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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Artikel jede Woche. Natürlich heimlich, und dabei muss ich versuchen, mich ganz normal zu benehmen...« Sie hält inne und schüttelt den Kopf. »Manchmal macht mich das fix und fertig. Aber ich kann einfach nicht mehr Nein sagen. Ich bin süchtig danach.«
    Das glaube ich nicht. Sie redet von Arbeit. Arbeit! So eine Enttäuschung kann man aber auch nur mit Cläre Edwards erleben. Ich sitze da und denke, sie hat eine heiße Affäre, und freue mich schon auf die pikanten Einzelheiten - und dabei geht es die ganze Zeit um nichts anderes als blöde, langweilige...
    Doch da dringt etwas von dem, was sie gerade gesagt hat, zu mir durch.
    »Und das wird gut bezahlt, sagst du?«, erkundige ich mich nonchalant.
    »Und wie«, sagt sie. »So um die dreihundert Pfund pro Artikel. Nur deswegen haben wir uns die Wohnung leisten können.«
    Dreihundert Pfund!
    Neunhundert Pfund die Woche! Nicht schlecht, Herr Specht.
    Das ist die Lösung. Und sie ist so einfach. Ich nehme zusätzlich hoch bezahlte freie Aufträge an, genau wie Cläre, und verdiene neunhundert Pfund die Woche. Dafür muss ich mir ein Netzwerk aufbauen und bei den vielen Pressekonferenzen Kontakte knüpfen, statt immer nur mit Elly ganz hinten zu sitzen und zu kichern. Ich muss allen verantwortlichen Wirtschaftsredakteuren der überregionalen Zeitungen die Hand schütteln und mein Namensschild gut lesbar tragen, statt es sofort in der Handtasche verschwinden zu lassen. Und dann muss ich die Typen unauffällig vom Büro aus anrufen, wenn ich gute Ideen habe. Und dann verdiene ich neunhundert Pfund die Woche. Ha!
    Bei der heutigen Pressekonferenz fange ich gleich damit an: Ich stecke mir das Namensschild an, hole mir eine Tasse Kaffee (es gibt keinen Sekt, so ein Mist) und geselle mich zu Moira Channing vom Daily Herald.
    »Hallo«, sage ich und nicke ihr so seriös wie möglich zu. »Becky Bloomwood, Successful Saving-A
    »Hallo«, antwortet sie desinteressiert und wendet sich wieder der Frau neben sich zu. »Also haben wir den zweiten Bautrupp noch mal herzitiert und denen so richtig die Leviten gelesen.«
    »Ach, Moira, du Arme«, sagt die andere. Ich werfe einen Blick auf ihr Namensschild: Lavinia Bellimore, Freie Journalistin. Na, auf die brauche ich keinen Eindruck zu machen, die gehört zur Konkurrenz. Sie würdigt mich auch keines weiteren Blickes. Die beiden unterhalten sich angeregt über Hausanbauten und Schulgebühren und lassen mich völlig links liegen. Nach einer Weile murmele ich: »War schön, Sie zu sehen« und stehle mich davon. Ich hatte ganz vergessen, wie unfreundlich die alle sind. Aber was soll’s. Dann muss ich mir eben jemand anderen suchen.
    Ich schleiche mich an einen einsam herumstehenden großen Typen heran und lächele ihn an.
    »Becky Bloomwood, Successful Saving«, stelle ich mich vor.
    »Geoffrey Norris, Freier Journalist«, erwidert er und zeigt aufsein Namensschild. Oh, nein! Hier wimmelt es ja nur so vor Freelancern!
    »Für wen schreiben Sie?«, frage ich höflich in der Hoffnung, zumindest ein paar gute Tipps abstauben zu können.
    »Kommt drauf an«, weicht er aus. Sein Blick hetzt von links nach rechts, und mir sieht er gar nicht in die Augen. »Ich war bei Monetary Matters. Aber die haben mich gefeuert.«
    »Oje«, sage ich.
    »Das sind vielleicht linke Bazillen da«, sagt er und leert seinen Kaffee in einem Zug. »Richtig linke Bazillen! Halten Sie sich bloß von denen fern. Hören Sie auf meinen Rat.«
    »Gut, werde ich tun«, sage ich unbeschwert und mache schon ein paar Schritte rückwärts. »Da fällt mir ein, ich muss noch eben...« Und damit wende ich mich ab und verschwinde so schnell es geht. Warum gerate ich eigentlich immer wieder an solche Paranoiker?
    In dem Moment ertönt ein Summer, und die Leute suchen sich einen Platz. Ich steuere ganz bewusst die zweite Reihe an, nehme die Hochglanzbroschüre zur Hand, die auf meinem Stuhl auf mich wartet, und ziehe mein Notizbuch hervor. Hätte ich doch bloß meine Brille auf, dann würde ich noch seriöser aussehen. Ich schreibe gerade »Lancierung des Sacrum Asset Management Rentenfonds« in Großbuchstaben oben aufs Papier, als ein Mann, den ich noch nie gesehen habe, sich auf den Stuhl neben mir plumpsen lässt. Sein Haar ist braun und zerzaust, er riecht nach Zigaretten und sieht sich mit funkelnden braunen Augen um.
    »Das ist doch wohl ein Witz, oder?«, murmelt er und sieht mich dann an. »Was für eine Show. Alles auf Hochglanz poliert.« Mit einer Geste deutet

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