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Die Schluesseltraegerin - Roman

Die Schluesseltraegerin - Roman

Titel: Die Schluesseltraegerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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wie sie nun handeln sollte. Sollte sie ihren Plan weiter verfolgen, oder sollte sie ihrerseits Rache nehmen? Es lag allein in ihrer Hand.
    Wieder verging eine Zeit des Schweigens, in der beide Frauen weinend nebeneinander saßen und auf die blühende Kastanie schauten.
    »Gisela ist im Moment sehr unwohl. Hat auch das einen Grund?«, fragte schließlich Inga, sich die Tränen abwischend.
    »Gunda hat mir dieses Mittel gegeben. Ich war bei ihr und beklagte mich über Durchfall. Es ist ein Gebräu aus Himbeerblättern und sonstigen Zutaten.« Auch Ada hatte ihre Tränen hinuntergeschluckt und sprach wieder gefasst und abgeklärt.
    »Das habe ich geahnt. Vollkommen harmlos. Es wird nicht zu dem führen, was du dir wünschst, Ada. Selbst wenn du ihr einen ganzen Bottich davon verabreichst.«

    »Was muss ich ihr stattdessen geben?«
    »Das wäre wahrlich ein schmerzhafter Tod, Ada«, antwortete Inga. »Sie ist ein ekelhaftes Weibsstück, aber so sollte niemand sterben. Man könnte ihren Ruf schädigen, das würde ausreichen, um sie zu enterben.«
    »Sie kann alles zunichtemachen. Stell dir nur vor, was aus uns wird, wenn sie Erbin des Hofes wird. Selbst mit deinem Bruder an ihrer Seite würde sie allen das Leben unerträglich gestalten. Meine Kinder wären verloren.«
    »Dich hat das Leben der Kinder anderer auch nicht bekümmert, Ada. Dennoch will auch ich nicht mehr, dass Bero Gisela zur Frau nimmt.«
    »Sondern wen?«
    »Dich.«
    »Mich? Wie kannst du so etwas sagen, nach all dem, was ich dir angetan habe?«
    »Es ist nicht deinetwegen, glaube mir. Am liebsten würde ich dir eigenhändig den Hals umdrehen, Ada. Doch das kann ich nicht. Dankbar müsste ich dir sogar für deinen misslungenen Rachefeldzug sein. Denn du und dein Vater, ihr habt durch eure Taten meiner Familie einen ungeheuren Dienst erwiesen. Es wäre nun ein Leichtes für sie, die mächtigste Sippe der Gegend zu werden. Doch dem stehst allein du im Wege, du und leider auch deine Kinder. Solange ihr da seid, nützt Bero eine Verbindung mit Gisela nichts.«
    Ada wurde stutzig. Was redete Inga da?
    »Heißt das, wenn ich ihn heirate, würde uns nichts geschehen?«
    »Das ist es, was ich von dir verlange, Ada. Denn ich möchte deine Kinder nicht für das bestrafen, was du getan hast. Ich will keine weiteren Toten.«
    »Du vergisst, dass ich einen Mann habe. Vielleicht lebt er
noch. Niemand weiß, wo er ist. Täglich rechne ich damit, dass er vor mir steht und mich erschlägt.«
    »Das wird nicht geschehen. Du kannst beruhigt sein.«
    »Ist er etwa tot?«
    »Nein. Er ist bei mir. Bero hat ihn zu mir gebracht. Er kommt hin und wieder ein wenig zu Verstand. Ich glaube jedoch, dass das Gift, welches du ihm verabreicht hast, einen dauerhaften Schaden angerichtet hat. Er wird nie wieder sein, wie er war. Nie wieder, da bin ich mir sicher.«
    »Bei dir ist er? Wo ist das?«
    »Das tut nichts zur Sache. Ihm wird nichts geschehen. Aber wir können die Menschen wissen lassen, dass der Waldmann auch ihn auf dem Gewissen hat. Eine seiner letzten grausamen Taten.«
    Ada fragte müde: »Und das tust du alles nur für deine Familie?«
    »Irgendwann will auch ich hierher zurückkehren. Es würde mir gefallen, zusammen mit der alten Gunda der Heilkunst nachzugehen. Ich bin es leid, angefeindet zu werden und in Ungewissheit zu leben. Wie viel lieber wäre es mir, Frieden mit meiner Familie zu finden, und welch eine Genugtuung würde es sein, sie zufrieden und auch mächtig zu sehen.« Inga seufzte und sprach dann weiter: »Wenn die Leute glauben, dass Ansgar verstorben ist, und Bero einen triftigen Grund findet, sein Verlöbnis mit Gisela zu lösen, dann steht einer Heirat zwischen dir und meinem Bruder nichts im Wege. Lediglich Ulrich muss sein Einverständnis geben. Und das wird er. Jedoch glaube ich, dass er ahnt, wie alles war. Er weiß von deinem Vater, er weiß, dass du es warst, die sich ständig als weiße Frau aus dem Haus geschlichen hat. Er ist nicht der altersschwache Greis, für den man ihn hält. Aber er wird schweigen, da bin ich mir sicher. Solange er seinen Brennnesselwein trinken kann, in der Sonne sitzen
darf und man hin und wieder seinen Geschichten lauscht, ist er zufrieden und wird schweigen wie ein Grab.«
    »Und auch du wirst niemandem erzählen, dass der Waldmann mein Vater war?«, bat Ada die Schwägerin. Hoffnung keimte in ihr auf.
    »Nicht, solange ich dir vertrauen kann. Dein Vater ist nun tot, und ich hoffe, dass es allein sein von Rachegelüsten

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