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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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an.
    Vorsichtig legten die Sanitäter den Jungen auf die Bahre und schoben ihn in den Wagen. Siekkinen wollte gerade mit einsteigen, als sein Handy klingelte. Wäre der Anruf nicht aus der Schaltzentrale gekommen, hätte er sich nicht gemeldet.
    »Ich kann jetzt nicht reden, Paavo hat sich verletzt und muss ins Krankenhaus …«
    »Kari, wir haben hier … äh … den Alarmzustand.«
    Ein Sanitäter hielt die Tür des Krankenwagens auf, aber Siekkinen war stehen geblieben und drückte das Handy fest ans Ohr. Im Hintergrund hörte er die Alarmtöne aus der Schaltzentrale.
    »Was zum Teufel meinst du damit?«
    »Die Messgeräte zeigen einen Anstieg des Reaktordrucks an. Das Sicherheitssystem ist aktiviert.«
    Siekkinens Herz setzte einen Schlag aus. Das war doch nicht möglich!
    »Ich kann nicht mit«, sagte er zu dem Sanitäter, der ihm die Krankenwagentür aufhielt. »Ich rufe meine Frau an und komme dann in die Klinik nach«, fügte er hinzu und rannte zu seinem Auto. Paavo befand sich nun in guten Händen, im Moment konnte er nichts für ihn tun. Aber wenn der Reaktordruck tatsächlich gestiegen war … Die Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen, die bei Stör- und Unglücksfällen nötig wurden, waren automatisiert, aber Siekkinen hatte noch das endlose Wirrwarr, die Verzögerungen, die Inkompetenz und die Einstellungsprobleme im Hinterkopf, mit denen der Hersteller das wichtigste System des Meilers zusammengeschustert hatte. Schlussendlich waren die digitalen Automations- und Sicherheitskontrollsysteme in Deutschland und Irland für die Installation vorbereitet gewesen, betriebsbereit, wie Areva mitteilte. Aber als die Strahlenschutzbehörde eine Überprüfung der Systeme vornahm, bestanden sie die Tests nicht. Die Programmierungstechnologie von Areva war mangelhaft, und offenbar waren die Finnen die Ersten, die sich überhaupt gründlich mit der Programmierkompetenz von Areva beschäftigt hatten.
    »Wann hat es angefangen?«, fragte er den Schichtleiter, während er in seinen Wagen stieg.
    »Vor drei Minuten. Mit der Schnellabschaltung des Reaktors ist es losgegangen.«
    Siekkinen war klar, dass er so rasch wie möglich ins Werk musste. Er fiel ihm schwer zu glauben, dass ein wirklicher Fehler vorlag oder echte Gefahr bestand, aber ein vom System gemeldeter Alarmzustand war äußerst unangenehm. Man müsste der Strahlenschutzbehörde und der Öffentlichkeit davon Mitteilung machen, und darauf war nun wirklich niemand scharf – schon gar nicht am Tag der Eröffnung.

58
    Sebastian las das Schild am Straßenrand, RAUMA 83. Während der gesamten Fahrt hatte er innerlich Informationsschnipsel zusammengetragen, die immer neue Fragen aufwarfen. Die jüngste war zugleich die seltsamste: Warum schien der Stasi-Ingenieuroberst Peter Richter so sehr an dem heute eingeweihten, supermodernen Atomkraftwerk interessiert zu sein?
    Sebastian hätte gern mit jemandem darüber geredet, aber es gab niemanden. Er hätte Elina alles erzählen mögen – absolut alles –, doch die Zeit dafür war noch nicht gekommen.
    Sein Handy klingelte. Eine deutsche Nummer. Von derselben Nummer aus hatte im Lauf des Tages schon mehrmals jemand versucht, ihn zu erreichen, aber er hatte nicht reagiert. Im schlimmsten Fall hatte sich jemand nach dem Mord an Rainer Bauer das Kennzeichen des Landrovers notiert, und nun wollte die Polizei ihm Fragen stellen.
    Andererseits konnte es auch etwas Wichtiges sein, weshalb er es nun doch für klüger hielt, sich zu melden.
    »Hier spricht Vollzugsdienstleiter Brandt aus der Vollzugsanstalt Moabit«, sagte eine förmlich klingende Männerstimme. »Es geht um den Tod Ihres Vaters. Sie haben heute Morgen die Vollzugsanstalt so plötzlich verlassen, dass man Ihnen den Brief, den Ihr Vater an Sie adressiert hat, nicht aushändigen konnte. Der übrige Nachlass ist bereits seiner Frau Ludmila Berger übergeben worden.«
    Sebastians Griff ums Lenkrad wurde fester. Seiner Frau?Warum hatte sein Vater ihm nicht erzählt, dass er verheiratet war?
    »Holen Sie den Brief ab, oder sollen wir ihn per Post schicken?«
    In Sebastians Kopf schossen die Gedanken hin und her. Ludmila Berger … Was hatte sein Vater ihm noch alles verheimlicht?
    »Sie öffnen den Brief, scannen ihn und schicken ihn per Fax an eine Hotelrezeption in Finnland. Ist Ihnen das recht?«
    »Wenn Sie das wünschen.«
    Sebastian wusste, dass die Beamten wegen der Ermittlung zu dem Todesfall den Brief ohnehin lesen würden. Jedenfalls dann, wenn die Obduktion

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