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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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war.
    Er trug einen schweren blauen Gehrock mit dunklen Streifen an den Ärmeln, wo früher einmal vier goldene Tressen geglänzt haben mochten. Statt der allgegenwärtigen Pantinen der Fernen Weiten trug er Gummistiefel mit Stulpen, die bis übers Knie reichten.
    Seine Augen lagen tief in den Höhlen und waren strahlend blau und äußerst stechend. Er erwiderte Arthurs Blick und stellte seine qualmende Pfeife behutsam auf einen Ständer; dann legte er den Federkiel zur Seite, ließ den Deckel des in den Tisch eingelassenen Tintenfasses zuschnappen, legte auch das gewaltige bronzegebundene Buch nieder, in dem er geschrieben hatte, und spießte ein Stück Papier, das wie ein altmodisches Telegramm aussah, auf einen langen Metalldorn, wo sich bereits hunderte ähnlicher Zettel stapelten.

    Danach erhob er sich zu voller Größe – er maß gewiss zwei Meter – und trat ins Licht.
    »Es ist der Pfeifer!«, kreischte Susi und fiel auf die Knie – entweder aus Verehrung oder weil sie einer Ohnmacht nahe war oder um den Mann abzulenken. Arthur wusste es nicht, aber er war etwas erleichtert, dass ihr Gegenüber nicht Grimmiger Dienstag war.
    Seine Erleichterung währte jedoch nur eine Sekunde, denn der Mann griff in den Schatten hinter sich und zog eine Drei-Meter-Harpune hervor, die von ihrer unglaublich scharf aussehenden Spitze bis hin zu der Öse für die Einholleine glänzte und blinkte.
    »Nein, Mädchen, ich bin nicht der Pfeifer«, knurrte der Mann mit tiefer, klangvoller Stimme. »Du denkst wohl an meinen jüngsten Bruder. Nun sagt mir eure Namen, bevor ich tun muss, was Grimmiger Dienstag von mir verlangt, und euch in die ewige Verdammnis schicke.«
    »Äh, ist die ewige Verdammnis ein Teil des Hauses?«, fragte Arthur.
    Der Mann gluckste.
    »In diesem Fall bedeutet Verdammnis endgültige Vernichtung«, erklärte er. »Aber ich bin ein umgänglicher Mann und hege keinen Groll gegen euch Bürger. Meine Freundin hier wird euren Schicksalsfaden durchtrennen, eh ihr euch’s verseht, und das ist dann das Ende eurer Geschichte.«
    Während dieser Rede tätschelte er liebevoll die Harpune, die daraufhin noch heller erglänzte.
    »Sagt mir jetzt eure Namen! Ich muss hier Landrattenarbeit verrichten und für Grimmigen Dienstag die Bücher führen, und ich mag es nicht, wenn ich erst den kalten Leichnam befummeln muss, um den Namen herauszubekommen, den ich von der Rolle streichen soll. Also sprecht!«
    »Von der Rolle?«, fragte Arthur. »Meinen Sie damit das Register der Vertragsarbeiter?«
    »Aye, das meine ich, und ich muss mich wieder daranbegeben, also seid so gütig und teilt mir eure Namen mit! Oder muss ich sie mit der Spitze meiner Freundin aus euch herauskitzeln?«
    »Ich bin kein Vertragsarbeiter«, erklärte Arthur und zitterte ein wenig, als der Mann die Harpune hob und einen Stoß andeutete. »Ich bin der Herrscher des Unteren Hauses und gekommen, um Teil Zwei des Vermächtnisses zu holen.«
    Sein Gegenüber sah ihn misstrauisch an, legte aber die Harpune zur Seite und kam auf Arthur zu. Als er vor dem Jungen stand, den er um mehrere Köpfe überragte, fasste er ihm ans Kinn und zwang seinen Kopf zurück, bis sich ihre Blicke trafen; gleichzeitig wehrte er mühelos einen Schlag von Susis Kupferrohr ab, ergriff sie beim Kragen und hob sie in die Luft, ohne auch nur hinzusehen.
    »Herrscher des Unteren Hauses, sagst du?«
    »Ja … ja, das bin ich!«, stammelte Arthur. Susis Lippen liefen blau an, und sie verdrehte die Augen. »Lassen Sie sie in Ruhe!«
    Er streckte die Hand aus und versuchte, Susi herunterzuziehen. Zunächst konnte er den Arm des Mannes keinen Millimeter bewegen, doch dann wurde seine Hand wieder heiß, und mit einem plötzlichen Ruck wurde Susi fallen gelassen.
    »Gut, gut«, sagte der Mann. »Du bist es also tatsächlich.«
    Er streckte die Hand aus. Als Arthur ihm zögernd die seine reichte, schüttelte der Mann sie mit Nachdruck.
    »Ihr könnt mich … sagen wir … Kapitän Tom Shelvocke nennen«, sagte der Weißhaarige. »Bin ein Mariner, der vorübergehend wegen Grimmigem Dienstag, diesem Sklaventreiber, in einer Flaute liegt. Und wer ist diese junge Dame, Herrscher?«
    »Nennen Sie mich Arthur«, bat der Junge und half Susi auf, die Tom mit einem grimmigen Blick bedachte und sich die Kehle massierte. »Das ist Susi Türkisblau, Montags Terz.«
    »Entschuldige die Halsklammer«, sagte Tom und bot ihr die Hand an. »Obwohl du von Rechts wegen von meiner Freundin durchbohrt werden

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