Die-Schnaeppchenjaegerin
wollten sie nicht -«, fängt Tom an und unterbricht sich dann selbst.
»Was?«, frage ich.
Peinliches Schweigen. Dann sagt Lucy: »Ich gucke mir mal eben das Schaufenster da drüben an, Tom«, und lässt uns allein.
Oh, mein Gott, was für ein Drama! Ich bin wohl die unerwünschte Dritte in dieser Beziehung!
»Tom, was ist los?«, frage ich und lache.
Dabei liegt es doch auf der Hand, oder? Er ist immer noch nicht über mich hinweg. Und Lucy weiß das.
»Oh, Gott«, sagt Tom und reibt sich über das Gesicht. »Hör zu, Rebecca. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber... Also, Mum und Dad wissen, wie du für mich... empfindest. Sie wollten Lucy dir gegenüber nicht erwähnen, weil sie dachten, du würdest...« - er atmet scharf aus -»... enttäuscht sein.«
Wie bitte? Soll das ein Witz sein? So nachhaltig hat es mir in meinem ganzen Leben noch nicht die Sprache verschlagen. Für ein paar Sekunden kann ich mich nicht einmal bewegen vor Überraschung.
»Was ich für dich empfinde?«, stottere ich schließlich. »Machst du Witze?«
»Na ja, es ist doch kaum zu übersehen«, sagt er schulterzuckend. »Mum und Dad haben mir erzählt, wie du neulich immer wieder gefragt hast, wie es mir geht, und wie du alles über mein neues Haus wissen wolltest...«Ist das da etwa Mitleid in seinem Blick? Oh, Gott, das halte ich nicht länger aus! Wie kommt er nur auf den Gedanken... »Ich habe dich wirklich gern, Becky«, sagt er noch. »Aber ich...«
»Ich war nur höflich-U, brülle ich ihn an. »Ich bin nicht in dich verliebt!«
»Hör zu«, sagt er, »reden wir einfach nicht mehr drüber, okay?«
»Aber ich bin nicht in dich verliebt!«, rufe ich fuchsteufelswild. »Und ich war auch nie in dich verliebt! Deswegen bin ich damals nicht mit dir ausgegangen, als du mich gefragt hast. Als wir sechzehn waren, weißt du noch?«
Ich halte inne und sehe ihn triumphierend an - doch er verzieht keine Miene. Er hört mir gar nicht zu. Und wenn doch, dann denkt er wahrscheinlich, die Tatsache, dass ich unsere Teenagerzeit mit in die Sache hineinziehe, ist Beweis genug dafür, dass ich hinter ihm her bin. Und je mehr ich versuche, es abzustreiten, desto fester glaubt er daran, dass ich hinter ihm her bin. Oh, Gott, das darf doch nicht wahr sein!
»Okay«, sage ich und kratze den letzten Rest Würde in mir zusammen. »Okay, wir sind offenbar unterschiedlicher Meinung, was das angeht, also wäre es vielleicht tatsächlich das Beste, wenn wir einfach nicht mehr drüber reden.« Ich sehe zu Lucy herüber, die vor einem Schaufenster steht und sc tut, als würde sie nicht zuhören. »Ich bin wirklich nichi scharf auf deinen Freund«, rufe ich ihr zu. »Noch nie gewesen. Bye.«
Ausholenden Schrittes und mit einem aufgesetzten, lässigen Lächeln setze ich meinen Weg fort.
Kaum bin ich um die nächste Ecke, erstirbt allerdings das Lächeln auf meinem Gesicht, und ich lasse mich schwerfällig auf eine Bank sinken. Ich kann nichts dagegen tun, aber ich fühle mich gedemütigt. Natürlich ist die ganze Sache lächerlich. Dass Tom Webster glaubt, ich wäre in ihn verliebt. Geschieht mir ganz recht. Ich hätte eben nicht so übertrieben höflich sein sollen zu seinen Eltern und kein Interesse an seiner blöden Eichenküche heucheln sollen. Nächstes Mal werde ich ostentativ gähnen oder mich einfach auf dem Absatz umdrehen. Oder von meinem Freund erzählen. Dann würden sie schon alle still werden. Aber abgesehen davon - wen interessiert schon, was die alle denken?
Ich weiß das ja alles. Ich weiß, dass es mir sonst wo vorbeigehen sollte, was Tom Webster und seine Freundin denken. Aber trotzdem... Ich muss gestehen, dass ich ein bisschen down bin. Warum habe ich keinen Freund? Es ist nicht mal jemand in Sicht, der mich interessieren könnte. Zuletzt und bis vor drei Monaten war ich mit Robert Hayman zusammen. Und so richtig verliebt in ihn war ich gar nicht. Er hat mich immer »Liebes« genannt und mir die Hand vor die Augen gehalten, wenn im Fernsehen etwas »nicht jugendfrei« war. Obwohl ich ihm gesagt hatte, dass er das lassen soll. Er hat es trotzdem gemacht. Das hat mich echt auf die Palme gebracht. Allein der Gedanke daran lässt mich schon wieder aggressiv werden.
x\ber er war immerhin ein Freund. Er war jemand, den ich von der Arbeit aus anrufen konnte, mit dem ich auf Partys gehen und den ich als Schutzschild gegen aufdringliche Verehrer benutzen konnte. Vielleicht hätte ich doch nicht Schluss machen sollen. Vielleicht war
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