Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub
um Sir Donnerstag. Den Dritten Schlüssel werde ich vorübergehend behalten; ich werde ihn eben einfach nicht zu viel benutzen.«
»Aber du wirst hier gebraucht!«, protestierte der Karpfen. Er glotzte ihn an, wie es nur ein glotzäugiger Fisch konnte. »Der Schlüssel wird hier gebraucht! Ohne ihn könnte das Gleichgewicht zwischen der Grenzsee, den Reichen und dem Nichts empfindlich gestört werden!«
Arthur war schon dabei, am Netz hochzuklettern; Blatt und Susi folgten ihm dicht auf den Fersen. Er hielt an und sah auf den Karpfen hinunter.
»Ich brauche ihn!«, rief er. »Ich bin es leid, macht- und wehrlos zu sein, wenn die Morgigen Tage kommen und meine Familie und meine Welt angreifen oder mich hierher zurückzerren, geradewegs in die Schwierigkeiten hinein. Wie gesagt, ich zische nur schnell heim, vergewissere mich, dass alles in Ordnung ist, und komme sofort wieder zurück. Ich will das auch nicht, aber ich weiß, dass es sein muss.«
Er kletterte weiter, aber als er oben angekommen war, drehte er sich um und blickte noch einmal zum Karpfen hinab.
»Also lassen Sie mich einfach in Ruhe!«
»Das wird er nicht«, prophezeite Blatt, »genauso wenig wie die Morgigen Tage.«
»Ich weiß«, erwiderte Arthur resigniert. »Ich weiß –«
»Bitte um Entschuldigung«, unterbrach Susi in ausgesprochen formellem und korrektem Ton. »Ich muss unverzüglich passende Bekleidung finden. Fräulein Blatt, ich wage zu behaupten, dass ich auch für Sie ein Kleid finden könnte.«
»Ein Kleid!?«, wiederholte Blatt entgeistert. »Warum sollte ich ein Kleid anziehen wollen?«
»Sie hat Dame Primus versprochen, sich in der Grenzsee ordentlich zu benehmen«, erklärte Arthur hastig. »Ein weiterer guter Grund für uns alle, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden!«
»In der Tat, ich bin ausgesprochen begierig darauf, meinen Fuß wieder in zivilisiertere Regionen zu setzen«, sagte Susi. Sie erübrigte ein knappes Nicken für Arthur und Blatt, dann eilte sie übers Deck, wo sie nur anhielt, um den Mariner mit einem Hofknicks zu bedenken, worauf dieser glucksend einen Finger an die Mütze legte, bevor er zu Arthur hinüberging und ihm kräftig die Hand schüttelte.
»Wohin soll’s gehen, Lord Arthur?«, erkundigte sich der Mariner. »Ich hätte nicht übel Lust, mal wieder die Grenzsee zu durchpflügen, denn ich habe diese Gewässer schon lange nicht mehr besegelt, aber ich setze dich natürlich überall ab, wo du willst.«
»Wie zum Beispiel auf der Erde?«, fragte Blatt.
Der Mariner heftete seinen blauen, durchdringenden Blick auf sie.
»Ein Schiffsjunge sollte seiner Frage immer ein ›Sir‹ anhängen«, sagte er. »Ja, ich könnte dieses Schiff zur Erde segeln, denn wo immer die Wellen der Grenzsee einmal an ein Ufer geschwappt sind, da können sie wieder hinwogen. Aber ich hielte es nicht für klug. Die Grenzsee hat sich jetzt schon zu weit ausgebreitet, und dieser Fisch hat Recht. Die Ufer und Grenzen dieses Ozeans müssen einmal mehr vom Dritten Schlüssel befestigt werden.«
»Ich habe doch gesagt, dass ich mit dem Schlüssel zurückkommen werde«, protestierte Arthur. »Können Sie uns dann eben nach Mittwochshafen bringen, sodass wir einen Aufzug ins Untere Haus nehmen können?«
»Aye«, stimmte der Mariner zu. »Dann also Mittwochshafen.«
»Und wohin gehen wir vom Unteren Haus aus?«, wollte Blatt wissen.
»Durch den Vordereingang«, erklärte Arthur matt. Er winkelte sein linkes Bein an und musterte den Krabbenpanzer. Mit dem Dritten Schlüssel könnte er ihn entfernen, aber er beschloss, ihn bis zum letzten Moment zu tragen. Es würde nicht einfach werden, zu erklären, was mit dem ursprünglichen Verband geschehen war. »Geradewegs zurück ins Krankenhaus, hoffe ich, ein paar Sekunden, nachdem wir es verlassen haben.«
»Dann wird es also immer noch Mittwoch sein?«
»Jau.«
»Der längste Mittwoch, den ich jemals hatte«, sagte Blatt. »Ich bin froh, wenn ich wieder zu Hause bin.«
»Ich auch«, sagte Arthur.
K APITEL Z WEIUNDDREISSIG
A rthur, bist du auch ganz sicher, dass dir nichts fehlt?«, fragte Emily. Sie stand wieder über sein Bett gebeugt.
Der Junge sah sie an, aber er sagte nichts und mied ihren Blick.
Emily drehte sich um, um die Anzeigen der diagnostischen Apparate neben dem Bett zu überprüfen.
»Nun komm schon, Sohn«, ermunterte Bob ihn von der anderen Seite des Bettes aus. »Sag uns einfach nur, dass es dir gut geht. Ich weiß, dass es ein schrecklicher
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