Die-Schnaeppchenjaegerin
blödes kleines Häuschen besser mit keiner Silbe erwähnen sollen. Ich hätte seine Küchenelemente nicht erwähnen sollen. Jetzt glaubt Janice bestimmt, dass ich selbst scharf auf solche Küchenelemente bin! Und dass ich mich jetzt, wo Tom stolzer Hauseigentümer ist, doch wieder für ihn interessiere.
»Hell gebeizte Eiche und mediterrane Fliesen«, verkündet sie stolz. »Er hatte die Wahl zwischen mediterran und Landhausstil, und Tom hat sich für mediterran entschieden.«
Einen Moment lang überlege ich, ob ich sagen soll, dass ich Landhausstil genommen hätte. Aber das wäre vielleicht doch ein bisschen gemein.
»Phantastisch«, sage ich. »Und zwei Schlafzimmer!«
»Er wollte gern zwei Schlafzimmer haben«, berichtet Janice. »Schließlich kann man ja nie wissen, nicht wahr?« Sie lächelt mich scheu an, und ich merke - ist das nicht lächerlich!? -, dass ich rot werde. Oh, Gott. Warum werde ich denn jetzt rot? Bin ich denn total bescheuert? Jetzt glaubt sie erst recht, dass ich in Tom verliebt bin. Sie stellt sich uns beide zusammen in seinem kleinen Häuschen vor, wie wir gemeinsam in der hell gebeizten Eichenküche Abendessen machen.
Ich sollte jetzt etwas sagen. Ich sollte sagen: »Janice, ich bin nicht in Tom verliebt. Er ist mir zu groß, und außerdem hat er Mundgeruch.« Aber wie soll ich das über die Lippen bringen?
»Grüß ihn doch ganz lieb von mir«, höre ich mich stattdessen sagen.
»Mache ich gerne«, sagt sie und verstummt kurz. »Hat er eigentlich deine Telefonnummer in London?«
Aaaaaah!
»Ich glaube schon«, lüge ich mit einem strahlenden Lächeln. »Und sonst kann er mich ja jederzeit hier erreichen.« Alles, was ich ab jetzt sage, kann gegen mich verwendet werden. Ich kann mir schon lebhaft vorstellen, wie-Tom von diesem Gespräch berichtet werden wird: »Sie hat sich in allen Einzelheiten nach deinem Haus erkundigt. Und sie hat gesagt, du sollst sie doch mal anrufen!«
Das Leben wäre eine ganze Ecke leichter, wenn Gespräche zurückgespult und gelöscht werden könnten wie Videos. Oder wenn man den Leuten einfach sagen könnte, sie sollen dem, was man gerade gesagt hat, keine Beachtung schenken - wie vor Gericht. Bitte streichen Sie sämtliche Aussagen bezüglich neu erworbener Häuser und hell gebeizter Eichenküchen aus dem Protokoll.
Glücklicherweise taucht in dem Moment Martin wieder auf. Er hält ein Blatt Papier in der Hand.
»Ich dachte, du könntest vielleicht mal einen Blick hierauf werfen«, sagt er. »Wir zahlen nämlich schon seit fünfzehn Jahren in den so genannten Profit-Fonds bei Flagstaff Life ein. Jetzt überlegen wir aber, ob wir nicht vielleicht zu Flagstaffs neuem branchengebundenen Wachstumsfonds wechseln sollen. Was meinst du?«
Ich weiß es nicht. Wovon redet er überhaupt? Von privater Altersvorsorge oder was? Ich lasse den Blick möglichst professionell über das Papier schweifen und nicke ein paar Mal.
»Ja«, sage ich geistesabwesend. »Doch, ich glaube, das wäre eine ganz gute Idee.«
»Flagstaff hat uns geschrieben und darauf hingewiesen, dass wir mit einer höheren Rendite rechnen können, wenn wir mal in Rente gehen«, erzählt Martin.
»Und wir kriegen eine Kaminuhr als Dankeschön«, stimmt Janice ein. »Schweizer Qualitätsarbeit.«
»Hmhm«, mache ich und konzentriere mich auf den Briefkopf.
Flagstaff Life, denke ich. Ich habe doch kürzlich erst irgendetwas über die gehört. Wer ist denn noch mal Flagstaff Life? Ach, ja! Das sind die, die die Sektparty im Soho Soho geschmissen haben! Wo Elly sich furchtbar betrunken und David Salisbury von der Times erzählt hat, dass sie ihn liebt. War eine richtig gute Party, wenn ich es mir recht überlege. Eine der besten.
»Flagstaff ist doch seriös, oder?«, fragt Martin.
»Oh, ja«, sage ich. »Und sehr angesehen.«
»Na, dann«, sagt Martin und sieht richtig froh aus, »sollten wir das Angebot wohl annehmen und auf Wachstum setzen.«
»Ich würde ja sagen, je mehr Wachstum, desto besser«, sage ich so professionell wie möglich daher. »Aber das ist natürlich nur meine ganz persönliche Ansicht.«
»Ja, also«, sagt Martin und sieht zu Janice. »Wenn Becky das für eine gute Sache hält...«
»Ich an eurer Stelle würde aber auf keinen Fall auf mich hören!«, beeile ich mich zu sagen.
»Hör sie dir an!«, kichert Martin. »Die Finanzexpertin höchstpersönlich.«
»Weißt du,Tom kauft ja manchmal die Zeitschrift, für die du arbeitest«, erzählt Janice. »Nicht, dass er
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