Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
Bestürzung und Mitleid. Sie trat einen Schritt näher an ihn heran. »Ich habe versucht, dich anzurufen, weil ich dir erzählen wollte, dass wir die wahre Identität von Feliks kennen. Wir haben einen Bildvergleich vorgenommen. Feliks Grischanow heißt in Wirklichkeit Viktor Kovalenko. Wahrscheinlich verfügt er über mehrere Identitäten. Die SiPo hat Material über ihn, aber sie rücken nichts heraus.«
»In welchem Zusammenhang stehen die Informationen der SiPo?«
»Das weiß ich nicht.«
Riku wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und riss sich zusammen. Er blickte auf die Uhr. »Sieh du dich so genau wie möglich in der Villa um. Vielleicht findest du etwas. Es muss dort irgendetwas geben … Du kommst durch die Tür eines Lagerraums auf der Rückseite hinein. Irgendwie müssen wir eine Spur von Leo finden … Ich fahre nach Helsinki. Ist dein Wagen gut versteckt?«
»Er steht ein paar Hundert Meter weiter in einer Nebenstraße.«
»Gib mir deine Waffe.«
Mira zögerte, reichte ihm dann aber ihre Glock.
»Und gib mir auch kurz dein Handy, damit ich die Nummer eingeben kann, unter der du mich erreichst. Ich rufe dich von unterwegs aus an.«
Nachdem er die Nummer eingetippt hatte, schaute er Mira wortlos einen Moment in die Augen, dann ging er im Laufschritt zu seinem Auto. Schon nach den ersten Schritten versuchte er erneut, die Russen anzurufen.
»Die gewählte Nummer ist derzeit nicht erreichbar …«
Der Akku des Handys, das er dem Jungen abgekauft hatte, war fast leer. Riku rief Elina an und sagte: »Ich habe gerade erfahren, dass Feliks Grischanow mit richtigem Namen Viktor Kovalenko heißt.«
»Viktor Kovalenko? Den Namen kenne ich, das passt ins Bild. Er hat zur gleichen Zeit in der russischen Botschaft gearbeitet wie Nowikow. Wo bist du?«
»Hör mir genau zu. Das Allerwichtigste ist jetzt, diesen Feliks-Viktor zu finden.«
Am anderen Ende der Leitung wurde es kurz still. Dann sagte Elina: »Ich kenne eine Person, die Viktor Kovalenko gekannt hat. Kirsti Laaksonen.«
»Die SiPo hat irgendwelche Informationen über Kovalenko, händigt sie aber der KRP nicht aus. Jedenfalls nicht offiziell.«
»Die Laaksonen wird schon seit dreißig Jahren geschützt. Sie hat sowohl mit der Stasi als auch mit dem KGB zu tun gehabt. Vielleicht halten sie wegen ihr die Informationen zurück.«
»Könntest du für mich herausfinden, wo sich Frau Laaksonen derzeit aufhält?«
»Ich bin bei meinem Vater im Krankenhaus. Was wirst du …«
»Wenn Kirsti Laaksonen die einzige uns bekannte Person ist, die Feliks kennt, werde ich zu ihr fahren. Und zwar sofort.«
59
Der Junge wollte keine Bonbons aus der Dose, die Feliks ihm hinhielt.
Dann eben nicht.
Feliks saß auf der Rückbank neben Leo Tanner und versuchte zu analysieren, wie gefährlich die Informationen waren, über die der Vater des Jungen verfügte. Sie waren auf jeden Fall bedrohlich. Tanner hatte zu viele wesentliche Dinge erwähnt. Es war also sonnenklar, dass er in gewissem Maße Kenntnisse über die Operation hatte. Die Frage lautete: Hatte die auch sonst jemand?
Jedenfalls niemand bei der KRP. Ansonsten möglicherweise Elina Aro oder Sebastian Keller.
Feliks spürte die zunehmende Nervenanspannung. Alle Probleme waren erst dadurch entstanden, dass Vera Dobrina angefangen hatte, im Leben des Ehepaars Rybkin herumzustochern. Deshalb hatte man sie aus dem Weg räumen wollen und dafür Andrej Nowikow engagiert – was sich als Katastrophe erwiesen hatte. Das Bild von der Gruppe junger KGB-Offiziere in Topform war Vergangenheit, reine Nostalgie. Die Realität war ein Trüppchen übergewichtiger Männer, denen die Haare ausgingen und die sich trotzdem zu viel auf sich einbildeten.
Feliks musste gestehen, dass für ihn das Gleiche galt. Zumindest war seine Fähigkeit, Druck auszuhalten, schwächer geworden. Als er noch ein junger, omnipotenter Geheimdienstoffizier war, steigerte der Druck nur seine Energie und seinen Einsatzwillen. Jetzt aber …
Er lehnte den Kopf gegen die lederne Nackenstütze des Range Rovers. Richter hatte mitgeteilt, die Störsignale in Olkiluoto seien ausgelöst worden. Jetzt musste nur noch die zweite Stufe abgewartet werden. Feliks hatte Juri gebeten, am Meerufer in der Nähe seiner Helsinkier Mietwohnung zu parken. Leo Tanner musste im Auto bleiben, hinter verdunkelten Scheiben, auf keinen Fall durfte er auf der Straße gesehen werden. Zuerst hatten sie den Jungen in die Villa in Huutoniemi gebracht, von wo aus Juri
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