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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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möglichst genau ins Gedächtnis rief. Es war schwer zu sagen, ob es funktionierte, aber jedenfalls begann der Brocken zu leuchten, wenn auch nicht so stark wie bei seinem Gegner. Oder vielleicht doch, denn ein rascher Blick zeigte Arthur, dass alle anderen sich die Augen abschirmten.
    Aber ich habe nur eine Minute lang Zeit, um dieses Xylophon zu kriegen, dachte Arthur verzweifelt. Woher soll ich wissen, wann es fertig ist?
    Seine Finger zuckten, ohne dass er es gewollt hatte.
    Gab der Schlüssel ihm ein Zeichen?
    Erneutes Zucken. Diesmal hielt Arthur es für eindeutig und legte den glühenden Nichtsbrocken behutsam auf den Boden. Dann trat er zurück. Das Glühen verblasste, und da, auf dem Gras, lag Arthurs Xylophon mit den beiden Schlegeln.
    »War’s das?«, fragte Susi.
    Statt zu antworten kniete Arthur unbeholfen nieder und hob die Schlegel auf. Er holte tief Luft, was ihm beim letzten Mal, als er gespielt hatte, nicht möglich gewesen war, und begann die Melodie zu spielen, für deren Komposition er zwei Jahre gebraucht hatte, von seinem achten bis beinahe zehnten Lebensjahr. Es war sein Dankeschön-Lied für Bob und Emily, dafür, dass sie ihn adoptiert hatten. Es fing traurig und langsam und leise an und wurde dann fröhlich und laut.
    Er hielt es nicht für das tollste Lied der Welt, aber er hatte es selbst komponiert, und es drückte aus, was er empfand, als er von seiner Adoption erfuhr, wie er damit zurechtkam und wie dankbar er war, in einer Familie zu sein, die ihn liebte und akzeptierte und nicht anders behandelte als seine Geschwister.
    Er war mit seinem Lied im selben Augenblick zu Ende, als das Vermächtnis »Zeit!« rief.
    Der letzte verklingende Ton des Xylophons verschmolz mit dem dritten Schlag der Uhr.
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann lachte Grimmiger Dienstag höhnisch und streckte die Hand nach den Handschuhen aus. Doch das Vermächtnis trat zwischen ihn und Arthur.
    »Wir müssen den Urteilsspruch abwarten«, meinte es hochnäsig. »Kapitän?«
    Tom sah zu dem Gold-und-Platin-Baum herab und kratzte sich am Kinn.
    »Das ist eine wunderschöne Arbeit«, sagte er. »Es gibt nicht viele, die ein solches Meisterwerk aus Nichts erschaffen könnten. Das Werk eines wahren Genies.«
    Arthur ließ den Kopf hängen. Er hatte darauf gesetzt, was er über den Charakter seines Gegners wusste und was Tom für wichtig halten würde, und er hatte verloren. Selbst wenn Grimmiger Dienstag sie wie versprochen gehen ließ und selbst wenn er nach unten stieg und den Nichtseinbruch eindämmte, würde Arthurs Familie alles verlieren. Möglicherweise würde die gesamte Welt in eine wirtschaftliche Depression fallen, und das alles, weil es Arthur nicht gelungen …
    »Das Werk eines wahren Genies«, wiederholte Tom. »Nur nicht Eures Genies, Lord Dienstag.«
    »Es ist mein Werk!«, brüllte Grimmiger Dienstag. »Ich habe es aus Nichts geschaffen!«
    »Aber es ist eine Kopie«, beharrte Tom. »Ich habe es schon einmal gesehen, wenn auch das Silber nun durch Platin ersetzt ist. Es war in der Werkstatt Del Moros in Rom, auf der alten Erde, als ich Kapitän auf dem Handelsschiff eines genuesischen Kaufmanns war und Kandelaber und versilberte Schalen auf eigene Rechnung kaufte. Sehr viel später sah ich es noch einmal in der Sammlung von Froment-Meurice. Ich nehme an, das Original befindet sich zurzeit in Eurem Schatzturm.«
    Tom wandte sich Arthur zu und fuhr fort. »Arthurs Melodie dagegen habe ich noch nie gehört, und ich kenne viele Lieder. Sie hat in mir das Bild erweckt, von einer langen, einsamen Reise nach Hause zurückzukommen zu einem warmherzigen Empfang, und mich zugleich an das freudige Gefühl erinnert, wenn man an Bord eines neuen Schiffes geht, die frischgeschrubbten Planken betritt und den Gezeitenwechsel zum Auslaufen kaum erwarten kann. Ich erkläre Arthur zum Sieger dieses Wettstreits!«
    »Nein!«, schrie Grimmiger Dienstag. »Nein!«
    Er stürzte sich auf Arthur, legte seine bleichen, drahtigen Finger wie Schraubzwingen um dessen Handgelenke und hob den Jungen hoch. Doch als er versuchte, ihm die Handschuhe auszuziehen, gaben sie keinen Millimeter nach. Fast kugelte er Arthur die Arme aus, als er ihn vor Wut tobend in der Luft hin und her schleuderte und an den Handschuhen zerrte, bis Tom und das Vermächtnis einschritten.
    Selbst diese beiden mit ihrer ganzen Kraft konnten Grimmigen Dienstag kaum bezwingen, bis Arthur schließlich die Handflächen ausstreckte und »Stopp!« rief.
    Die

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