Die-Schnaeppchenjaegerin
nichts abgeben, aber wäre Geld nicht ein bisschen geschmacklos? Wäre ein richtiges Geschenk nicht viel besser? Richtig schöne Manschettenknöpfe zum Beispiel. Oder einen von diesen Picknickkörben, in dem alle Teller und so schon drin sind. (Cläre Edwards bekommt natürlich nichts.)
Während ich so allein in der Küche sitze, fühle ich mich, als würde ich ein kleines Geheimnis hüten. Ich werde im Lotto gewinnen. Heute Abend wird sich mein Leben von Grund auf ändern. Zehn Millionen Pfund. Mannomann, ab morgen kann ich mir alles kaufen, was ich will! Alles!
Vor mir auf dem Tisch liegt die Zeitung, aufgeschlagen auf der Immobilienseite. Ich ziehe sie näher an mich heran und halte nach teuren Häusern Ausschau. Wo will ich denn dann wohnen? Chelsea? Notting Hill? Mayfair? Belgravia, lese ich. Prächtiges, einzeln stehendes Haus mit sieben Schlafzimmern, Nebengebäude für Personal und altem Garten. Na, das hört sich doch ganz gut an. Selbstzufrieden lasse ich den Blick zum Preis herunterschweifen und keuche vor Entsetzen. Sechs Komma fünf Millionen Pfund. Die wollen sechseinhalb Millionen Pfund dafür haben.
Ich bin wie betäubt und spüre Ärger in mir aufsteigen. Das meinen die doch nicht im Ernst! Ich habe nicht einmal annähernd sechs Komma fünf Millionen Pfund übrig. Ich habe nur noch schätzungsweise... vier Millionen. Oder waren es fünf? Ist ja auch egal, jedenfalls nicht genug. Ich starre die Seite an und fühle mich betrogen. Wenn jemand im Lotto gewinnt, soll er sich doch alles kaufen können, was er sich nur wünscht! Und ich fühle mich jetzt schon arm.
Ärgerlich schiebe ich die Zeitung beiseite und widme mich einem Prospekt voller weißer Bettbezüge für hundert Pfund das Stück. Das ist doch schon eher was für mich. Wenn ich erst mal im Lotto gewonnen habe, werde ich nur noch in weißer Bettwäsche schlafen, beschließe ich. Und ich werde ein weißes, schmiedeeisernes Bettgestell haben und weiß gestrichene Holzfensterläden und ein flatterndes weißes Nachthemd...
»Na, was macht die Finanzwelt?« Mums Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ich sehe zu ihr auf. Sie hat ihren Past-Times-Katalog in der Hand. »Hast du Kaffee gemacht? Hopp, hopp, Liebes!«
»War gerade dabei«, sage ich und tue so, als wollte ich aufstehen. Aber wie ich es vorausgesehen hatte, ist Mum natürlich schneller als ich. Sie holt eine Keramikkaffeedose hervor, die ich noch nie gesehen habe, und füllt löffelweise Kaffeepulver in einen neuen, goldenen Kaffeebereiter.
Mum ist furchtbar. Ständig kauft sie neue Sachen für die Küche - und liefert die alten Sachen einfach beim Second-Hand-Laden ab. Neue Wasserkocher, neue Toaster... Allein in diesem Jahr haben wir schon drei neue Abfalleimer gehabt - erst dunkelgrün, dann Chromfarben, und jetzt einen aus halb durchsichtigem, gelbem Plastik. Ich meine - was für eine Geldverschwendung!
»Hübscher Rock!«, sagt sie und guckt mich an, als wäre ich eben erst zur Tür hereingekommen. »Wo ist der her?«
»DKNY«, murmele ich.
»Sehr hübsch, wirklich«, bekräftigt sie. »War er teuer?«
»Eigentlich nicht. So fünfzig Pfund.«
Das stimmt nicht ganz. Hundertfünfzig würde der Wahrheit schon näher kommen. Aber es hat überhaupt keinen Sinn, Mum zu erzählen, wie viel die Sachen wirklich kosten, weil sie sonst einen Herzinfarkt bekommt. Halt, nein: Erst würde sie es meinem Vater erzählen, und dann würden sie beide einen Herzinfarkt kriegen, und ich wäre Waise.
Darum habe ich zwei Systeme geschaffen, in denen ich mich bewege: Echte Preise und Mum-Preise. Das funktioniert so ähnlich, wie wenn man in ein Geschäft kommt, in dem alles zwanzig Prozent reduziert ist, und man automatisch schon von allem den entsprechenden Betrag abzieht. Mit dem einzigen Unterschied, dass die Prozentsätze in meinem System gestaffelt sind - so ähnlich, wie bei der Einkommenssteuer. Ich fange bei zwanzig Prozent an (wenn etwas zwanzig Pfund gekostet hat, sage ich, es hat sechzehn Pfund gekostet) und gehe hoch bis zu... na ja, bis zu neunzig Prozent, wenn es sein muss. Ich habe mir mal ein Paar Stiefel für zweihundert Pfund gekauft und meiner Mum erzählt, sie hätten im Schlussverkauf zwanzig Pfund gekostet. Sie hat es mir geglaubt.
»Na, suchst du eine Wohnung?«, erkundigt sie sich nach einem Blick über meine Schulter auf die Immobilienseite.
»Nein«, sage ich trotzig und blättere weiter in meinem Prospekt. Meine Eltern liegen mir ständig in den Ohren, dass ich mir
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