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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Küche hatte sie in der Mülltüte Bonbonpapierchen, eine Colaflasche und eine leere Pappschachtel gefunden, die laut Aufdruck ein Lego-Feuerwehrauto enthalten hatte. Riku hatte recht – wenn der Junge hier gewesen war, konnte man vielleicht etwas finden … einen Hinweis, mit dessen Hilfe sich auf das nächste Versteck schließen ließe.
    Mira ging systematisch vor. In einem Papierstoß in einem Regal fand sie Bleistiftzeichnungen. Sie blätterte Bücher durch, hielt sie am Rücken und schüttelte sie, aber es waren keine Zettel eingelegt. Dann griff sie nach einer Zigarrendose aus Metall. Ihr Deckel zierte das altertümlich wirkende Bild eines Seemanns im Ringelhemd, aber die Dose selbst war nicht alt. Mira wollte sie schon wieder schließen, da bemerkte sie, dass die Seidenverkleidung an einer Stelle etwas abstand.
    Sie griff nach dem Zipfel, hob die Verkleidung an und blickte auf drei SIM-Karten, die mit Klebestreifen am Boden der Dose befestigt waren. Vermutlich waren es Prepaid-Karten, wie sie Kriminelle benutzten, damit man sie nicht orten konnte. Daneben lag die Speicherkarte eines Handys. Mira schob die Zigarrendose in einen Plastikbeutel und setzte ihre Durchsuchung fort. Gravierende Störung bei der Inbetriebnahme des größten Atomreaktors der Welt in Finnland , titelte die BBC auf ihrer Nachrichtenseite.
    Kirill Rischnikow las es auf dem Display seines iPhones, erleichtert und aufgeregt zugleich. Feliks hatte ihn bereits informiert, da die Nachricht in Finnland früher herausgegeben worden war. Kirill saß im Liegestuhl auf der schattigen Terrasse mit Blick auf den kleinen, von Bergen umrahmten Hallstätter See. Hinter grünen Hangwiesen ragten schneebedeckte Gipfel auf. Vor einer Stunde war sein Learjet, mit dem er in London City gestartet war, in Salzburg gelandet.
    Er stand auf und stützte sich aufs Geländer, unter dem es sechzig Meter tief steil zu dem dunkelblau schimmernden See hinabging. Er war erleichtert, aber zugleich erfüllte ihn die adrenalinhaltige Anspannung, die er stets spürte, wenn er große Risiken einging, ob es sich nun um eine staatliche Aufklärungsoperation oder um ein Geschäft in der freien Wirtschaft handelte. Auf jeden Fall war die erste Stufe – der technisch anspruchsvollste Teil – in Finnland erfolgreich absolviert worden. Das gesendete Signal brachte das digitale Automationssystem des Reaktors durcheinander, und da man in der Schaltzentrale den Grund für das Problem nicht kannte, musste man den widersprüchlichen Fehlermeldungen mit großem Ernst begegnen.
    Kirill verließ das Zimmer und machte sich auf den Weg zum Speisesaal. Er kam an der breiten, dunkelgrün getönten Glaswand vorbei, hinter der der Pool lag, den er regelmäßig benutzte, um sein Gewicht im Griff zu behalten. Durch die Tür auf der linken Seite betrat er einen hohen Raum, an dessen kirchenartiger Balkendecke Spots leuchteten. Durch eine Hälfte der Doppeltür blickte er in den Speisesaal, wo an einem Ende des langen Tischs für vier Personen gedeckt war. Wegen des geheimen Treffens fehlte das übliche Personal, und Kirills Sicherheitsleute kümmerten sich um alles. Die fertige Mahlzeit wurde in einem Salzburger Sternerestaurant geholt.
    Kirill steuerte die Sitzgruppe vor dem gewaltigen Kamin an. In der Feuerstelle brannte Erdgas aus der Flasche, eines der Produkte von TerraEnergo. Kirill mochte exakt geplante Einzelheiten, und auf solchen basierte auch die derzeit vonstattengehende Operation.
    Die zweite Stufe würde bald beginnen. Sie war an und für sich unkompliziert, enthielt aber mehr Unsicherheitsfaktoren als die erste.
    Der Plan lehnte sich an die Operation Meteor an, die Kirill und Feliks 1989 in der Abteilung für aktive Maßnahmen des KGB vorbereitet hatten. Kirill dachte mit Wärme an seine KGB-Zeit zurück. Jene Jahre hatten das Fundament für seine spätere Karriere gelegt, aus ihnen hatte er die Kenntnisse und Kompetenz für effektives Vorgehen auch im Wirtschaftsleben mitgenommen. Nachdem er 1982 sein Studium am Institut für internationale Beziehungen in Moskau abgeschlossen hatte, nahm er noch im selben Jahr die Arbeit beim KGB auf, in dem Jahr, in dem Juri Andropow zum Herrscher im Kreml avancierte. Andropow hatte in den Sechzigerjahren als KGB-Chef angefangen und schon zu Beginn seiner Karriere ein aggressiveres Vorgehen gegen den Feind gefordert. Zur Hauptaufgabe der Auslandsaufklärung erklärte er politische Sonderoperationen und Sabotageakte.
    Kirill hatte über den Mut

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