Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
entschuldigen für das, was ich vorhin gesagt habe. Ich will einfach nicht, dass du in deinem Leben solch schrecklichen Dingen ausgesetzt bist.«
Elina strich ihrem Vater mit der Hand über die Schulter. »Ich weiß.«
Eine Weile standen sie sich schweigend gegenüber.
»Du könntest auch länger hier wohnen«, meinte Risto dann.
»Mal sehen. Danke für das Angebot. Zumindest könnte ich ein paar Tage mit Sebastian hierbleiben.«
Die Erwähnung von Sebastian ließ eine dunkle Wolke in Risto aufsteigen. Wahrscheinlich war der Mann ein akzeptabler Fotograf, aber Elina hätte etwas Außergewöhnlicheres verdient. Außerdem hatte dieser Sebastian eine Härte an sich, die Risto nicht gefiel. Andererseits machte der Deutsche den Eindruck, als würde er die Dinge anpacken, und diese Eigenschaft schätzte Risto an anderen Menschen. Elinas Finanzen waren zwar gesichert, und sie konnte sich ganz auf die Wissenschaft konzentrieren, aber es war gut, wenn der potenzielle Schwiegersohn in der Lage war, zumindest sich selbst zu ernähren.
Risto trank sein Glas aus und sagte: »Lass uns versuchen zu schlafen. Oder möchtest du noch reden?«
»Nein, gehen wir schlafen.« Elina verließ die Küche.
Risto stellte den Orangensaft in den Kühlschrank und löschte das Licht. Auf dem Weg ins Wohnzimmer spürte er einen schwachen Luftzug und schaute in den Gang, der zur Hintertür führte. Die Tür schien einen Spaltbreit offen zu stehen. Wie war das möglich?
Sein Blick blieb an feuchten Spuren auf dem Fußboden hängen .
Es war jemand hereingekommen.
Schnell drehte Risto sich um und ging auf Elinas Zimmer zu.
»Elina«, drang es durch die Tür.
»Ja?«, antwortete Elina in ihrem Bett und wunderte sich über den Tonfall ihres Vaters.
»Komm raus!«
»Was …«
»Sofort.«
Unverzüglich stand sie auf und öffnete die Tür.
»Ist etwas …«
Sie brach den Satz ab, als sie das erschrockene, todernste Gesicht ihres Vaters sah. Er nahm sie an der Hand und drehte sich um.
In diesem Augenblick sah Elina, wie eine Gestalt aus dem dunklen Wohnzimmer trat, eine Gestalt mit menschlichen Umrissen, sie hob die Hand und …
Mit einem Satz sprang Risto vor seine Tochter und kippte im gleichen Moment nach hinten, als ihn die Kugel traf, er stürzte auf die Kellertreppe und rollte über die Stufen nach unten.
Elina rannte die Treppe hinunter und beugte sich über ihren Vater. Er hatte eine Schusswunde in der Seite, das Blut färbte den weißen Bademantel rot.
Von oben näherten sich entschlossene Schritte. Panisch packte Elina ihren Vater unter den Armen und zog ihn in den Keller. Die dunkle Gestalt erschien am Treppenabsatz und hob die Waffe. Das Gesicht konnte Elina nicht erkennen, aber an der Haltung erkannte sie ihn sofort: Es war derselbe Mann, der in ihrer Wohnung gewesen war und Vera umgebracht hatte.
Elina drückte die Kellertür zu, und unmittelbar darauf schlug eine Kugel ein.
Im Keller war es vollkommen finster. Elina hörte Schritte auf der Treppe und tastete hektisch an der Türkante entlang, bisihre Hände das Schloss fanden. Im letzten Moment konnte sie den Schlüssel umdrehen.
Draußen wurde an der Tür gerüttelt, doch sie ging nicht auf.
Elina drückte sich an die Wand und drehte den Lichtschalter. Um sie herum erschienen die mit Holz verkleideten Wände des Umkleidezimmers mit dem offenen Kamin. Ihr Vater lag bleich auf dem Fußboden, der Blutfleck auf dem Morgenmantel breitete sich weiter aus.
Nun wurde noch heftiger an der Tür gerüttelt.
Verzweifelt kämpfte Elina gegen die Panik an und blickte sich rasch um. An Wandhaken hingen Handtücher. Darunter standen eine Holzbank und zwei Korbstühle. Über der Kommode hing ein Bild, das ihr Vater gemalt hatte, eine Ansicht des Fjällpanoramas, das man von ihrem Sommerhäuschen aus sah. Neben dem Bild war Angelzubehör an der Wand befestigt: Ruten, Blinker, Fliegen, ein Kescher. Vom Umkleideraum führte eine Tür zum Duschraum und zur Sauna. Im selben Moment, in dem Elina begriff, dass sie in der Falle saß, spürte sie, wie in ihrer Kehle gewaltsam ein Schrei aufstieg.
Sie befanden sich im fensterlosen Teil des Kellers. Hinter den Holzpaneelen waren dicke Betonwände. Einen Fluchtweg gab es nicht.
Von der Tür war ein Schlag zu hören, dann ein Klirren. Der Killer versuchte offenbar, das Schloss kaputt zu schießen.
Elinas Blick fuhr durch den Raum.
Denk nach, befahl sie sich, denk nach! Rasch griff sie nach der Holzbank, stemmte sie hoch und klemmte sie
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