Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
unter die Türklinke.
Wieder wurde an der Tür gerüttelt, aber das Schloss hatte dem Schuss standgehalten.
Dann war es plötzlich still. Nur Elinas Herzschlag dröhnte ihr laut in den Ohren.
War ihr Vater tot? Sie suchte Halt an der Wand und keuchte. War das möglich?
In dem Moment krachte es an der Tür.
Elina kreischte auf.
Das Krachen ertönte erneut.
Der Mörder versuchte mit der Axt einzudringen! Die Panik raubte Elina die Luft. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Mann hereinkäme.
Sie stürzte ins Bad mit den zwei Duschen. Die Shampooflaschen standen ordentlich in einem kleinen Plastikkorb, der Abzieher lehnte an der Wand. Elina griff danach, warf ihn aber sofort wieder weg. Er war viel zu leicht.
Sie riss die Glastür zur Sauna auf. Im Schein der zahlreichen kleinen Leuchten, die in die Decke eingelassen waren, konnte sie den Ofen und daneben ein Gestell mit Holzscheiten sehen.
Wieder krachte es an der Eingangstür.
Verzweifelt ließ sich Elina auf die unterste Pritsche sinken. Hier würde sie also sterben. Ihr Blick fiel auf die Zeitung und die Streichholzschachtel, die auf den Holzscheiten lagen. Hastig sprang sie auf, schnappte sich die Zündhölzer und stapelte sich Holzscheite auf den Arm. Schließlich griff sie noch nach der Zeitung.
In Windeseile rannte sie zur Tür und kippte die Scheite davor auf den Boden. Dann schichtete sie das Holz auf, wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte. Die stabile Tür erbebte erneut unter den Axthieben. Mit zitternden Händen zerfetzte Elina die Zeitung und stopfte das Papier zwischen die Holzscheite. Sie riss das erste Zündholz an, aber es brach ab. Das zweite entflammte. Sie hielt es an den Rand einer zerknitterten Zeitungsseite. Kurz darauf leckten die Flammen am trockenen Holz und wurden immer größer, während weiterhin die Axthiebe ertönten.
Elina packte ihren Vater und zog ihn hinter sich her in den Duschraum. Er atmete, er lebte. Elina nahm die Handtücher von den Haken an der Wand und warf sie ins lodernde Feuer. Die Flammen breiteten sich weiter aus.
Dann durchschlug die Klinge der Axt die brennende Tür. Im selben Moment brausten die Flammen durch die Kraft des hereinziehenden Sauerstoffs auf.
Elina raste ins Bad zurück und zog ihren Vater unter die Dusche. Sie versuchte, seinen Puls zu ertasten, aber ihre Finger zitterten zu sehr, um etwas fühlen zu können. Sie hechtete in die Sauna, nahm den großen Plastikeimer von der Pritsche und stellte ihn unter die Dusche. Dann drehte sie die Hähne beider Duschen so weit es ging auf. Erschöpft hockte sie sich neben ihren Vater und reckte ihr Gesicht nach oben, zu der kleinen Belüftungsöffnung, und versuchte möglichst ruhig zu atmen.
Die Flammen schlugen durch das Loch in der Tür und ließen Nowikow zurückfahren.
Was, zum Teufel, hatte die Verrückte vor?
Da begann der Brandmelder ohrenbetäubend zu heulen. Nowikow drehte sich um. Er ortete das Gerät an der Decke, streckte sich danach, reichte aber nicht ganz heran. Mit der Axt schlug er die Plastikkapsel schließlich herunter.
Unmittelbar darauf ertönte ein zweiter Brandmelder irgendwo in der Eingangshalle oder im Wohnzimmer.
Fluchend rannte Nowikow die Treppe hinauf, entdeckte den Brandmelder im Flur, zerstörte ihn und stürzte wieder nach unten.
Von der Tür aus hatte sich das Feuer ausgebreitet und bereits die Vorhänge erfasst. Schwarze, dicke Rauchschwaden ballten sich unter der Decke.
Nowikow versuchte, in den Umkleideraum einzudringen, aber das war unmöglich. Er begriff, dass er nichts mehr tun konnte. Bald würde das ganze Haus in Flammen stehen.
Und mit ihm die Frau.
Als er hereingekommen war, hatte er festgestellt, dass man aus den Kellerräumen nicht entkommen konnte. Im Grundewar es sogar besser, wenn die Frau in den Flammen umkam anstatt durch eine Kugel.
Elina hielt die Augen geschlossen. Sie atmete langsam ein und aus, obwohl es von Sekunde zu Sekunde stärker nach Rauch roch. Ihr war bewusst, dass sie die Augen öffnen musste, auch wenn sie am liebsten einfach nur dasitzen würde und fühlen, wie das Wasser aus der Dusche über sie rann. Einfach nur die Luft atmen, die aus dem Belüftungsventil strömte, und sich vorstellen, ganz woanders zu sein.
Sie warf einen kurzen Blick auf die Tür des Duschraums und sah, dass der Türstock allmählich schwarz wurde.
Der Eimer war voll. Sie griff danach und schüttete Wasser gegen die Tür. Die Flammen, die an der Oberkante eindringen wollten, erloschen.
Erneut
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