Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
freundlich lächelnd das Fax, das kurz zuvor von der Justizvollzugsanstalt Moabit an das Hotel geschickt worden war.
    Im Foyer hielten sich eine französische Reisegesellschaft und viele andere Ausländer auf. Sebastian begriff, dass sie wegen der Einweihung des Atomkraftwerks gekommen waren. Intuitiv hielt er unter den Gästen nach Peter Richter Ausschau. Mit dem Fax in der Hand steuerte er sein Auto auf dem Hotelparkplatz an, um den Brief dort in Ruhe zu lesen.
    Wenig später war er von einem Sturm der Gefühle ergriffen und starrte entgeistert vor sich hin. Mit nichts dergleichen hatte er gerechnet.
    Er las den Brief noch einmal, holte tief Luft und rief dann Elina an. Er musste es tun, er musste einfach mit jemandem über den Inhalt dieses Briefes reden.
    »Ich will nicht, dass du mich anrufst«, sagte Elina schroff.
    »Du musst mir zuhören. Elina, ich bitte dich … Mein Vater hat mir einen Brief hinterlassen, der mir gerade zugefaxt wurde. Darf ich ihn dir vorlesen?«
    Elina schwieg, blieb aber am Apparat.
    Sebastian begann laut zu lesen: »Sebastian, wenn du diesen Brief liest, bin ich bereits tot. Ich versichere dir, dass es keinSelbstmord war, auch wenn es wahrscheinlich so inszeniert worden ist …«
    Sebastians Stimme bebte. Er zwang sich weiterzulesen. »Ich ahne, dass ich bald sterben werde. Der oder die Täter werden ehemalige KGB-Offiziere sein, dieselben Männer, die deine Mutter umgebracht haben. Am Ende führt uns das Schicksal also doch wieder zusammen. Ich schwöre dir, dass deine Mutter die einzige Frau war, die ich je geliebt habe.«
    Sebastian musste eine Pause machen. Er atmete tief durch, bevor er weiterlas: »All die Jahre habe ich die schwere Last in meinem Herzen getragen, dass ich damals den Mord an deiner Mutter womöglich hätte verhindern können, es aber nicht tat. Ich war der DDR gegenüber loyal. Ich hätte etwas unternehmen müssen, aber ich war ein Feigling. Nach dem Tod deiner Mutter ertrug ich es nicht mehr, dich zu sehen … Ich arbeitete weiterhin, aber ein Leben hatte ich nicht mehr.«
    Wieder machte Sebastian eine Pause. Elina wartete geduldig ab, bis er sich wieder gefasst hatte.
    »Ich bin zufrieden damit, dass du eine Partnerin in Finnland gefunden hast. Ich mag die Finnen. Vor meiner Stationierung in der Bundesrepublik war eine finnische Frau mein Objekt in der DDR …«
    »Lies nur weiter«, sagte Elina. Ihre Stimme klang nun wohlwollend und ermunternd.
    »Wir lernten uns in der FDJ-J ugendhochschule Wilhelm Pieck kennen. Ich spreche von Kirsti Laaksonen, der heutigen Parlamentsabgeordneten, die schon seit Jahrzehnten Kontakt mit einem ehemaligen KGB-Offizier namens Viktor Kovalenko hat. Kirsti brachte 1978 in Helsinki einen Sohn zur Welt, dessen Vater ich bin. Wir haben keine Verbindung gehabt, das Ganze ist wegen Kirstis politischer Karriere sehr peinlich und brisant. Ich hoffe, auch du wirst den Fall auf sich beruhen lassen. Aber du hast das Recht, von deinem Halbbruder zu erfahren.«
    Sebastians Stimme versagte, am anderen Ende der Verbindung herrschte tiefe Stille.
    Elina war selbst so bestürzt über das, was sie gerade gehört hatte, dass sie es nicht wagte, sich auch nur vorzustellen, wie sich Sebastian fühlte. Sie starrte aus dem Fenster auf die Grünanlage und sagte vorsichtig: »Deswegen also stand Kirsti Laaksonens Name in Veras Notizheft …«
    »Ich will Viktor Kovalenko finden, und ich hoffe, dass du mir dabei hilfst. Ich will von ihm alles über den Mord an meiner Mutter hören.«
    »Eventuell kann man über Laaksonen an Kovalenko herankommen. Sie steht seit Jahren in engem Kontakt mit der russischen Botschaft in Helsinki.«
    »Der Brief geht noch weiter. Setz dich, falls du stehst.«
    In Sebastians Tonfall lag nicht der geringste Funken Humor.
    »Lass hören«, sagte Elina. Intuitiv befolgte sie Sebastians Rat und setzte sich an den Schreibtisch.
    »Mein Vater schreibt: Und vor allem hast du das Recht, von deiner Halbschwester zu erfahren. In Ostberlin arbeitete nämlich eine KGB -Agentin namens Ludmila Sokolowa, mit der ich eine Romanze hatte. Dahinter steckten keinerlei berufliche Verpflichtungen. 1980 wurde Ludmila nach Moskau zurückversetzt, und damals war sie schwanger. In Moskau brachte sie unsere gemeinsame Tochter zur Welt, die von Ludmilas neuem Partner, einem KGB -Offizier, als sein Kind anerkannt wurde. Das Mädchen erhielt den Namen Vera.«
    Elina schloss die Augen und sagte kaum hörbar: »Vera …«
    »Ja, Vera Dobrina war meine

Weitere Kostenlose Bücher