Die-Schnaeppchenjaegerin
bleiben.
»HU«, sage ich, sobald ich mich in Hörweite befinde, aber der Geräuschpegel hier ist so hoch, dass Luke Brandon mich nicht hört. Kein Wunder, dass Fenellas Freundinnen immer alle so kreischen. Fünfundsechzig Dezibel sind schon das Minimum, wenn man gehört werden will. »Hü«, versuche ich es noch einmal, jedoch wieder ohne Erfolg. Luke Brandon ist in ein ernstes Gespräch mit dem älteren Herrn vertieft, und die Frau hört aufmerksam zu. Nicht einer von ihnen sieht auch nur zu mir auf.
Das wird ja nun langsam peinlich. Ich stehe da wie Pik Sieben, und der Typ, den ich mir für meinen Ausflug in die Welt des Table-Hopping ausgeguckt habe, bemerkt mich nicht einmal! Andere haben das Problem nicht, oder? Warum springt er nicht auf und kreischt: »Haben Sie schon das Neueste von Foreland Investments gehört?« Das ist ungerecht. Was mache ich denn jetzt? Mich wieder davonschleichen? So tun, als wäre ich auf dem Weg zur Toilette gewesen?
Doch da drängt sich ein Kellner mit einem Tablett an mir vorbei, schiebt mich ein Stück nach vorne, auf Luke Brandons Tisch zu - und in dem Moment sieht er auf. In seinem Blick tut sich gar nichts, als hätte er nicht die geringste Ahnung, wer ich bin. Mir rutscht fast das Herz in die Hose, aber jetzt muss ich die Sache auch durchziehen.
»Tag, Luke!«, begrüße ich ihn fröhlich. »Ich dachte mir, ich sage mal eben... Hallo!«
»Na, dann. Hallo«, sagt er nach einer kleinen Pause. »Mum, Dad - Rebecca Bloomwood. Rebecca - meine Eltern.«
Oh, Gott. Was habe ich denn jetzt schon wieder gemacht? Ich bin mitten in ein intimes Familientreffen hineingeplatzt. Schnell weg hier.
»Guten Tag«, sage ich und lächele schwach. »Nun ja, ich möchte Sie nicht weiter -
»Woher kennen Sie denn unseren Luke?«, erkundigt Mrs. Brandon sich.
»Rebecca ist eine führende Finanzjournalistin«, sagt der Junior und nippt an seinem Wein. (Ist das seine ehrliche Meinung? Mann, das muss ich mal nebenbei fallen lassen, wenn Cläre Edwards in der Nähe ist. Oder sogar Philip...)
Ich lächele Mr. Brandon senior selbstbewusst an, da ich mir auf einmal sehr wichtig vorkomme. Ich bin eine führende Finanzjournalistin, die mit einem führenden Unternehmer in einem führenden Londoner Restaurant angeregt plaudert. Ist das nicht cool?
»Finanz-Journalistin, eh?«, grunzt Mr. Brandon und schiebt die Lesebrille ein wenig tiefer, damit er mich besser sehen kann. »Was halten Sie denn von der Ankündigung unseres Finanzministers?«
Ich werde nie wieder Table-Hopping betreiben. Nie wieder.
»Nun ja«, hebe ich selbstsicher an, während ich mir überlege, ob ich nicht so tun könnte, als ob ich in der anderen Ecke des Restaurants gerade einen alten Freund entdeckt hätte.
»Dad, ich glaube kaum, dass Rebecca Lust hat, jetzt über Geschäftliches zu reden«, sagt Luke und runzelt die Stirn.
»Ganz recht!«, pflichtet Mrs. Brandon ihm bei und lächelt mich an. »Das ist aber ein hübsches Tuch, Rebecca. Ist das von Denny and George?«
»Ja, genau«, bestätige ich ihr beschwingt und grenzenlos erleichtert, auf diese Weise um die Ankündigung des Finanzministers herumzukommen. (Was für eine Ankündigung?) »Ich bin ganz stolz darauf, habe es letzte Woche im Ausverkauf erstanden!«
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Luke Brandon mich entgeistert anstarrt. Was hat er denn? Wieso guckt er denn so...
Ach, herrje. Wie konnte ich nur so blöd sein?
»Im Ausverkauf, ja... für meine Tante«, führe ich weiter aus und bemühe mich, so schnell wie nur irgend möglich nachzudenken. »Ich habe es für meine Tante gekauft, es sollte ein Geschenk sein. Aber dann... ist sie gestorben.«
Betretenes Schweigen. Ich sehe zu Boden. Ich kann nicht ganz glauben, was ich da gerade gesagt habe.
»Oje«, brummt Mr. Brandon.
»Tante Ermintrude ist gestorben?« Luke klingt etwas seltsam.
»Ja«, sage ich und zwinge mich, aufzusehen. »Eine traurige Geschichte.«
»Nein, wie furchtbar!«, bekundet Mrs. Brandon ihr Mitgefühl.
»Sie lag im Krankenhaus, oder?«, fragt Luke und schenkt sich ein Glas Wasser ein. »Was hat ihr denn gefehlt?«
Das bringt mich einen Moment zum Schweigen.
»Es war... ihr Bein«, höre ich mich sagen.
»Ihr Bein?« Mrs. Brandon sieht mich besorgt an. »Was war denn mit ihrem Bein?«
»Es... war furchtbar geschwollen und hat sich entzündet«, sage ich nach einer kurzen Pause. »Es musste amputiert werden, und dann ist sie gestorben.«
»Herrje«, sagt Mr. Brandon und schüttelt
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