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Die Schluesseltraegerin - Roman

Die Schluesseltraegerin - Roman

Titel: Die Schluesseltraegerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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euch. Aber dann ist meinem Vater sein Rachefeldzug entglitten. Er wusste schließlich nicht mehr, was er tat. Ansgar hätte weiterleben müssen, denn so ist nun alles hinfällig.«
    »Lass es mich erraten, Ada: Das Ende eures Planes war, die Sippe der Hilgerschen auszulöschen und zu beerben.«
    »Einer meiner Söhne, Enkel des Hatho und der Gesa, meiner armen Mutter, die sich aus Gram das Leben nahm, soll Herr des Hilgerhofes sein.« Ada sprach diese Worte fast feierlich.
    »Und darum mussten alle anderen Erben sterben. Rothger, Gernot, Heinrich. Ansgar aber, als der Vater deines Erben, hätte weiterleben dürfen. Als Narr jedoch, ist das richtig?«
    »So lange, bis Friedrich ein Mann ist.«
    »Was ist mit Uta, mit Berta und Liudolf?«
    Ada blickte Inga kurz an und lächelte ihr dabei bitter zu.
    »Uta trug den Erben des Rothger in ihrem Bauch. Berta hast allein du auf dem Gewissen, Inga. Und der Tod Liudolfs war ein reiner Glücksfall. Es war Glück, eine Fügung der Natur. Er hätte uns tatsächlich gefährlich werden können.«
    Inga wurde mit einem Mal blass. Ganz plötzlich verlor sie ihre Fassung. Tränen schossen bei diesen Worten der Schwägerin in ihre Augen. Sie hatte es geahnt, aber niemals wahrhaben wollen. Doch jetzt musste sie Gewissheit haben.
    »Auch ich habe vier Mal einen Erben des Rothger in mir getragen«, sagte sie mit erstickter Stimme.
    »Ich weiß, Inga, und es tut mir leid. Du musst wissen, dass es mir nicht schwergefallen ist, deinen Mann zu töten. Er war ein Widerling. Gernot und Heinrich erweckten Mitgefühl in mir, und auch Uta kostete mich Überwindung, nicht ihretwegen, sie war ein Miststück – nein, ihres Kindes wegen. Ansgar dieses Gift einzuflößen, machte mir sogar Freude. Aber dir deine Kinder genommen zu haben, das bereue ich mehr als alles andere. Es tut mir jetzt noch weh, wenn ich daran denke. Du hast
dich so auf sie gefreut, und du warst die einzige im Hause, die ich jemals wirklich gemocht habe. Glaube mir bitte, dass ich aufrichtig zu dir spreche.« Ada versuchte Inga bei diesen Worten in die Augen zu blicken, konnte es aber nicht.
    »Du warst es also.«
    »Ja. Ich war es.«
    »Mutterkorn, Wacholder, Mägdebaum und Fingerhut – welche Zutat braucht man noch, um ein solches Gift herzustellen, Ada?« Inga hatte sich erhoben und schrie die Schwägerin an.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe es nicht gemacht. Eine fahrende Frau hat es mir verkauft.« Ada blieb ruhig, ihre Augen jedoch verrieten den Schmerz, den sie offenbar verspürte.
    »Und dann hast du es im Grubenhaus versteckt, so wie die ausgerissenen Haare der Uta.«
    »Sie hat es nicht trinken wollen, die Schlange. Ist mir auf die Schliche gekommen. Da musste ich handeln. Ich habe sie einfach gepackt und zum Brunnen gezerrt. Du hast das Fläschchen gefunden?«
    »Nicht ich, sondern die Zwillinge. Du wolltest Uta also genauso vergiften wie mich?«
    »Ich wollte nicht sie, sondern nur ihre Frucht töten. Doch sie hat mich erwischt, ich konnte nicht anders. Sie musste in den Brunnen.«
    »Warum so spät? Warum erst, als die Kinder fast ausgetragen waren? Wieso nur so grausam, wenn es doch hatte sein müssen?« Inga war außer sich.
    »Weil ich feige war. Ich traute mich nicht, hoffte die ganze Zeit, Mutter Natur würde mir zu Hilfe eilen, so wie sie es doch so häufig tut. Es ist nicht einfach, so etwas Böses zu vollbringen. Aber auch du hast es getan, Inga. Vergiss das nicht. Auch du hast es getan. Grausamer und blutiger noch als ich. Mit einer rostigen Eisenstange hast du Bertas Kind geholt.«

    »Ich weiß nicht, Ada, ob du mein Mitleid weiterhin verdienst.« Inga setzte sich wieder, ihre Stimme klang hart.
    »Du hattest tatsächlich Mitleid mit mir?«
    »Ja, das hatte ich. Mit dir und deinen Kindern. Doch du hast mir meine Kleinen genommen. Du darfst nicht erwarten, dass ich unter diesen Umständen mein Wissen verheimlichen werde.«
    Ada blieb trotz dieser Drohung ruhig und sagte nur: »Du hast mir meinen Mann genommen.«
    »Das wiegt deine Tat nicht auf.«
    »Das ist wahr.« Zitternd griff Ada nach Ingas Hand. »Ich bin dir noch immer dankbar, dass du mein kleines Mädchen gerettet hast. Sie darf weiterleben, weil du für sie da warst. Und sie ist ein solch liebenswertes und kluges Kind.«
    Auch Ada hatte plötzlich Tränen in den Augen. Diese kühle, zurückgezogene Frau – Inga hatte sie nie zuvor weinen sehen. Trotz ihrer Wut und ihrer Trauer konnte Inga sie nicht hassen. Sie konnte nicht, und sie wusste nicht,

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