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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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behalten. Sie waren schon strapaziert genug, seitdem Rikus Schwiegermutter außer sich vor Wut angerufen und behauptet hatte, Riku habe Leo entführt. Leena war immer gut mit Tamara ausgekommen, einmal waren sie sogar gemeinsam mit einer Billigfluglinie nach London geflogen. Aber seit Rikus und Katjas Scheidung war Tamara ein anderer Mensch geworden. Zwar hatte sie schon immer sehr an ihrem einzigen Enkelkind gehangen, aber während der Scheidungsprozess lief, hatte ihr Verhalten geradezu fanatische Züge angenommen, vor allem als zu befürchten stand, Riku könnte das alleinige Sorgerecht erhalten.
    Leena kehrte mit dem Tablett ins Wohnzimmer zurück und zwang sich, nicht an Tamaras Anruf zu denken. Sie hatte anderes zu tun: Am Vormittag hatte ein Mann namens Sebastian Keller angerufen, weil er mit ihr über Ralf reden wollte. Sie hatten sich verabredet, und jetzt saß der Mann im Wohnzimmer. Leena stellte die Kaffeetassen vor ihm auf den Tisch.
    »Wunderbares Bild«, sagte Keller.
    »Danke. Stammt aus meiner eigenen Produktion. Sie kommen wegen einer Sache, die mit Ralf zu tun hat?«
    »Ich sollte vielleicht noch vorwegschicken, dass ich Ihren Sohn kenne. Riku weiß aber nicht, dass ich hier bin. Ich wollte unter vier Augen mit Ihnen sprechen, absolut vertraulich.«
    Leena nickte. Sie war gespannt. Das alles musste mit dem Besuch des Kripo-Mannes Jalava zu tun haben.
    »Mein Vater hat für die Stasi gearbeitet. Es war ein Schock für mich, als ich es erfahren habe. Noch mehr schockierte mich aber, als ich erfuhr, dass meine Mutter im Zusammenhang mit einer gemeinsamen Operation von Stasi und KGB ermordet wurde. Bei der Suche in ostdeutschen Archiven bin ich auf eine Information gestoßen, nach der auch Ralf Tanner etwas mit der Stasi zu tun hatte.«
    Leena konnte nicht behaupten, dass sie von dieser Mitteilung vollkommen überrascht gewesen wäre.
    »Meiner Einschätzung nach könnten mir Informationen über Ralf Tanner dabei helfen, den Mörder meiner Mutter zu finden«, fuhr der Mann fort.
    Leena versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. »Würden Sie mir etwas mehr von Ihrem Vater und Ihrer Mutter erzählen, ich bin da nicht ganz mitgekommen …«
    Regungslos hörte sie zu, wie Keller von seiner Kindheit berichtete, vom Tod seiner Mutter, vom Umzug in die Vereinigten Staaten zu Verwandten und von seinem Vater, der im Gefängnis gesessen hatte und Sebastian vor seinem Tod erschütternde Enthüllungen gemacht hatte.
    »Ich weiß nichts über Aktivitäten von Ralf für die Geheimdienste der DDR oder der Sowjetunion«, erklärte Leena. »Aber es gibt da eine Person, die mehr wissen könnte. Wenn Sie mir noch etwas über Ralf erzählen, verrate ich Ihnen den Namen dieser Person.«
    »Ich habe keinen Grund, Ihnen zu verschweigen, was ich über Ihren Mann herausgefunden habe. Wir haben ein gemeinsames Interesse, unsere Informationen zu teilen.«
    Leena wog die Lage kurz ab, obwohl sie tief in ihrem Inneren bereits wusste, dass sie zu fast allem bereit war, um endlich Klarheit über Ralfs Schicksal zu erhalten.
    »Es gibt eine Person, die über Ralfs Geschäfte Bescheid wusste«, sagte sie leise. »Ein junger TH-Student, der sich mit Computern und Elektronik wesentlich besser auskannte alsRalf. Er heißt Jari Wuori. Ohne seine Begabung wären Ralfs Geschäfte nicht annähernd so gut gelaufen. Jari war ein Zauberer in Sachen Technik.«
    Leena verstummte und überlegte, ob sie fortfahren sollte.
    »Wuoris Hilfe war auch in einer anderen Hinsicht wichtig«, sagte sie schließlich. »Er war am Schmuggel von Schwarzgeld beteiligt.«
    Sebastian wirkte wie elektrisiert, was Leena nicht verborgen blieb.
    »Ralf erhielt dann und wann Schwarzgeldzahlungen aus Moskau. Als er verschwand, hinterließ er ungefähr hundertvierzigtausend Dollar in bar. Wuori und ich sagten darüber kein Wort, als der Fiskus den Konkurs von Ralfs Firma bekannt gab, sondern teilten die Summe untereinander auf. Das Delikt ist längst verjährt«, fügte sie sicherheitshalber hinzu. »Ich habe das Geld nach und nach bei Reisen in Finnmark und später in Euros umgetauscht. Den größten Teil habe ich für schlechte Zeiten auf die hohe Kante gelegt. Mit dem Rest habe ich Riku geholfen, seiner Frau nach der Scheidung ihren Anteil am gemeinsamen Haus auszubezahlen, und auch sonst habe ich ihm immer mal wieder mit kleinen Summen ausgeholfen. Ist schließlich nicht so leicht, mit einem einfachen Polizistengehalt eine Familie zu ernähren.«
    Keller holte einen

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