Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub
bestimmt von der Schauder angegriffen worden?«, vergewisserte sich Monckton. Er blickte Langschwanntz an, und sein Schwanz hob sich wie ein aufgeregtes Fragezeichen. »Fieberauge wird immer kühner. Wir haben keine gesonderte Bestätigung von diesem Vorfall.«
»Watkingle meinte, die Gottesanbeterin könnte sich der Schauder erwehren«, sagte Arthur.
»Das ist unmöglich zu sagen«, entgegnete Monckton. Er war offensichtlich beunruhigt. »Wenn Fieberauge fest entschlossen wäre, würde er sich wahrscheinlich durchsetzen. Den Berichten Doktor Scamandros’ zufolge, habt Ihr ausgesprochenes Glück gehabt, dass Ihr ihm das erste Mal entwischt seid.«
»Wie geht es ihm?«, erkundigte sich Arthur. »Doktor Scamandros? Ich habe ganz vergessen zu fragen …«
»Der Heilungsprozess verläuft gut«, berichtete Langschwanntz. »Er wird uns in Kürze Gesellschaft leisten. Die Gottesanbeterin wurde also vor vier Tagen, gemessen nach Hauszeit, angegriffen? Wisst Ihr, wo?«
»Ich glaube, es war in den Sekundären Reichen, aber genau weiß ich es nicht.«
»Wenn Fieberauge gerade auf Kaperfahrt ist, wird er nicht in seinem Hafen sein«, sagte Monckton. »Das verbessert Eure Chancen gewaltig, Arthur. Aber vor vier Tagen nach Hauszeit … er könnte überall sein.«
»Es spielt keine Rolle, wo Fieberauge ist«, erwiderte Arthur und hoffte, dass er tapferer klang, als er sich fühlte. »Ich muss in diesen Hafen hinein. Erst recht, wenn Fieberauge Blatt und die Mannschaften der beiden Schiffe zu Sklaven machen will.«
Hoffentlich ist das so, dachte Arthur. Immer noch besser, als getötet zu werden. Aber vielleicht hat ja die Gottesanbeterin Fieberauge besiegt …
»Es gibt gute Neuigkeiten«, berichtete Langschwanntz. »Die Aktivkohle ist angekommen, und die Balaena ist voll fahrbereit. Ich habe soeben via Flasche eine Nachricht von ihr erhalten, die bestätigt, dass sich das Tauchboot in ungefähr zehn Minuten in einiger Entfernung von der Küste mit uns vereinigen wird.«
»Wir laufen nicht Mittwochshafen an?«, fragte Arthur.
»Nein«, bestätigte Langschwanntz. »Kommodore Monckton und ich haben beschlossen, dass es am besten ist, Eure Anwesenheit hier geheim zu halten und Eure Verlegung auf das Tauchboot erst recht. Fieberauge hat höchstwahrscheinlich Informanten im Hafen, und diese können gewiss auf magischen Wegen mit ihm in Verbindung treten.«
»Das klingt einleuchtend. Sind irgendwelche Botschaften für mich angekommen, während ich geschlafen habe? Dame Primus muss meinen Brief bekommen haben, wenn Sie schon Ihren Brennstoff haben.«
Langschwanntz schüttelte den Kopf. »Keine Botschaften über Flasche. Jedoch ist eine Bevollmächtigte von Dame Primus an Bord der Balaena. Sie wird wohl Nachrichten für Euch bei sich haben.«
»Sie?«, fragte Arthur gespannt. »Ist ihr Name Susi Türkisblau?«
Langschwanntz zog eine Papierrolle aus der Tasche seines Rocks, entrollte sie und überflog den Text.
»Kein Name«, sagte er. »Nur ›eine Bevollmächtigte von Dame Primus‹.«
»Ich hoffe, es ist Susi«, sagte Arthur. »Sonst ist niemand an Bord des Unterseebootes gekommen, oder? Wie zum Beispiel ein großer, graubärtiger alter Kerl mit einer Harpune?«
»Ich nehme an, Ihr bezieht Euch auf den Mariner«, meinte Langschwanntz steif. »Sollte er sich entscheiden, irgendeines unserer Schiffe mit seiner Gegenwart zu beehren, würde dies unverzüglich gemeldet. Er steht bei uns in kaum geringerem Ansehen als sein Bruder, unser edler Schöpfer, der Pfeifer.«
»Er ist also nicht an Bord.« Instinktiv fasste er sich an den Hals, ob das Medaillon des Mariners noch da war. Nicht, dass es schon irgendetwas bewirkt hätte, zumindest soweit er das erkennen konnte. Er hatte immer gewusst, wie unwahrscheinlich es war, dass der Mariner auftauchen und ihm helfen würde, aber gehofft hatte er es dennoch. Nun hatte sich auch diese geringe Hoffnung in Luft aufgelöst.
»Wo ist Doktor Scamandros?«, erkundigte er sich. Es schien allmählich, als müsse er sich ganz allein und ohne das Team an seiner Seite in Fieberauges geheimes Weltchen einschleichen.
»Er sollte mittlerweile eigentlich hier sein«, antwortete Langschwanntz. Er ging zur Tür und öffnete sie, um in den Gang zu schauen; die Wache zuckte zusammen. »Ah – da kommt er!«
Wenige Augenblicke später trat Doktor Scamandros ein. Er sah aus wie immer, bewegte sich aber mit Hilfe eines Spazierstocks aus Ebenholz fort, dessen Knauf aus einem geschnitzten Papageienkopf
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