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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Gewinnchancen nicht im Geringsten beeinflusst, ob ich bei der Ziehung der Zahlen zusehe oder nicht - aber ich will doch den großen Moment nicht verpassen! Das hört sich vielleicht verrückt an, aber ich habe das Gefühl, dass, wenn ich zusehe, ich über den Bildschirm eine telepathische Verbindung zu den Kugeln aufnehmen kann. Ich werde sie intensivst ansehen, während sie durch die Luft geschleudert werden, und die Kugeln mit meinen Zahlen innerlich anfeuern. Eigentlich ist das fast wie beim Sport, wo man eine bestimmte Mannschaft unterstützt. Meine Mannschaft heißt 169162344.
    Aber die Zahlen werden ja nie in aufsteigender Reihenfolge gezogen.
    Also vielleicht 441236916. Schon eher. Oder 2361...
    »Ich finde ja, dass diese ganze Lottogeschichte wahnsinnig kommerzialisiert worden ist«, sagt Mum, als es losgeht. »Es ist eine Schande.«
    »Was willst du denn damit sagen, dass die Geschichte kommerzialisiert worden ist?«, fragt Dad nach.
    »Na ja, früher haben die Leute Lotto gespielt, weil sie damit einen wohltätigen Zweck unterstützen wollten.«
    »Ich bitte dich! Mach dich doch nicht lächerlich! Kein Mensch hat gespielt, um damit einen wohltätigen Zweck zu unterstützen! Das interessiert die Leute doch überhaupt nicht. Das Einzige, was sie interessiert, sind sie selbst, und sonst nichts und niemand.« Dad fuchtelt mit der Fernbedienung herum, und auf einmal wird der Bildschirm schwarz.
    »Dad!«, jaule ich.
    »Du meinst also, dass die Leute sich nicht für wohltätige Zwecke interessieren, ja?«, fragt Mum in die Stille hinein.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Dad! Schalt wieder ein!«, kreische ich. »Schaltwiederein!« Ich bin kurz davor, ihm die Fernbedienung aus der Hand zu reißen, als er wieder einschaltet.
    Ungläubig starre ich auf den Bildschirm. Die erste Kugel ist schon gefallen. Die 44. Meine Nummer 44.
    »...zuletzt vor drei Wochen gehabt. Und da kommt auch schon die nächste... Und das ist... die 1.«
    Ich bin wie gelähmt. Es passiert tatsächlich. Vor meinen Augen. Ich gewinne tatsächlich im Lotto. Ich gewinne im Lotto!
    Jetzt, da es passiert, bin ich überraschend ruhig. Mir ist, als hätte ich mein ganzes Leben lang gewusst, dass es so kommen würde.
    »Und noch eine einstellige Zahl. Die 3.«
    Wie bitte? Mit einem Mal bin ich wieder voll bei der Sache. Fassungslos starre ich auf den Bildschirm. Das kann nicht sein. Die meinen 23.
    »Und die 2, die Zusatzzahl von letzter Woche.«
    Mir wird eiskalt. Was zum Teufel geht hier vor? Was sollen diese Zahlen???
    »Und noch eine einstellige Zahl! Die 4. Auch die 4 ist eine relativ häufige Zahl, dieses Jahr wurde sie schon zwölf Mal gezogen. Und zum Schluss... die 5! Das ist ja ein Ding! So etwas hat es wohl noch nie gegeben. Die Gewinnzahlen lauten also, in die richtige Reihenfolge gebracht...«
    Nein. Das kann nicht wahr sein. Da muss ein Fehler vorliegen. Die Gewinnzahlen können unmöglich 1, 2, 3, 4, 5, 44 sein. Das sind doch keine Lotto-Gewinnzahlen, das ist... das ist ein schlechter Scherz!
    Wo ich doch am Gewinnen war. Ich war dabei, zu gewinnen.
    »Sieh dir das an!«, sagt Mum. »Das ist ja unglaublich! 1, 2, 3, 4, 5, 44.«
    »Was ist denn daran so unglaublich?«, erkundigt Dad sich. »Ist genauso wahrscheinlich wie jede andere Zahlenfolge auch.«
    »Ach, was!«
    »Jane, hast du schon mal irgendetwas von Wahrscheinlichkeitsrechnung gehört?«
    Die Erkennungsmelodie der National-Lottery-Show plärrt los, und ich stehe schweigend auf und verlasse das Wohnzimmer. Ich gehe in die Küche, setze mich an den Tisch und vergrabe den Kopf zwischen den Armen. Ich glaube, ich muss heulen. Ich war 50 sicher, dass ich gewinnen würde. Ich hatte mich schon so auf mein großes, neues Haus gefreut und auf den Urlaub auf Barbados mit allen meinen Freunden und darauf, bei Agnes B. hereinzuspazieren und mir alles zu kaufen, was ich haben will. Es war doch alles schon so zum Greifen nahe. So real.
    Aber was ist? Ich sitze in der Küche meiner Eltern, kann es mir nicht mal leisten, in Urlaub zu fahren, und habe gerade achtzig Pfund für eine Holzschüssel ausgegeben, die mir nicht mal gefällt.
    Absolut niedergeschlagen schalte ich den Wasserkocher ein und blättere durch ein Woman ‘s Journal, das auf der Anrichte liegt, aber nicht mal das kann mich aufheitern. Irgendwie erinnert mich alles nur an Geld. Vielleicht hat Dad ja Recht, denke ich bedrückt. Vielleicht ist Ordentlich Sparen die Lösung. Wenn ich nun... wenn ich nun genug spare, um sechzig

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