wie Susi aussah, aber eine schuppige Krokodilhaut hatte. Einer ihrer drei Meter langen Libellenflügel schlug so schnell, dass er stillzustehen schien, während der andere schlaff und nutzlos herabhing, weil Arthurs Rohr in den entsprechenden Brustmuskeln steckte.
    »Woher hast du gewuuuu…«
    Susis Fingernagel, dachte Arthur. Das schwache Funkeln.
    Arthur hatte sich inzwischen wieder aufrichten können, und seine Flügel schlugen in einem ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus. Sie wurden auch nicht wieder heller, sondern verströmten etwa so viel Licht wie ein paar Geburtstagskuchenkerzen, sodass Arthur kaum etwas sehen konnte.
    »Das war knapp«, sagte Susi.
    »Sehr knapp«, bestätigte Arthur. »Ich weiß, dass du es bist, Susi, aber kannst du für eine Sekunde deine Flügel heller stellen, damit sehe, wo du bist? Ich würde dich nur ungern versehentlich mit meinen Kräften zu Asche verbrennen!«
    Er sprach den zweiten Satz lauter als den ersten, falls er doch mit einem weiteren Nichtling redete; vielleicht wirkte das abschreckend.
    »Oh, verstehe«, antwortete Susi und fügte dann lauter hinzu: »Alles, bloß nicht atomarisiert werden!«
    Nur fünf oder sechs Meter von Arthur entfernt wurde es plötzlich heller, und er sah, wie Susi zu ihm emporblickte. Sie winkte und legte die Hände mit den Handflächen über dem Kopf zusammen, um eine Pfeilform zu bilden. Als Reaktion darauf schlugen ihre Flügel schneller. Sie lehnte sich nach links und war rasch auf einer Höhe mit Arthur, nur einen Meter neben ihm.
    »Atomarisiert?«, fragte Arthur.
    »Weiß nich«, entgegnete Susi achselzuckend. »Hört sich aber beängstigender an als ›verbrannt‹, findest du nicht? Verbrennen tun sie veraltete Papiere draußen auf Öd-Öd, daheim im Unteren Haus. Das könnte mir keine Angst einjagen, nicht hier oben. Wo hast du deinen Verbrennungsofen?«
    »Ich wünschte, ich wäre wieder zu Hause«, seufzte Arthur.
    »Ich auch«, antwortete Susi sofort. »Ich wünschte, überhaupt eins zu haben, vom Dortsein gar nicht zu reden. Halt die Augen offen nach weiteren Nichtlingen; unter uns schwirren zu viele Brocken herum. Die Flügel scheinen sie anzuziehen; ich hab mich schon gefragt, warum hier nie welche benutzt werden.«
    »Wie bitte?«, fragte Arthur entgeistert. »Du hast gewusst, dass hier niemand Flügel benutzt?«
    »Klaro«, sagte Susi. »Ich hab einfach gedacht, hier gibt’s nur stumpfsinnige Arbeitstiere, die nicht auf den Gedanken kommen. Schau, da ist der Zug!«
    Sie zeigte auf eine Stelle in der Grubenwand. Arthur blinzelte in die Dunkelheit, und einen Moment lang glaubte er den fernen Funkenflug zu sehen. Dann tauchte er in eine dichte Wolke ein, und selbst seine Flügel konnten nicht alle Feuchtigkeit von ihm fernhalten.
    »Eine Stunde lang in den Wolken, und dann ab in den Rauch«, sagte Susi gut gelaunt. »Schlimmer als die Zigarren von Dame Primus. Die alte Fuchtel wollte mir nie eine geben.«
    »Rauchen kann zum Tod durch Kehlkopf-, Lungen- oder Zungenkrebs oder Herzinfarkt führen«, dozierte Arthur, Asthmatiker und Sohn einer Ärztin. »Ganz zu schweigen von jahrelangem üblem Atem, gelben Zähnen, braunen Fingernägeln und einer Teerlunge, bei der du dich anhörst wie eine Katze, die ein Haarbüschel hochwürgt, nur dass der Auswurf schlimmer als Haare ist.«
    »Na ja, du könntest Recht haben mit den gelben Zähnen und den Fingernägeln, aber im Haus kann das Rauchen dich nicht umbringen«, erwiderte Susi. »Außer du klaust eine von Dame Primus’ Zigarren.«
    »Nun, in meiner Welt aber«, sagte Arthur. »Wo ich so bald wie möglich wieder sein möchte. Wo ich sein sollte … wo ich jetzt auch wäre, wenn mir nicht die Morgigen Tage und die Teile des Vermächtnisses und das alles

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