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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Arthur besorgt. Seine Worte hingen sekundenlang über dem Innenhof in der Luft und waren sogar noch weiter als ihre Schritte zu hören.
    »Hier sind keine Wachen«, rief Ruß. Er hatte vor einer Zellentür angehalten, die sich in nichts von den anderen unterschied. »Grimmiger Dienstag erlaubt niemandem außer sich selbst, den Schatzturm zu betreten. Nicht einmal die Grotesken dürfen hier herein. Aber ich bin jetzt endlich dort, wo ich eigentlich hingehöre – bei all den lieblichen Schätzen!«
    Arthur und Susi verzogen das Gesicht und wichen zurück, als sie den milchigen Speichel aus seinem Mund laufen und durch den Gitterboden des Stegs tropfen sahen.
    »Ist das Vermächtnis in dieser Zelle?«, wollte Arthur wissen. Es kam ihm doch unwahrscheinlich vor, dass jemand wie Grimmiger Dienstag das Vermächtnis hier aufbewahren sollte, selbst wenn niemand – außer seiner früheren Augenbraue – wissen konnte, in welcher der fünftausend Zellen er suchen musste.
    »Im Inneren dieser Zelle sollte es einen Weg zum Vermächtnis geben«, erwiderte Ruß, und sein Speichel warf beim Sprechen Blasen. »Aber ich muss euch hier verlassen; andere, leichter verdauliche Schätze erwarten mich!«
    Er sprang über das Geländer und war verschwunden, bevor Susi mit dem Kupferrohr nach ihm schlagen konnte. Sie und Arthur liefen zu der Stelle, wo er gerade noch gewesen war, und entdeckten ihn mehrere Ebenen unter sich. Er klammerte sich gerade an den Rand eines Steges, rutschte mit lauten Schmatzgeräuschen darunter und verschwand aus ihrem Blickfeld.
    »Den sind wir wohl glücklich losgeworden!«, sagte Arthur.
    »Glücklich, wenn das tatsächlich die richtige Tür ist«, wandte Susi ein. Sie musterte sie prüfend und versuchte dann, den zentimeterdicken Riegel zurückzuschieben. Er gab keinen Millimeter nach, auch nicht als sie mit beiden Händen daran zog und sich mit den Füßen gegen den Türrahmen stemmte.
    »Klemmt oder ist magisch verschlossen«, stellte sie fest. »Nicht mal ein Vorhängeschloss, das man knacken könnte!«
    Arthur untersuchte den Riegel. Es hatte tatsächlich den Anschein, als sei er zwischen Riegel und Ösen in der Nut festgeschweißt. Als Arthur ihn berührte, wurde seine Hand plötzlich heiß; Rostflocken lösten sich vom Metall und fielen zu Boden. Der Riegel klapperte, und Arthur schob ihn mühelos zurück.
    Susi pfiff anerkennend.
    »He, das ist ein klasse Trick! Ich wünschte, ich könnte dasselbe bei der Keksschublade von Dame Primus machen!«
    Arthur stieß die Tür auf und betrat das Innere der Zelle.

K APITEL V IERZEHN

    W ieder stand Arthur in einem Raum, der innen größer war, als es von außen betrachtet möglich sein konnte. Dies war keine winzige Zelle, sondern ein großer Raum wie etwa das Wohnzimmer in seinem Elternhaus – das sie verlieren würden, sollte er die Grotesken nicht aufhalten können.
    Abgesehen von der Fläche gab es allerdings keine Gemeinsamkeiten, denn was er sah, erinnerte mehr an eine Schiffskabine als an ein Zimmer: Die Backsteinwände des Gefängnisses waren durch geteerte Holzplanken ersetzt. Auch Boden und Decke waren mit Planken verkleidet, und als Arthur weiter hineinging, begleitete ein Knarren jeden seiner Schritte. Es brannte eine einzelne Lampe, die schwankend an einer Kette von der Decke hing und die tanzende Schatten warf.
    In einer Ecke gab es eine ordentlich hergerichtete Koje und in einer anderen einige Fässer und eine Truhe, aber der größte Teil des Raumes wurde von einem langen Tisch aus glatt poliertem Holz eingenommen. Darauf lagen in Ständern aus Holz oder Elfenbein hunderte und aberhunderte verschiedener Flaschen, und jede dieser Flaschen enthielt ein Schiff. Zahlreiche Arten von Schiffen in ebenso vielen verschiedenen Flaschen aus Glas in sämtlichen Farben, dickem und dünnem, mit Wachs-, Kork-, Blei- oder metallenen Schnappverschlüssen, Schiffe mit einem Mast, zwei Masten, drei Masten oder ohne Mast mit vielen Rudern, große Schiffe, deren Besatzung vielleicht aus hunderten von Matrosen bestand, und kleine Schiffe, die nur eine Person aufnehmen konnten.
    Arthur ging näher heran. Beim Schein der pendelnden Lampe wanderten die Schatten, und plötzlich sah er am entfernten Ende des Tisches etwas rot aufleuchten. Es war die Glut in der Pfeife des Mannes, der dort saß, eines älteren Mannes mit weißen Haaren und einem ebensolchen Backenbart, der von diesem einmal abgesehen wohl eine Woche lang nicht in die Nähe eines Rasiermessers gekommen

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