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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Olkiluoto in Finnland vergleichbar. Der Bau des Kraftwerks war von permanenten Problemen bei den Arbeitsabläufen und beim Informationsfluss geprägt gewesen, von der Vorgehensweise dubioser Firmen, die Kosten einsparen sollten, um die Verluste zu minimieren, von Missverständnissen und totaler Unerfahrenheit im Kraftwerksbau, von Vertragskonflikten der Subunternehmer, von Kompetenzgerangel und Sicherheitsmängeln.Sogar die Schweißnähte des Hauptkühlrohrs hatten nachgebessert werden müssen.
    Henryk hätte unter keinen Umständen in der Nähe des Kraftwerks wohnen wollen, denn er hielt es für eine tickende Zeitbombe. Genau das hatte er Saara gesagt, als er sie zu überreden versuchte, mit ihm nach Polen zu kommen.
    Hinter sich hörte er Rufe und Baulärm und blickte sich um. Auf der anderen Seite des Maschendrahtzauns schwenkten Angehörige des slowakischen Bautrupps die Arme und gaben dem Kranführer lautstarke Anweisungen, der eine Baracke abbauen sollte, aber kein Wort ihrer Sprache verstand.
    »Hurry up!«, rief ein Mann mit gelbem Helm Henryk zu und deutete auf seine Armbanduhr. Es war der portugiesische Vorarbeiter, von dessen Gesicht Henryk ein für alle Mal die Nase voll hatte.
    Er hängte sich die große Tasche mit den Testwerkzeugen und Messgeräten um und ging auf das Herz des Kraftwerks zu, auf das Reaktorgebäude, in dem die letzten Kontrollen des Automationssystems vorgenommen wurden. Es war nicht überraschend, dass dieses System, das die gesamte Funktion des Atomkraftwerks steuerte, und zwar im normalen Einsatz wie bei einem Störfall, schon einmal als fehlerhaft erkannt wurde und ersetzt werden musste, so wie viele andere Komponenten auch.
    Plötzlich klingelte Henryks Handy. Didier.
    »Henryk«, sagte die vertraute Stimme. »Kannst du nach deiner Schicht zu der Stelle kommen, wo wir im Juni beim Fischen waren?«
    Henryk war erleichtert, dass es voranging. Er wollte die angebotenen fünzigtausend Euro wirklich haben. Und vielleicht noch ein bisschen mehr.
    Elina stand an einer Ecke des Senats-Platzes und wartete auf Tanner.
    »Ich glaube nicht, dass es vernünftig ist, wenn du mitkommst«, sagte sie erneut zu Sebastian. Diese Ansicht hatte sie ihm zuvor bereits mit deutlichen Worten klargemacht.
    »Du brauchst das nicht ständig zu wiederholen. Ich lasse dich nicht allein zu ihm in den Wagen steigen«, erwiderte Sebastian und lächelte ein störrisches Lächeln, das keinen Widerspruch duldete.
    Tanners Verhalten war seltsam. Warum wollte der Polizist sie heimlich treffen? Glaubte Tanner, sie würde noch immer beschattet?
    Dass sich Sebastian überhaupt nicht um Tanners Anweisung scherte, schmeichelte Elina aber auch – es bedeutete, dass er sich um sie sorgte. Ihr Gepäck für Berlin wartete bereits im Auto, das Sebastian am Rand des Platzes geparkt hatte. Elina hatte schließlich nicht länger darüber nachdenken müssen, ob sie fahren sollte, denn ihr Vater hatte ihr beim Besuch in der Klinik versichert, sie dürfe nicht nur fliegen, sie müsse es sogar. Jetzt sei genau der richtige Moment, um für ein paar Tage Abstand zu gewinnen.
    Auf der Mariankatu näherte sich ein Fiat, der unmittelbar vor ihnen anhielt.
    Elina öffnete die Beifahrertür, kam aber nicht dazu einzusteigen, weil Tanner, der am Steuer saß und eine Sonnenbrille trug, mit eisiger Stimme sagte: »Bleib, wo du bist! Wer ist er?«
    »Mein Freund, Sebastian Keller.«
    »Ich habe ausdrücklich gesagt …«
    »Ich verstehe kein Wort Finnisch«, unterbrach Sebastian auf Englisch mit festem, aber höflichem Ton, während er hinten einstieg. »Sie begreifen sicher, dass ich nach allem, was passiert ist, meine Freundin nicht allein zu einem fremden Mann ins Auto steigen lasse. Verschwenden Sie also keine Zeit, wir müssen gleich zum Flughafen.«
    Elina setzte sich auf den Beifahrersitz, und Tanner fuhr los, sobald sie die Tür zugezogen hatte.
    »Warum dieses Treffen?«, fragte Elina. »Wer verfolgt mich?«
    Tanner blickte in den Spiegel. »Ihnen folgt niemand, aber es kann sein, dass mir jemand folgt. Erzählen Sie mir ein bisschen was über ihn.«
    Elina merkte, dass Tanner eine misstrauische Kopfbewegung nach hinten machte.
    »Er ist freier Fotograf. Amerikanische Mutter und deutscher Vater, hat lange in beiden Ländern gelebt.«
    Tanner bog in nördlicher Richtung in die Unioninkatu ein. »Wie lange kennen Sie ihn schon?«
    »Mehrere Monate. Fast ein halbes Jahr«, übertrieb Elina, verärgert über Tanners Argwohn.
    »Ich spreche

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