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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Das heißt, dass alle Mitglieder gleichermaßen profitieren sollten - nicht, dass ein paar sich auf Kosten der anderen bereichern.«
    »Vollkommen richtig«, entgegnet Luke, ohne mit der Wimper zu zucken. »Aber das heißt nicht, dass jeder Anleger ein Anrecht auf eine Gewinnauszahlung von 20 000 Pfund hat, oder?«
    »Vielleicht nicht«, sage ich und werde dabei etwas lauter. »Aber die Kunden haben doch sehr wohl ein Anrecht darauf, glauben zu dürfen, dass ein Unternehmen, dem sie seit fünfzehn Jahren ihr Geld anvertraut haben, sie nicht hinters Licht führt! Janice und Martin Webster haben Flagstaff Life vertraut. Und sie haben Flagstaffs Angebot vertraut. Und was hat ihnen dieses Vertrauen eingebracht?«
    »Das Anlagegeschäft ist ein Glücksspiel«, sagt Luke kühl. »Manchmal gewinnt man -«
    »Das hier hat nichts mit Glück zu tun!«, unterbreche ich wütend. »Überhaupt nichts! Wollen Sie mir allen Ernstes weismachen, dass es purer Zufall war, dass den Anlegern zwei Wochen vor Bekanntwerden der Gewinnausschüttung geraten wurde, den Fonds zu wechseln?«
    »Mein Klient hat lediglich ein Angebot gemacht, von dem er glaubte, dass es den Wert der Portfolios seiner Kunden steigern würde«, sagt Luke mit eingefrorenem Lächeln. »Man hat mir versichert, dass hinter all dem nur der Wunsch stand, den Kunden zu einem Vorteil zu verhelfen. Man hat mir versichert, dass -«
    »Mit anderen Worten, ihr Klient besitzt wenig Kompetenz in dieser Hinsicht?«, halte ich dagegen. »Das haben Sie doch gerade gesagt, oder? Dass Ihre Klienten in bester Absicht gehandelt, aber leider alles vergeigt haben?«
    Lukes Augen blitzen wütend auf. Jetzt komme ich so richtig in Schwung.
    »Ich teile nicht Ihre -«
    »Ich sehe schon, wir könnten stundenlang weiter diskutieren!«, sagt Emma und rutscht unruhig auf ihrem Sitz herum. »Aber vielleicht sollten wir jetzt doch zu einem etwas -«
    »Kommen Sie, Mr. Brandon«, schneide ich ihr das Wort ab. »Kommen Sie schon. Sie müssen sich entscheiden.« Ich lehne mich nach vorne und zähle die Möglichkeiten an meinen Fingern ab. »Entweder ist Flagstaff Life nicht kompetent - oder das Unternehmen hat gezielt versucht, Geld zu sparen. Ganz gleich, was es nun ist: Flagstaff Life ist der böse Bube. Die-Websters waren langjährige, treue Kunden und hätten das Geld eigentlich bekommen müssen. Meiner Ansicht nach hat Flagstaff Life sie gezielt dazu aufgefordert, sich aus dem Profit-Fonds zurückzuziehen, damit ihnen der Gewinn nicht ausgezahlt werden muss. Das liegt doch wohl auf der Hand, oder?«
    Ich sehe mich nach Unterstützung suchend um. Rory starrt mich entgeistert an.
    »Das ist alles viel zu speziell für mich«, sagt er und lacht ein wenig. »Viel zu kompliziert.«
    »Na gut, dann gebe ich Ihnen ein anderes Beispiel«, sage ich schnell. »Sagen wir...«Ich schließe die Augen und hoffe auf eine Eingebung. »Sagen wir... ich bin in einem Geschäft!« Ich mache die Augen wieder auf. »Ich stehe in einer Boutique und habe mir einen wunderschönen Kaschmirmantel von Nicole Farhi ausgesucht. Okay?«
    »Okay«, sagt Rory zurückhaltend.
    »Ich liebe Nicole Farhi!«, sagt Emma und richtet sich etwas auf. »Wunderschöne Stricksachen.«
    »Genau«, sage ich. »Also, stellen Sie sich vor, ich stehe in der Schlange an der Kasse, denke an nichts Böses, und auf einmal kommt eine Verkäuferin auf mich zu und sagt: Wollen Sie nicht lieber diesen Mantel hier kaufen statt den, den Sie in der Hand haben? Die Qualität ist viel besser - und Sie bekommen eine Flasche Parfüm gratis dazu!< Es besteht kein Grund, der Verkäuferin zu misstrauen, also denke ich mir, prima, und kaufe den anderen Mantel.«
    »Okay«, sagt Rory und nickt. »So weit kann ich Ihnen folgen.«
    »Aber als ich dann draußen bin«, sage ich vorsichtig,
    »stelle ich fest, dass dieser andere Mantel gar nicht von Nicole Farhi ist und dass das Material kein echtes Kaschmir ist. Ich gehe also zurück in den Laden - aber dort weigert man sich, mir mein Geld zurückzugeben.«
    »Man hat Sie übers Ohr gehauen!«, ruft Rory in einem Ton, als hätte er gerade die Schwerkraft entdeckt.
    »Ganz genau«, sage ich. »Man hat mich übers Ohr gehauen. Genau so wie Tausende von Flagstaff-Life-Kunden. Man hat sie dazu überredet, sich aus dem Fonds, für den sie sich ursprünglich entschieden hatten, zurückzuziehen und zu einem anderen Fonds zu wechseln, der einen Verlust von 20 000 Pfund für sie bedeutete.« Ich halte inne und ordne meine

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