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Die-Schnaeppchenjaegerin

Die-Schnaeppchenjaegerin

Titel: Die-Schnaeppchenjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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wirklich vor. Ganz ehrlich. Ich schwöre es: Als ich das Haus verlasse, habe ich fest vor, die Briefe zu lesen.
    Aber dann biege ich in die nächste Straße - und da steht ein Baucontainer vor einem Haus. Ein riesengroßer gelber Baucontainer, schon halb voll. Handwerker gehen ins Haus, kommen wieder heraus und schmeißen altes Holz und Polstermaterial in den Container. Massenweise Müll, fröhlich durcheinander geworfen.
    Und da schleicht sich ein Gedanke ein...
    Ich verlangsame den Schritt, als ich mich dem Container nähere, und sehe das Ding so intensiv an, als würde ich die Beschriftung an der Seite lesen. Ich bleibe stehen. Mein Herz klopft. Die Handwerker gehen wieder ins Haus. Niemand sieht mich. Und dann, in einer einzigen geschmeidigen Bewegung, ziehe ich die Briefe aus der Tasche und lasse sie in den Container fallen.
    Weg.
    Ich stehe immer noch da, als einer der Handwerker mit zwei Säcken voller Bauschutt aus dem Haus kommt und sie in den Container hievt. Jetzt sind sie wirklich weg. Begraben unter zwei Säcken Bauschutt, ungelesen. Niemand wird sie jemals finden.
    Weg. Für immer.
    Ich wende mich von dem Container ab und gehe schnell weiter. Mein Schritt federt wieder, und mir ist deutlich leichter ums Herz.
    Es dauert nicht lange, und ich fühle mich vollkommen unschuldig; gereinigt von jeder Schuld. Ich meine, ich kann schließlich nichts dafür, wenn ich die Briefe nie gelesen habe, richtig? Ich kann nichts dafür, wenn ich sie nie erhalten habe, richtig? Auf dem Weg zur U-Bahn-Station schaffe ich es allen Ernstes, mich davon zu überzeugen, dass diese beiden Briefe nie existiert haben.
    Kaum bin ich im Büro, schalte ich den Computer an, öffne eine neue Datei und fange an, meinen Artikel über Renten zu tippen. Mir ist nämlich die grandiose Idee gekommen, dass, wenn ich richtig hart arbeite, Philip mir vielleicht eine Gehaltserhöhung gibt. Ich könnte jeden Tag länger im Büro bleiben und ihn damit beeindrucken, wie engagiert und mit welcher Hingabe ich meine Arbeit mache, und dann würde er erkennen, dass ich eklatant zu wenig verdiene. Vielleicht macht er mich dann sogar zur Mitherausgeberin oder so.
    »Heutzutage«, tippe ich flott. “kann sich niemand mehr darauf verlassen, dass die Regierung für ihn sorgen wird, wenn er erst einmal alt ist. Daher sollte man mit seiner privaten Altersvorsorge so früh wie möglich anfangen - am besten, sobald man ein regelmäßiges Einkommen hat.«
    »Morgen, Cläre«, sagt Philip, der in seinem Mantel ins Büro gerauscht kommt. »Morgen, Rebecca.«
    Ha! Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Eindruck zu schinden!
    »Morgen, Philip«, sage ich freundlichprofessionell. Und statt mich zurückzulehnen und ihn zu fragen, was er am Wochenende gemacht hat, wende ich mich wieder meinem Computer zu und tippe weiter. Ich tippe so schnell, dass sich der Bildschirm mit den kuriosesten Tippfehlern füllt. Offen gestanden, bin ich nicht die beste Maschineschreiberin aller Zeiten. Aber wen interessiert das in diesem Moment? Ich sehe wahnsinnig geschäftig aus, nur das zählt.
    «Die bwste Mpglichjeit dagür boetet in dwn mwistwn Folien die betrievliche Altersvorsiorge Ihers Arbeitgebers. Es fidnet sich allerings auch eine breiten Paklette an Privartretenangevoten, wie zum Beipsiel...«
    Ich höre auf zu tippen, nehme eine Rentenbroschüre zur Hand und blättere sie durch, als wäre ich auf der Suche nach einer ungeheuer wichtigen Information.
    »Hatten Sie ein schönes Wochenende, Rebecca?«, erkundigt sich Philip.
    »Prima, danke«, sage ich und sehe mit einem Blick von der Broschüre auf, der meine Überraschung darüber zum Ausdruck bringen soll, dass ich bei der Arbeit gestört werde.
    »Ich war am Samstag bei Ihnen in der Gegend«, sagt er. »Auf der Fulham Road. Trendy Fulham.«
    »Hmhm«, mache ich abwesend.
    »Da muss man wohl wohnen heutzutage, wenn man in sein will. Meine Frau hat neulich einen Artikel darüber gelesen. Da scheinen ja massenweise Glamour-Girls zu wohnen, die vom Vermögen ihrer Eltern leben.«
    »Mag schon sein«, murmele ich unaufmerksam.
    »Dann werden wir Sie wohl in Zukunft so nennen müssen«, sagt er und lacht etwas dämlich. »Unser bürointernes Glamour-Girl.«
    Glamour-Girl? Wovon redet der überhaupt?
    »Gute Idee«, sage ich und lächele ihn an. Er ist ja immerhin der Boss. Er kann mich nennen, wie er w—
    Oh, Gott, einen Moment! Einen Moment! Philip glaubt doch wohl nicht etwa, dass ich reich bin, oder? Er glaubt doch wohl nicht,

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