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Die Schnapsstadt

Die Schnapsstadt

Titel: Die Schnapsstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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bin ich der beste Mann für die Aufgabe.›»
    Er führte mich zu einer Luxuslimousine, die auf dem Platz im hellen Licht der Straßenlaternen wartete. Im Regen sah die Limousine noch luxuriöser aus, als sie ohnehin schon war. «Generaldirektor Yu wartet im Wagen», sagte Li Yidou. «Die Limousine ist sein Geschäftswagen.»
    «Was für ein Generaldirektor Yu?»
    « Yu Yichi, natürlich.»
    Mo Yan spürte eine leichte Nervosität aufkommen. Eine Beschreibung Yu Yichis nach der anderen lief ihm durch den Kopf. Wenn es schon so weit gekommen war, dass der Zwerg, der nicht das Geringste mit dem Ermittler zu tun hatte, in den Träumen Ding Gou'ers als Opfer eines tödlichen Schusses auftreten konnte, war es wohl so weit, dass Geister und Gespenster die Regie übernommen hatten. Meine Erzählungen des Ermittlers Ding Gou'er kann ich auch gleich benutzen, um das Feuer im Ofen damit anzustecken, dachte er.
    «Generaldirektor Yu hat darauf bestanden, mitzukommen», erzählte Li Yidou. «Er wollte Sie als Erster begrüßen. Nur um eines, verehrter Meister, bitte ich Sie tausendmal, zehntausendmal: Bitte beurteilen Sie ihn nicht nach seinem Äußeren. Man nennt ihn Yu Fußhoch, aber wenn Sie ihm einen Fußbreit Respekt erweisen, wird er Sie mit zehn Fuß Respekt behandeln.»
    Kaum hatte er ausgesprochen, da öffnete sich schon die Wagentür, und heraus sprang das Taschenformat eines Mannes. Er war nicht ganz einen Meter groß – sein Spitzname «Fußhoch» übertrieb –, aber kräftig gebaut, elegant gekleidet und mit allen Attributen des gebildeten Mittelstands ausgestattet.
    «Mo Yan, Sie kleiner Gauner, sind Sie endlich gekommen?», rief er mit fröhlich-heiserer Stimme, sobald er ausgestiegen war. Er lief auf Mo Yan zu, ergriff seine Hand und schüttelte sie enthusiastisch, als seien sie alte Freunde, die einander lange nicht gesehen haben.
    Als Mo Yan den kräftigen und doch zugleich nervösen Händedruck erwiderte, packte ihn ein Anflug von Reue über die brutale Art, in der Ding Gou'er diesen Mann getötet hatte. Warum hatte er sterben müssen? Ein liebenswerter kleiner Kerl mit dem Charme eines Blechspielzeugs. Gut, er hatte mit der Lastwagenfahrerin geschlafen. Und wennschon? Er hätte nicht sterben müssen. Ding Gou'er und er hätten Freunde werden und gemeinsam den Fall der Kinderfresser lösen sollen.
    Yu Yichi hielt Mo Yan die Wagentür auf. Er kletterte auf den Rücksitz neben seinen Gast und sagte: «Der Herr Doktorand spricht ständig von Ihnen. Ich sage Ihnen: Der Kerl liebt Sie. Aber wenn ich Sie jetzt so ansehe, muss ich feststellen, dass Sie bei weitem nicht so gut aussehen, wie er behauptet hat. Im Wirklichkeit sehen Sie eher aus wie ein ganz normaler kleiner Schnapshändler.»
    Aus seinem Mund wehte eine Wolke von Alkohol. Mo Yan war gekränkt. Mit offensichtlichem Sarkasmus sagte er: «Das ist ja vielleicht ein Grund, warum der Herr Generaldirektor und ich so gut zusammenpassen und eines Tages sogar gute Freunde werden könnten.»
    Yu Yichi kicherte wie ein kleiner Junge: «Großartig!», sagte er immer noch lachend. «Ein Mann mit einem Gesicht wie eine Bulldogge und ein Zwerg als Freunde fürs Leben! Also los, fahren wir!»
    Die Frau hinter dem Steuer – es war keine Zwergin – blieb stumm. Im trüben Licht der Straßenlaternen sah Mo Yan, dass sie ein hübsches Gesicht und einen hinreißend langen Hals hatte.
    Die Autoscheinwerfer blendeten auf, und die Frau lenkte den Wagen geschickt vom Platz. Hinter ihnen schleuderten die Reifen Wasser in die Luft. In der Limousine roch es nach Luxus. Auf dem Armaturenbrett hüpfte und tanzte ein Plüschtiger. Die Musik war traumhaft. Der Wagen schien im Rhythmus der Musik über das Wasser zu schweben. Auf der breiten Allee mit ihrem glatten Pflaster war nicht einmal eine streunende Katze zu sehen. Anscheinend war Jiuguo eine große Stadt. Neubauten säumten die Straße. Der Doktorand der Alkoholkunde hatte nicht übertrieben, als er von Jiuguo als einer aufblühenden Metropole sprach.
    Mo Yan folgte Yu Yichi in die Zwergentaverne. Li Yidou trug seine Reisetasche. Von innen wirkte die Taverne so einladend, wie Mo Yan es erwartet hatte. Der Marmorboden war auf Hochglanz gewienert. Hinter der Empfangstheke saß eine Frau mit Brille, auch sie keine Zwergin.
    Yu Yichi befahl, den Gast in Zimmer 310 unterzubringen. Mit dem Schlüssel in der Hand führte die junge Frau die Gruppe zum Fahrstuhl und drückte rasch auf den Knopf. Als sich die Tür öffnete, sprang Yu

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