Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
Fahrzeugen hindurch, wie ein Zivilist, der sich bloß verirrt hatte, bis er schließlich vor seinem Wagen stand. Kurz starrte er auf die Hand, die sich nach dem Türgriff streckte und einer anderen Person zu gehören schien. Als er am Steuer saß, ließ er rasch den Motor an und fuhr vom Gelände.
    Immer wieder rollten die Bilder vom Schusswechsel und von den Momenten danach in seinem Kopf an, wie ein gnadenloser Film. Er versuchte, tief durchzuatmen, aber die Luft kam einfach nicht in seiner Lunge an.
    Beim Anblick des friedlich dahinfließenden Verkehrs überkam ihn Neid auf alle, die nicht in seiner Haut steckten. Die nicht gezwungen gewesen waren, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen. Die nicht hatten hören müssen, dass ihr Leben und das Leben ihres Kindes bedroht war.
    Riku zwang sich zur Konzentration, er musste jetzt effektiv und entschlossen vorgehen. Er war ausgebildet, Scheinkäufe zu tätigen, verdeckt zu operieren und kriminelle Vereinigungen zu unterwandern, er war Risiken eingegangen, um seine Informanten zu schützen und Resultate zu erzielen. Strenggenommen hatte er oft gegen das Polizeigesetz verstoßen, so wie viele seiner Kollegen auch. Und jetzt rächte sich das auf die denkbar schlimmste Weise.
    Die Schlüsselfrage lautete, woher der Russe seinen Namen kannte – und woher er wusste, dass Riku einen Informanten in Bykows Truppe hatte. Sergejs Namen schien Bykow immerhin nicht zu kennen. Zumindest noch nicht.
    Es gab nur eine Antwort auf diese Frage: Es gab eine undichte Stelle bei der Polizei. Wegen der er und Leo jetzt in Lebensgefahr waren.
    Vor Wut und Angst umklammerte Riku das Lenkrad noch fester.
    War Elina Aro zum Ziel eines Mordversuchs geworden, weil jemand von der Polizei dem Killer verraten hatte, dass sie Augenzeugin des Mordes an Vera Dobrina gewesen war? Hatte der Mord an Vera Dobrina doch mit ihren Recherchen im Drogenmilieu zu tun?

14
    Bestürzt starrte Didier auf den Computerbildschirm. Auf der Kraftwerksbaustelle Olkiluoto war gerade Mittagspause, und er war in die Wohnbaracke gegangen, um nachzuschauen, ob eine Nachricht von den Sherpa-Leuten aus Arlit gekommen war. Der Tod seines Vaters hatte ihn noch mehr in der Ansicht bestärkt, dass es wichtig war, den Sherpa-Leuten zu helfen.
    Tatsächlich hatten die Franzosen eine Mail geschrieben. Sie begann mit den Worten:
    Salou hat uns ausgezeichnet geführt. In der Nacht konnten wir in die Mine eindringen. Wir haben Rekordwerte an Strahlung gemessen. Der rote Staub, der in die Stadt geweht wird, ist sehr schädlich. Boden und Wasser sind verseucht. Der Uranabbau muss dringend gestoppt werden!
    Didier war empört. Die Skrupellosigkeit des französischen Atomkonzerns kannte keine Grenzen. Didier musste an die Fernsehbilder von der Pressekonferenz im Pariser Firmensitz denken, als der Geschäftsführer mit aufrichtiger Miene erklärte, Markt und Moral seien keine Widersprüche, sondern könnten in harmonischer Weise zusammenspielen, sodass alle Menschen davon profitierten.
    Der Mann sprach vom Nutzen für die Allgemeinheit und von Verantwortung. Wie konnte er das tun, wenn sein Unternehmen Millionen Tonnen radioaktiven Müll, verseuchtes Wasser und schwere Krankheiten verursachte?
    Didier war nun vollkommen sicher, dass sein Auftrag in Olkiluoto gerechtfertigt war.
    Unfairerweise gingen die Gelder, die von der Uranfirma an den Staat Niger gezahlt wurden, obendrein an den Stamm der Hausa, der die Regierung stellte. Die Hauptstadt des Landes lag im Süden, wo die Hausa in der Mehrheit waren. Im Norden, wo sich die Mine von Arlit befand, gehörte die Mehrheit der Bevölkerung dem Stamm der Tuareg an, so wie Didier. Das Geld, das der Staat für den Uranabbau erhielt, wurde für Waffen und Soldaten verwendet, mit denen wiederum aufständische Tuareg bekämpft wurden, die eine gerechte Beteiligung des Nordens an den Uranerträgen forderten. Der Konzern ging in der gleichen Weise vor wie die Kolonialmacht Frankreich, die den Niger bis 1960 beherrscht hatte. Nur war die Ausbeutung heute noch skrupelloser.
    Didier schrieb: »Das Unternehmen wusste also von den neuen Strahlenwerten? Und was ist mit euch? Du schreibst etwas von Verrat. Wer war das?«
    Er konnte kaum glauben, dass Salou der Verräter sein sollte. Schon als Kind war er mit ihm befreundet gewesen, und sie hatten zusammen in der Mine gearbeitet. Salou hatte allerdings keine Ausbildung erhalten und verrichtete weiterhin dieselbe unmenschliche Sklavenarbeit. Didier hatte ihm

Weitere Kostenlose Bücher