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Die Schnapsstadt

Die Schnapsstadt

Titel: Die Schnapsstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Krankheitserreger, entspannt die Muskeln und regt den Blutkreislauf an.»
    «Kein Wunder, dass Jiuguo die Schnapsstadt heißt.»
    Fräulein Ma griff nach der offenen Flasche und ging ins Badezimmer. Mo Yan folgte ihr auf dem Fuß. Das Zimmer war noch voll von Dampf. Weiße Dunststreifen verliehen ihm eine romantische Atmosphäre. Fräulein Ma leerte die Flasche in die Badewanne. Ein schwerer, anregender alkoholischer Duft verbreitete sich im Raum.
    «Bitte schön, Herr Mo! Springen Sie nur hinein.»
    Sie lächelte, als sie das Zimmer verließ, und Mo Yan glaubte, einen Hauch von Romantik in diesem Lächeln entdecken zu können. Irgendetwas packte ihn, fast hätte er nach ihr gegriffen, sie umarmt, einen Kuss auf ihre rotbraune Wange gedrückt. Aber er biss die Zähne zusammen, hielt seine Gefühle im Schach und sah zu, wie Fräulein Ma das Badezimmer verließ.
    Als sie gegangen war, blieb Mo Yan einen Augenblick still stehen, bevor er sich auszog. Das Badezimmer war frühlingshaft warm. Als er nackt war, strich er sich über den vorstehenden Bauch und sah sich im Spiegel an. Es war kein ermutigender Anblick. Er gratulierte sich dazu, dass er vor ein paar Minuten einen gewaltigen Fehler vermieden hatte.
    Als er in die Wanne stieg und sich langsam ins Wasser gleiten ließ, bis nur noch sein an den glatten Rand gelehnter Kopf zu sehen war, spürte er das heiße Wasser und den brennenden Alkohol auf der Haut. Das zartgrün leuchtende alkoholgeschwängerte Badewasser löste einen schmerzlichen und zugleich beruhigenden Juckreiz aus. «Dieser verdammte Zwerg!», murmelte er zufrieden. «Der weiß, was das gute Leben ist.» In Minutenfrist verging der Juckreiz. Er konnte das Blut schneller in seinen Adern pulsieren fühlen als je zuvor. Seine Gelenke fühlten sich locker wie frisch geschmiert an. Noch ein paar Minuten später stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Sein Körper war so entspannt, wie es nur nach einem schweren Schweißausbruch möglich ist. Ich habe seit Jahren nicht mehr geschwitzt, dachte er. Meine Poren sind völlig verstopft … Ich sollte Ding Gou'er in einer Badewanne voll Tausend Grüne Ameisen schwitzen lassen. Dann müsste eine junge Frau das Zimmer betreten … Das sind die Szenen, die zu einem anständigen Krimi gehören.
    Nach dem Bad stieg Mo Yan aus der Wanne, warf einen Bademantel, der nach Sommergras duftete, um die Schultern und streckte sich gemütlich auf dem Sofa aus. Er fühlte sich ein wenig durstig, nahm eine Flasche Weißwein aus der Minibar und wollte sie gerade öffnen, als Fräulein Ma das Zimmer betrat. Diesmal hatte sie nicht angeklopft. Ihre Anwesenheit machte Mo Yan nervös. Rasch schloss er den Gürtel seines Bademantels und sorgte dafür, dass seine Beine bedeckt waren. Eigentlich ist nervös das falsche Wort. Es war ein weitaus angenehmeres Gefühl.
    Fräulein Ma nahm ihm die Flasche ab, zog den Korken und schenkte ihm ein Glas Wein ein. «Herr Mo», sagte sie, «Generaldirektor Yu hat mich geschickt. Ich soll Sie massieren.»
    Mo Yan traten Schweißperlen auf die Stirn. Stammelnd sagte er: «Das ist doch nicht nötig. Es ist schon beinah Tag.»
    «Bitte lehnen Sie das Angebot nicht ab. Generaldirektor Yu hat mich extra deswegen raufgeschickt.»
    Also legte sich Mo Yan auf das Bett und ließ sich von Fräulein Ma massieren. Dabei konzentrierte er sich die ganze Zeit auf das Bild eines Paares eiskalter Handschellen, um nicht in die Versuchung zu kommen, etwas zu tun, was er nicht tun sollte.
     
    Yu Yichi grinste seinen Gast das ganze Frühstück über an, was Mo Yan äußerst peinlich war. Er wusste, dass jedes Wort überflüssig war und dass sein Schweigen Bände sprach.
    Atemlos stürzte Li Yidou an den Tisch. Mo Yan sah die dunklen Ringe unter seinen Augen und den angespannten Ausdruck in seinem Gesicht und fragte mitfühlend: «Hast du überhaupt nicht geschlafen?»
    «Die Provinzzeitung brauchte dringend einen Bericht», sagte Li Yidou. «Also bin ich noch einmal zurück ins Büro gegangen und habe ihn fertig geschrieben.»
    Mo Yan füllte ein Schnapsglas und drückte es ihm in die Hand.
    Er kippte das Glas auf einen Zug hinunter und sagte dann: «Mo Yan, verehrter Meister, Parteisekretär Hu schlägt vor, dass Sie heute Vormittag einen Stadtbummel machen und dann mit ihm zu Mittag essen.»
    «Das ist nicht nötig», sagte Mo Yan. «Genosse Hu ist ein viel beschäftigter Mann.»
    «Aber Sie müssen es tun», insistierte Li. «Sie sind Ehrengast der Stadt. Außerdem

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