Die-Schnaeppchenjaegerin
gerade noch rechtzeitig. »Hü Das ist ja eine Überraschung!«
Da bin ich aber platt. Tom Webster! Hier, in London! Was macht der denn hier? Sollte der nicht in Reigate sein und seine mediterranen Fliesen ausfugen?
»Das ist Lucy«, sagt er stolz und zerrt ein Mädchen hervor, das mit etwa fünfundsechzig Einkaufstüten beladen ist. Das gibt es doch gar nicht! Das ist doch das Mädchen, das vorhin bei Ally Smith so viel eingekauft hat. Das Mädchen, dessen Freund alles bezahlen würde. Sie hat doch wohl nicht ihn...
»Ihr seid zusammen?«, frage ich dümmlich. »Ihr beiden?«
»Ja«, sagt Tom und grinst mich an. »Schon eine ganze Weile.«
Aber - das passt doch irgendwie nicht zusammen. Warum haben Janice und Martin mir gegenüber nicht erwähnt, dass Tom eine Freundin hat? Sie haben doch auch jeden anderen Mist in seinem Leben erwähnt.
Tom und eine Freundin! Ich lach mich tot.
»Hi«, sagt Lucy.
»Hi«, sage ich. »Ich bin Rebecca. Die Nachbarstochter. Sandkastenfreundin und so.«
»Ach, du bist Rebecca«, sagt sie und wirft Tom einen flüchtigen Blick zu.
Was hat das denn nun zu bedeuten? Haben die beiden etwa über mich geredet? Oh, Gott, ist Tom womöglich immer noch in mich verknallt? Wie peinlich.
»Ja, genau!«, erwidere ich fröhlich und lache.
»Also, irgendwie kommst du mir bekannt vor. Ich habe dich bestimmt schon mal irgendwo gesehen«, sagt Lucy nachdenklich. Dann kneift sie die Augen zusammen. »Du arbeitest bei Ally Smith, stimmt’s?«
»Nein!«, erwidere ich eine Spur zu heftig.
»Oh«, sagt sie. »Ich dachte, ich hätte dich da gesehen -«
Oh, mein Gott, es darf nicht zu meinen Eltern durchdringen, dass ich in einem Klamottengeschäft jobbe! Dann denken die doch, ich hätte sie immer nur angelogen, was mein Leben in London angeht, und gehen davon aus, dass ich in Wirklichkeit völlig pleite bin und in irgendeiner fiesen Absteige wohne.
»Marktforschung«, sage ich ganz cool. »Ich bin nämlich Journalistin.«
»Rebecca ist Finanzjournalistin«, sagt Tom. »Weiß richtig gut Bescheid auf dem Gebiet.«
»Ach so«, sagt Lucy, und ich schenke ihr ein hochnäsiges Lächeln.
»Mum und Dad hören immer auf das, was Rebecca sagt«, erzählt Tom. »Hat Dad gerade letztens erst wieder gesagt. Er hat gesagt, du hättest ihm in irgendeiner Finanzangelegenheit weitergeholfen. Hatte irgendwas mit einem Fondswechsel oder so zu tun.«
»Ich tu, was ich kann«, sage ich bescheiden und bedenke Tom mit einem ganz besonderen Alte-Freunde-Lächeln. Nicht, dass ich eifersüchtig wäre oder so - aber einen kleinen Stich versetzt es mir doch, Tom diese Lucy anstrahlen zu sehen, die eine total langweilige Frisur hat. Na ja, sie ist ganz nett angezogen. Wobei mir auffällt, dass auch Tom sehr nett angezogen ist. Hey, was ist denn hier los? Irgendetwas läuft hier schief! Tom gehört in sein schnuckeliges Häuschen in Reigate und hat nicht gut gekleidet durch teure Läden in London zu spazieren!
»Na ja«, sagt er. »Wir müssen dann weiter.«
»Ja, sicher, ihr müsst bestimmt euren Zug kriegen«, sage ich herablassend. »Muss ganz schön anstrengend sein, so weit draußen zu wohnen.«
»Ich finde das gar nicht so schlimm«, sagt Lucy. »Ich fahre jeden Morgen zu-Wetherby’s rein, das dauert nur vierzig Minuten.«
»Du arbeitest bei Wetherby’s?«, frage ich entgeistert. Ja, bin ich denn umzingelt von in der City arbeitenden Karrieremachern??
»Ja«, sagt sie. »Als politische Beraterin.«
Wie bitte? Was soll das denn jetzt schon wieder heißen? Hat sie etwa richtig Grips, oder wie? Oh, Gott, das wird ja immer schlimmer.
»Und noch müssen wir keinen Zug kriegen«, sagt Tom und lächelt Lucy an. »Wir wollen erst eben zu-Tiffany’s und da eine Klitzekleinigkeit für Lucys Geburtstag nächste Woche aussuchen.« Er hebt eine Hand und fängt an, sich eine Strähne von Lucys Haar um den Finger zu wickeln.
Das halte ich nicht aus. Das ist nicht fair. Warum habe ich keinen Freund, der mir bei Tiffany’s was kauft?
»Na ja, war jedenfalls wirklich nett, euch zu sehen«, plappere ich. »Grüß deine Mum und deinen Dad ganz lieb von mir. Komisch, dass sie Lucy gar nicht erwähnt haben.« Das konnte ich mir nun doch nicht verkneifen. Und das Teufelchen reitet mich weiter. »Ich habe sie neulich gesehen, und da haben sie sie überhaupt nicht erwähnt.«
Ich werfe Lucy einen unschuldigen Blick zu. Ha! Na, wer hat jetzt die Oberhand?
Aber sie und Tom wechseln nur wieder Blicke.
»Wahrscheinlich
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