Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
Notizblock aus der Tasche und sah Leena intensiv in die Augen. »Diesen Jari Wuori, wo finde ich ihn?«
»Ich habe seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm. Einmal habe ich angerufen, aber da wollte er nicht mit mir reden. Ich glaube, er will einfach nicht mehr an jene Zeiten erinnert werden. Er hat seine Diplomarbeit für Nokia geschrieben und arbeitet seitdem dort. Inzwischen im Management. Es war klar, dass aus ihm mal was wird.«
Nach dem Telefonat mit Mira steckte Riku sein Handy wieder in die Tasche. Er stand im Schatten eines Containers am Hafenvon Kotka, wohin er vom Flughafen Helsinki-Vantaa aus direkt gefahren war. Unterwegs hatte er Kalle angerufen, der im Gesundheitszentrum seine Verletzungen von dem »Sturz« behandeln ließ. Mira hätte er gern von Leos Entführung erzählt, aber das Risiko war zu groß. Ihre Loyalität litt deutlich darunter, so inflationär auf die Probe gestellt zu werden – und das war kein Wunder.
Elina hatte versprochen, alles zu tun, um herauszufinden, wer dieser Feliks sein könnte. Es war durchaus möglich, dass auch er einst in der russischen Botschaft in Helsinki gearbeitet hatte, schließlich kannte er Nowikow. Ein zweiter wichtiger Hinweis, der helfen konnte, Leos Aufenthaltsort herauszufinden, war die Tatsache, dass Viktor Kovalenko in der Kalevankatu als Komplize von Nowikow identifiziert worden war.
Aber der entscheidende Weg zu Leo war hier zu finden, im Hafen von Kotka. Aus seinem Versteck heraus beobachtete Riku drei Männer, die über ein riesiges Gelände mit Tausenden von Neuwagen spazierten. Einer der drei war sein Informant Sergej, die anderen beiden, die wie Geschäftsleute aussahen, kannte Riku nicht. Mit taxierenden Blicken gingen sie um einen funkelnagelneuen schwarzen BMW herum.
Riku schaute über die Schulter. Ein Hafenkran lud gerade einen großen Container von einem roten, mit Rost gesprenkelten Frachter.
Als er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Männer richtete, sah er, dass sie sich die Hände schüttelten, woraufhin die beiden Fremden sich nicht in den BMW, sondern in einen Mercedes der S-Klasse setzten und davonfuhren. Sergej machte sich auf den Weg zu dem Containerareal.
Riku wartete in seinem Versteck ab. Als Sergej auf seiner Höhe war, rief er ihn beim Namen.
Der Russe blickte sich überrascht um, bemerkte Riku und trat zwischen die Container.
»Du schon wieder?« Seine Stimme klang beinahe verzweifelt. »Willst du im Ernst, dass man mich umbringt?«
»Je schneller du meine Fragen beantwortest, desto schneller bist du mich los. Was sagt dir der Name Feliks?«
»Gar nichts«, antwortete Sergej unglaubwürdig schnell.
»Und Huutoniemi? Das Stück Küste zwischen Kotka und Pyhtää?«
»Du weißt, dass ich darauf nicht antworten kann …«
Riku versetzte Sergej einen Fausthieb in den Magen, worauf der Russe zusammensackte und nach Luft rang. Riku packte ihn unter den Armen, hockte ihn auf den Hintern und zwang ihn, ihm in die Augen zu schauen.
»Bykow hat den Fehler seines Lebens begangen, indem er meinen Sohn entführt hat«, zischte Riku, plötzlich so voller Hass, dass er sich kaum mehr beherrschen konnte. »Was weißt du davon?«
Sergejs Augen waren vor Angst geweitet, aber er sagte nichts.
»Sergej, wenn du jetzt nicht redest, wird mein Junge sterben … und danach du. Das garantiere ich dir.«
Da riss sich Sergej los und trat Riku kraftvoll gegen die Brust. Überrascht taumelte Riku rücklings gegen den Container, der Russe sprang auf und zog ein Messer. Mit einem Mal erfasste Riku, in welcher Klemme Sergej saß: Der sicherste Weg zu verhindern, dass er aufflog, war der, Riku umzubringen. Im letzten Moment wich er einem blitzschnellen Messerhieb aus, packte Sergej am Handgelenk und schlug ihm mit dem Ellbogen ins Gesicht.
Der Mann heulte vor Schmerz auf und geriet ins Stolpern, ließ aber das Messer nicht los. Mit blutendem Gesicht griff er Riku erneut an, nahm das Messer in die andere Hand und stach zu.
Die Klinge ritzte Rikus Jacke auf. Er packte Sergej an beiden Armen und versetzte ihm mit dem Knie einen weiteren Stoßins Gesicht. Der Russe stöhnte und brach zusammen. Das Messer glitt ihm aus der Hand.
Sergej fiel aufs Gesicht und winselte leise. Riku versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Er hob das Messer vom Asphalt auf und betastete seinen Oberkörper. Der Stoff war kaputt, aber die Haut war heil.
»Bist du sicher, dass du das Bild aus dem Erdversteck in der Zeitung sehen willst?«, fauchte Riku. »Wenn du jetzt
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