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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
    »Wo steckst du nur?«, flüsterte sie.
    »Ich brauche deine Hilfe …«
    »Nein. Jetzt erzählst du mir erst, was los ist.« Während sie sprach, bewegte sie sich so weit wie möglich von der Tür weg und stellte sich dicht ans Fenster.
    »Das Wesentliche weißt du schon. Jemand versucht, mich als den Schuldigen am Geheimnisverrat hinzustellen.«
    »Die Indizien sind ziemlich stark. Im EDV-Protokoll sind deine Spuren gefunden worden …«
    »Du weißt genau, dass ich bestimmte Entscheidungen treffen musste, um möglichst effektiv arbeiten zu können. Ich erzähl es dir später, jetzt ist …«
    »Und du wirst sicher verstehen, dass ich mir über deine Motive nicht ganz im Klaren bin«, flüsterte Mira. »Du hastmich als Informationsquelle benutzt. Und ich weiß nicht einmal, wofür du die Informationen brauchst und bei wem sie letztlich landen werden.«
    Am anderen Ende der Leitung war es einen Moment still, dann sagte Riku: »Hat sich bei den Ermittlungen etwas Neues ergeben? Über Nowikows Komplizen?«
    Mira überlegte kurz. Sie musste es ihm sagen, sie konnte nicht anders. »In der Kalevankatu vor dem Verlag war ein zweiter Mann dabei. Er heißt Viktor Kovalenko. Auch er arbeitete in den Achtzigerjahren in der russischen Botschaft.«
    »Sonst noch was?«
    »Nichts Wesentliches.«
    Riku unterbrach die Verbindung, und Mira starrte in den Garten des Reihenhauses hinaus, der noch im Halbdunkel lag. Sie spürte förmlich die Kühle der Schatten auf der Haut und schauderte.
    Als sie Markku in der Küche hantieren hörte, erwachte sie aus ihren Gedanken und ging zu ihm.
    »Wer war das?«, fragte Markku und goss sich eine weitere Tasse Kaffee ein.
    »Ein möglicher Zeuge bei einem Totschlag. Er wollte wissen, ob er anonym aussagen kann und was es für Zeugenschutzprogramme gibt.«
    »Was für ein Fall soll das denn sein?«
    »Die Bandidos-Schlägerei letzte Woche, bei der einer ums Leben kam.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Dass man darüber nachdenken kann.«
    »Wie heißt er?«
    Mira registrierte, dass Markku jede Regung und jede Geste von ihr genau beobachtete.
    »Wer?«
    »Na, der Augenzeuge.«
    »Er hat seinen Namen nicht genannt. Die Zentrale hat ihnan mich durchgestellt, weil er mit einem ermittelnden Beamten sprechen wollte.«
    Kaum hatte sie das gesagt, merkte sie, dass es unbedacht gewesen war. Markku könnte bei der Zentrale nachfragen.
    »Wie kommt die Fahndung nach Tanner voran?«, fragte sie deshalb schnell, um das Thema zu wechseln.
    »Der Kreis um ihn herum wird immer enger«, antwortete Markku langsam und trank einen Schluck Kaffee. »Es ist nur eine Frage der Zeit, dass wir ihn erwischen. Du warst doch mit ihm zusammen bei dem Seminar in Hyvinkää. Ist dir da etwas Besonderes aufgefallen?«
    »Nein.«
    Die Stille schien Mira zwingen zu wollen, weiterzureden, aber sie war nicht fähig, mehr zu sagen. Markku wirkte allerdings vollkommen gelassen.
    »Ich habe gehört, dass du in einem Schmuckgeschäft Überwachungsbänder von der Kalevankatu geholt hast. Gut. Nun haben wir Viktor Kovalenko identifiziert. Das kann uns helfen, Tanner auf die Spur zu kommen. Eventuell ist Tanner von dem Russen dafür bezahlt worden, dass er bei ihm aufspringt.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Bei seiner Scheidung geriet Tanner finanziell unter Druck. Er wollte seiner Frau ihren Anteil am gemeinsamen Haus ausbezahlen«, erklärte Markku und ging in den Flur. »Oder genauer gesagt ihren Anteil am Garten, wie er es selbst formuliert hat.«
    Er zog die Anzugjacke an und streckte vor dem Spiegel den Rücken durch. »Tanner hat einen zusätzlichen Kredit aufgenommen, doch ihm fehlten trotzdem noch dreißigtausend Euro. Die Exfrau gab ihm Zeit, aber das Geld kam und kam nicht. Bis Tanner eines Tages die ganze Summe auf einmal beglich.«
    Mit wachsender Unruhe hörte Mira zu. Sie fühlte sich plötzlich ganz schwach und wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Markku stand noch immer vor dem Spiegel. Er richtete den eigentlich perfekten Krawattenknoten und redete im Plauderton weiter, als ginge es ums Wetter: »Wir haben das überprüft. Tanner hat seit zwei Jahren ein sogenanntes Sparkonto, von dem seine Exfrau nichts wusste. Darauf ist Bargeld eingezahlt worden, immer ein paar Hunderter auf einmal oder auch mal ein Tausender. Ziemlich billig, der Mann. Seine Frau war von dieser Information einigermaßen überrascht. Aus gutem Grund, würde ich sagen.«
    Markku verließ das Haus,

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