Die-Schnaeppchenjaegerin
falsche Alternative entschieden, Becky. Ich glaube nicht, dass Sparen dir besonders liegt.«
»Wirklich?«, schniefe ich und wische mir wieder über die Augen. »Meinst du?«
»Ich glaube, du solltest dich stattdessen an die andere Option halten: Mehr Geld Verdienen.« Nachdenklich hält Suze inne. »Ehrlich gesagt, wüsste ich gar nicht, warum jemand sich für Ordentlich Sparen entscheiden sollte. Ich finde, Mehr Geld Verdienen ist eindeutig die bessere Alternative. Wenn ich jemals vor der Wahl stünde, würde ich mich ganz bestimmt dafür entscheiden.«
»Ja«, sage ich langsam. »Ja, vielleicht hast du Recht. Vielleicht sollte ich das versuchen.« Meine Hand zittert, als ich mir ein Stück warmes Nan-Brot nehme. Suze hat Recht. Ohne das Curry schmeckt es köstlich. »Aber wie soll ich das denn machen?«, frage ich schließlich. »Wie soll ich denn mehr Geld verdienen?«
Im nun folgenden Schweigen kauen wir beide nachdenklich auf unserem Brot herum. Dann hellt sich Suzes Miene auf.
»Ich weiß! Guck mal hier!« Sie schnappt sich eine Zeitschrift und schlägt sie ziemlich weit hinten bei den Kleinanzeigen auf. »Hör zu: >Knapp bei Kasse? Dann machen Sie mit bei der Fine Frames Family. Lukrative Heimarbeit, sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Material wird komplett gestellte Siehst du? Ist ganz einfach.«
Wow. Ich bin beeindruckt. Lukrative Heimarbeit. Hört sich nicht schlecht an.
»Ja«, sage ich zitterig. »Vielleicht mache ich das.«
»Oder du erfindest etwas«, schlägt Suze vor.
»Zum Beispiel?«
»Ach, irgendwas«, sagt sie zuversichtlich. »Du bist doch so clever. Dir wird schon was einfallen. Oder... ich weiß! Du gründest eine Internetfirma! Die machen Millionen!«
Sie hat Recht. Es gibt so vieles, das ich tun könnte, um mehr Geld zu verdienen. So vieles! Alles nur eine Frage unorthodoxen Denkens. Mir geht es auf einmal viel besser. Mann, Suze ist wirklich eine gute Freundin. Ich nehme sie in den Arm.
»Danke, Suze«, sage ich. »Du bist klasse.«
»Kein Thema«, sagt sie und erwidert meine Umarmung. »Also los, schneid die Anzeige aus und fang an mit der lukrativen Heimarbeit.« Sie zögert. »Und ich rufe eben beim Inder an und bestelle uns ein Curry zum Abholen, ja?«
»Ja, bitte«, piepse ich. »Das wäre wirklich toll.«
REBECCA BLOOMWOOD’S SPARPROGRAMM
SELBST GEMACHTES CURRY, SAMSTAG, 11. MÄRZ
VERANSCHLAGTES BUDGET: £ 2,50
TATSÄCHLICHE AUSGABEN:
Baltipfanne £ 15,00
elektrische Gewürzmühle £ 14,99
Mixgefäß £ 18,99
Holzlöffel £ 0,35
Schürze £ 9,99
Zwei Hühnerbrüste 300 g £1,98
Pilze £0,79
Zwiebel £0,29
Koriandersamen £1,29
Fenchelsamen £1,29
Nelkenpfeffer £1,29
Kuminsamen £1,29
Nelken £1,39
Gemahlener £1,95
Ingwer £1,40
Lorbeerblätter £1,40
Chi1ipulver £1,40
OH, GOTT - VERGISS ES!
PGNI First Bank Visa
7 Camel Square
Liverpool LI 5NP
Ms. Rebecca Bloomwood
Fiat 2
4 Burney Rd.
London SW6 8FD 10. März 2000
PGNI First Bank VISA Kartennr. 1478839204847886
Sehr geehrte Ms. Bloomwood,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 03. März.
Wir können Ihnen versichern, dass unsere Computersysteme regelmäßig überprüft werden und dass die Wahrscheinlichkeit einer Panne, wie Sie sich ausdrücken, sehr gering ist. Auch der Jahrtausendwechsel hat uns nicht beeinträchtigt. Alle Konten sind korrekt geführt.
Sie dürfen sich gerne an Watchdog wenden. Wir gehen allerdings fest davon aus, dass in diesem Fall kein Grund für eine Beschwerde besteht.
Unseren Unterlagen zufolge ist der Ausgleich Ihres VISA-Kontos nun überfällig. Wie Sie Ihrem aktuellen Kontoauszug entnehmen können, beträgt der erforderliche Mindestbetrag £105,00.
Dem umgehenden Eingang Ihrer Zahlung entgegensehend, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
PGNI First Bank Visa
Peter Johnson
Abteilungsleiter Kundenbetreuung
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Nun gut, dann hat das mit dem Ordentlich Sparen also nicht so ganz hingehauen. Aber das macht gar nichts, denn das gehört der Vergangenheit an. Da habe ich noch negativ gedacht - jetzt denke ich positiv! Vorwärts und aufwärts! Wachstum und Wohlstand! M. G. V, das ist die Lösung. Und wissen Sie was? Suze hat vollkommen Recht. Mehr Geld Verdienen entspricht viel mehr meiner Persönlichkeit als Ordentlich Sparen. Ich fühle mich jetzt schon viel besser. Schon allein die Tatsache, dass ich mir jetzt keine widerlichen Käsesandwiches mehr machen oder ins Museum gehen muss, erleichtert mich ungemein. Und ich kann mir so viele Cappuccinos holen, wie ich will
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