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Die Schluesseltraegerin - Roman

Die Schluesseltraegerin - Roman

Titel: Die Schluesseltraegerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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abzuhalten, aber er war zu stark. Irgendwann sank er in sich zusammen und entschwand wieder in sein Reich der Träume.
    Hatho, dachte Inga.
    Sie musste unbedingt mit Bero reden.

    »Da bist du! Ich wollte mich soeben aufmachen, dich zu finden.«
    Bero war ohne Rücksicht auf den mürrischen Wirt einfach in die Taverne gestürmt, hatte seine Schwester umarmt und gerufen: »Alles ist gut!«
    »Was soll dieser Tumult? Was bist du für einer, Roter? Wenn du dich so sehr freust, musst du auch etwas bestellen. Herumschreien alleine ist hier untersagt. Saufen und herumschreien, das darfst du«, schimpfte Ottmar.
    »Dann bring mir einen Becher Met. Nein, drei Becher. Auch du, Wirt, darfst mitfeiern, denn ich bin der neue Herr vom Hilgerhof.«
    »Psst«, zischte Inga. »Du vergisst dich, Bero. Denke dran, wer da hinten in der Ecke liegt, und außerdem soll auch der dicke Ottmar nicht alles wissen. Wir sind hier weit weg von zu Hause, aber so weit, dass keine Kunde von Huxori bis in unsere Heimat dringen könnte, ist es auch nicht.«
    »Du hast Recht, Schwester. Aber um den da hinten muss ich mir keine Sorgen machen, oder etwa doch? Ist er erneut licht geworden?«
    »Ja, das ist er.« Inga setzte sich mit dem Bruder außer Hörweite des Ottmar, der noch immer irgendetwas Böses vor sich hinbrummelte.
    »Er sagte, er müsse Hatho töten.«
    »Hatho?«
    »Ja. Hatho ist der Weiße.«
    »Das kann nicht sein. Hatho, der Schmied?«
    »Wer sonst?«
    »Es gibt sicherlich noch andere Hathos. Der Weiße jedenfalls ist tot. Von meiner Hand!« Bero blickte stolz.
    »Und Gisela ist nun deine Braut?«
    »Ja. Ich musste dem Ulrich drohen, aber dann hat er sich erweichen lassen. Ihm sei es lieber, einen vertrauten Feind im
Hause zu haben, als eine solch undurchschaubare Meute wie das Gottespack, welches sich hier in der Gegend häuslich einzunisten versuche.«
    »Und nun? Dein Glück wird nur von kurzer Dauer sein. Denk daran, dass Ansgar männliche Erben hat, die Jahr um Jahr heranwachsen. Ihr Recht ist stärker. Du wirst nur ein Meier sein, mehr nicht.«
    »Das wird sich regeln lassen.«
    »Dem stehen vier im Wege. Ada und ihre drei Söhne. Ich hingegen denke an eine Lösung, bei der nur eine im Wege steht.«
    »Und das wäre?«
    »Gisela. Sagtest du nicht selbst, dass Ada Eindruck auf dich gemacht hat?«
    »Was führst du im Schilde, Schwester?«
    »Ich werde dich begleiten und mit Ada reden. Alles hat sich nun zusammengefügt, Bero. Alles.«
    Und dann ging sie zu Ansgar, flößte dem Schlafenden einige Tropfen ein, packte einen eisernen Ring mit Schlüsseln in ihr Reisesäckchen, nahm einen großen versiegelten Krug aus einem Regal und verabschiedete sich von Ottmar mit den Worten:
    »Guter Wirt, mein Bruder hier hat mir soeben mitgeteilt, dass in seinem Ort ein altes kräuterkundiges Weib verstorben ist. Sie hat zahllose Heilmittel hinterlassen. Es wäre doch dumm von mir, wenn ich mich nicht sofort aufmachte und mich daran bediente! Sicherlich gibt es auch Salben und Tinkturen gegen dein wundes Bein, und auch von den Tropfen, die deine Mutter so selig und lieb werden lassen, benötigen wir Nachschub. Am Abend bin ich zurück.«
    »Geh doch, loses Weib. Treibst dich eh nur rum. Und wer weiß, ob der Rote tatsächlich dein Bruder ist, du feiles Stück.«
    Inga ignorierte die Beschimpfungen und trat mit ihrem Bruder hinaus an die frische, reine Frühlingsluft.

    »Du? Hier? Wir dachten, du seiest tot!«
    Gisela wusste nicht, wie sie reagieren sollte, als plötzlich die verhasste Witwe ihres Bruders, aber auch Schwester ihres künftigen Gatten auf dem Hofe der Hilgerschen auftauchte.
    »Blass siehst du aus, Gisela, geht es dir nicht gut? Du müsstest doch strahlen vor Glück, jetzt, wo du einen jungen Bräutigam hast und bald Herrin des Hofes sein wirst.« Inga gab sich betont freundlich.
    »Übel ist mir, schon seit vielen Tagen. Als würden mich zahlreiche kleine Gnome von innen in den Bauch zwicken, ihn immer wieder zusammenziehen und dann aufblasen. Ich weiß nicht, was es ist. Es will nichts mehr aus mir herauskommen, selbst wenn ich mir die Seele aus dem Leibe drücke.«
    »Da gibt es Heilmittel, Gisela. Zahlreiche sogar. Geh nur zur Gunda, sie wird dir helfen.«
    »Das werde ich tun. Besser, ich frage die krumme Zaunreiterin. Würde ich etwas von dir annehmen, wüsste ich bereits, wo ich ende«, antwortete Gisela zickig. »Und weshalb bist du hier?«
    »Den alten Ulrich will ich besuchen. Ich möchte sehen, wie es ihm geht. Hab ihn

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