Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
Vertreter von Rettungs- und Polizeiabteilung, der technischen Leitung, Strahlenschutzbehörde, Luftwaffe, Feuerwehr, Notfallzentrale der Provinz Satakunta und Notdienstakademie an.
Nach den bisherigen Informationen hatte es keine unmittelbaren Todesopfer gegeben, denn das Reaktorgebäude war direkt nach der Störfallmeldung geräumt worden. Etwa zehn Mitarbeiter waren Rauchgas und radioaktiven Emissionen ausgesetzt gewesen.Wie abgestumpft saß Riku im Range Rover von Feliks auf dem Beifahrersitz. Auf der Rückbank hockte Leo neben Feliks.
Miras Behauptung, Markku sei der Verräter gewesen, erschien ihm unmöglich und völlig glaubwürdig zugleich. Viele Dinge bekamen so eine logische Erklärung. Deshalb hatte Markku seine Treibjagd auf Riku gestartet, und deshalb war er bereit gewesen, ihn zu erschießen, unter dem Vorwand, die Flucht eines Verbrechers zu verhindern.
Feliks’ Fahrer lenkte den Geländewagen an den Polizisten vorbei, die Schaulustige fernhielten, und bog in die Mannerheimintie ein. Mit einer Hand lenkte er, in der anderen hielt er eine Pistole. Es war derselbe Mann, den Riku bei der Villa in Huutoniemi gesehen hatte. Feliks telefonierte mit gesenkter Stimme. Er wirkte nervös.
Riku drehte sich um, und als er Leos ernstem Blick begegnete, zwang er sich zu einem aufmunternden Lächeln. Bei allem, was um sie herum passierte, war er unendlich stolz auf seinen tapferen Jungen. Der Fahrer behielt den Rückspiegel im Auge und warf zwischendurch einen Blick auf Riku.
Das Radio lief die ganze Zeit, aber erst jetzt konnte sich Riku so weit konzentrieren, dass er verstand, was gesagt wurde.
»Laut einer Stellungnahme des Strahlenschutzzentrums sind die Strahlenwerte in der Umgebung von Olkiluoto infolge des Unfalls höher als gewöhnlich. Die Bevölkerung in der sogenannten Sicherheitszone, also im Umkreis von fünf Kilometern, wird evakuiert, sobald die Emissionswolke über das Gebiet hinweggezogen ist. Bis dahin werden die Menschen aufgefordert, das Haus nicht zu verlassen und Jodtabletten einzunehmen …«
Wenn die Kernladung bereits 1989 aus dem Bunker in Bärenstetten entwendet wurde, wo war sie dann all die Jahre?, fragte sich Riku erschüttert. Er musste sich zusammenreißen, um klar denken zu können. Bei Frey?
»Die Regierung tritt in dieser Stunde zu einer Krisensitzung wegen des Unfalls im Kraftwerk Olkiluoto zusammen …«
Feliks hatte sein Telefonat beendet und beugte sich nun zu Riku vor.
»Wer weiß noch etwas?«, fragte er scharf.
»Niemand.«
»Lüg mich nicht an, verdammt! Ich weiß genau, dass Sebastian Keller in Olkiluoto herumgepfuscht hat.«
Riku traute seinen Ohren nicht. »Sebastian? Ich habe ihn zuletzt in Berlin gesehen, ich habe keine Ahnung, was er seitdem getrieben hat.«
»Elina Aro wird es sicher wissen.«
»Nein, sie haben sich getrennt. Elina Aro weiß nichts von der Kernladung. Sebastian muss auf eigene Faust hingefahren sein …«
»Keller wird nicht plaudern, nie mehr. Wenn die Wahrheit ans Tageslicht kommt, werdet ihr alle sterben: du, dein Sohn …«
»Umgekehrt«, erwiderte Riku und schaffte es, seine Stimme ruhig und stabil zu halten. »Wenn mir oder meinem Sohn etwas zustößt, wird euer Treiben sofort auffliegen. Als Profi verstehst du bestimmt, dass ich sämtliche sensiblen Informationen über euer Vorhaben in meiner persönlichen Mailbox gespeichert habe. Dort befindet sich auch weiteres brisantes Material über Drogenhändler und Informanten. Bestimmte Personen haben Anweisung, die Dateien nach meinem Tod zu öffnen.«
Feliks schien über die Situation nachzudenken. Hier lag ein klassisches Gleichgewicht des Schreckens vor, und das schien Feliks, dem langen Schweigen nach zu urteilen, allmählich zu begreifen.
»Und wenn du bei einem Autounfall ums Leben kommst?«
»Ich fahre stets vorsichtig«, antwortete Riku, ohne mit der Wimper zu zucken.
Wieder schwieg Feliks eine Weile.
»Hier in Rauma ist die Lage unübersichtlich, die Menschenziehen sich in Schutzräume zurück, aber die Plätze reichen nicht für alle. Ein Teil der Einwohner versucht, mit dem Auto die Stadt zu verlassen, obwohl die Anweisung erteilt wurde, in den Häusern zu bleiben …«
»Du hast mich gerade unterbrochen«, sagte Feliks schließlich. »Wenn die Wahrheit ans Tageslicht kommt, werdet ihr alle sterben: du, dein Sohn und dein Vater. Das Leben von drei Generationen liegt in deiner Verantwortung.«
»Mein Vater?«
»Dein Vater lebt unter falschem Namen in Brasilien. Er
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