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Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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auf die See hinaus; während sie sich unterhielten, sahen sie einander kaum an.
    »Ich hoffe doch, Ihr hattet bisher eine einträgliche Reise, Kapitän?«
    »Zufriedenstellend, Fräulein Morgengrauen. Darf ich fragen, welches glückliche Geschick dazu geführt hat, dass Ihr mein Schiff mit Eurer Anwesenheit beehrt?«
    »Das dürft Ihr in der Tat, Kapitän. Ich bin hier auf ausdrücklichen Wunsch unserer Herrin und führe eine dringende Eilbotschaft mit mir, die ich erfreut bin zu überreichen.«
    Morgengrauen griff in ihren Ärmel, der so eng war, dass er unmöglich der Aufbewahrung von etwas anderem als ihrem Arm dienen konnte, und zog daraus einen großen, dicken, lederfarbenen Umschlag hervor, der mit einem fast zwei Zentimeter dicken Klecks blauem Siegelwachs versiegelt war.
    Kapitän Schwell nahm den Umschlag langsam entgegen, erbrach behutsam das Siegel und faltete ihn auseinander, um den auf die Innenseite geschriebenen Brief zu lesen. Die Mannschaft war still, während er las; man hörte nur die Wellen an den Schiffsrumpf schlagen, die Spanten knarren, gelegentlich flatterte ein Segel, und der Wind pfiff leise in der Takelage.
    Jeder wusste, was es mit dem Brief auf sich haben musste. Befehle von Kalter Mittwoch. Das bedeutete Ärger, insbesondere nachdem ihnen direkte Anweisungen von Mittwoch in den letzten paar Tausend Jahren erspart geblieben waren. Es war fast sicher, dass ihr Ziel nicht mehr das heimatliche Mittwochshafen war und die wenigen Tage Landurlaub, die sie gewöhnlich erhielten, während ihre wertvolle Fracht verkauft wurde, diesmal ausfielen.
    Kapitän Schwell las den Brief zu Ende, schüttelte den Umschlag und griff die zwei zusätzlichen Dokumente aus der Luft, die wie die Tauben eines Zauberers herausgeflattert kamen.
    »Wir haben Befehl, zu einem landumschlossenen Teil der Sekundären Reiche zu segeln«, sagte der Kapitän zu Mittwochs Morgengrauen, und in seiner Stimme lag die Andeutung einer Frage.
    »Unsere Herrin wird dafür sorgen, dass die See sich bis dorthin erstreckt, solange Euer Passagier zum Einschiffen braucht«, entgegnete Morgengrauen.
    »Wir müssen das Band der Stürme zweimal überqueren«, fügte der Kapitän hinzu. »Mit einem sterblichen Passagier.«
    »Das müsst Ihr«, stimmte Morgengrauen ihm zu. Sie tippte eines der Dokumente mit ihrer Reitgerte an. »Dies ist ein Genehmigungsschreiben, das einem Sterblichen gestattet, das Band zu passieren.«
    »Dieser Sterbliche soll als persönlicher Gast von Mylady behandelt werden?«
    »Das soll er.«
    »Der Name dieses Passagiers wird für mein Ladungsverzeichnis erforderlich sein.«
    »Unnötig«, wischte Morgengrauen seinen Einwand weg. Sie blickte dem Kapitän direkt in die Augen. »Seine Anwesenheit ist vertraulich. Ihr habt eine Beschreibung, eine örtliche Bestimmung und spezifische Segelinstruktionen, die von mir selbst aufgesetzt worden sind. Ich schlage vor, Ihr begebt Euch an die Arbeit. Es sei denn natürlich, Ihr wünscht diese Befehle in Frage zu stellen? Ich könnte eine Audienz mit Lady Mittwoch arrangieren, wenn das Euer Begehr ist.«
    Sämtliche Mannschaftsmitglieder hielten die Luft an. Sollte der Kapitän beschließen, die Dame sprechen zu wollen, würden sie alle mitgehen müssen, und zu diesem Schicksal war kein Einziger unter ihnen bereit.
    Kapitän Schwell zögerte einen Moment. Dann salutierte er langsam.
    »Wie stets bin ich Myladys gehorsamster Diener. Guten Tag, Fräulein Morgengrauen.«
    »Auch Euch einen Guten Tag, Kapitän.« Morgengrauens Schwingen bewegten sich und sandten eine plötzliche Brise übers Quarterdeck. »Viel Glück.«
    »Das werden wir brauchen«, flüsterte der Steuermann seinem Kameraden zu, als Morgengrauen auf die Reling trat und einen langen, gebogenen Kopfsprung ausführte, der sie in mehreren Hundert Metern Entfernung in die See eintauchen ließ, wo sie sich in einen goldenen geflügelten Hai zurückverwandelte.
    »Mister Pfännchen!«, brüllte der Kapitän, obwohl der Erste Offizier kaum einen Meter neben ihm stand. »Klar zum Segelsetzen!«
    Er sah auf die komplexen Segelanweisungen in seiner Hand herab, die Morgengrauen ihm gegeben hatte, merkte sich die bekannten Seezeichen der Grenzsee, die sie sichten mussten, und die Vorzeichen und Zauberformeln, die erforderlich waren, um das Schiff zum gewünschten Zeitpunkt an den vorgesehenen Ort in den Sekundären Reichen zu steuern. Wie bei der gesamten regulären Handelsmarine von Kalter Mittwoch der Fall, war auch der

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