Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
jetzt äußerst vertraulich zu Ihnen. Sie dürfen davon nicht einmal der Person auf dem Rücksitz etwas erzählen. Der Mörder von Vera Dobrina heißt Andrej Nowikow. Vor seiner kriminellen Laufbahn hat er in der russischen Botschaft gearbeitet.«
Diese Information war für Elina wie ein Schlag ins Gesicht. Ihr Herz fing an zu pochen.
»Ich kenne Nowikow«, erwiderte sie mit leicht zitternder Stimme. »Er wird am Rande in meinem Buch erwähnt.«
Nervös zupfte sie am Sicherheitsgurt. Konnte das Zufall sein? Natürlich, in ihrem Buch wurden zahlreiche Russen namentlich genannt. »Es kann also doch ein politischer Mord gewesen sein«, sagte sie.
»Frau Dobrina hatte Feinde auf vielen Seiten. Mich würde interessieren, wem Sie, außer mir, von dem Material im Safe des Verlegers erzählt haben.«
»Dem Polizisten, der mich befragt hat.«
»Wie hieß er?«
»Das weiß ich nicht mehr. Glatze, braun gebrannt, Ziegenbart …«
»Manninen. Was wissen Sie noch über Nowikow?«, fragteTanner, während sie in die Rauhankatu einbogen. Er schien ziellos durch die Gegend zu fahren.
»Sein Amt als dritter Sekretär der sowjetischen Botschaft war die übliche Tarnung für einen KGB-Offizier. Er lebte mehrere Jahre in Helsinki und lernte wahrscheinlich auch die Sprache. Aber eine bedeutende Person war er nicht. Was halten Sie übrigens davon, dass die Abgeordnete Laaksonen und weitere Namen in Veras Notizbuch stehen? Durch Nowikow rücken sie doch irgendwie in ein anderes Licht.«
»Welche Namen?«
»Hat Ihnen Jalava nichts davon gesagt?«
»Noch nicht. Aber wir haben heute noch eine Teambesprechung. Worum handelt es sich?«
Elina erzählte vom Inhalt des Hefts, soweit sie es bis zum Diebstahl hatte lesen können.
Tanner hörte schweigend zu und fragte dann: »War Nowikow der Privat-Russe von Frau Laaksonen?«
»Soweit ich weiß, nicht.«
»Und die anderen Personen, die in den Notizen auftauchen? Olga Rybkina, Pjotr Kowalski …«
»Kowalski arbeitet für eine Ölhandelsfirma. Von Olga Rybkina weiß ich nichts. Aber die KRP hat ja jetzt die Namen und kann nachforschen.«
Tanner blickte in den Spiegel und wechselte die Spur. »Einige wesentliche Aspekte hat man Ihnen nicht erzählt. Ich musste auf Nowikow schießen, weil er Sie, Ihren Freund und mich umbringen wollte, als er in der Falle saß. Er ist tot.«
Elina war bestürzt, zugleich fühlte sie sich jedoch auch erleichtert. »Warum hat man mir nichts davon gesagt? Gibt es da einen Zusammenhang mit Ihrer Geheimnistuerei …?«
»Von der KRP sickern Informationen an Verbrecher im Osten durch, und es wird behauptet, ich wäre die undichte Stelle. Einige meiner verdeckten Ermittlungsmaßnahmen mögendiese Auffassung stützen, so falsch sie auch ist. Wenn mich die Polizei findet, werde ich verhaftet.«
Elina schaute ihn an und traute ihren Ohren nicht.
»Was immer sie über die Namensliste herausfinden, es wird alles von der Gegenseite registriert werden«, erklärte Tanner. »Oder aber sie vergessen die Liste mit den Namen. Der Mörder ist tot, das Interesse der Polizei richtet sich auf seine möglichen Komplizen sowie auf den Mann, den sie für den Verräter halten. Also auf mich.«
»Was wollen Sie jetzt tun?«
»Am Leben bleiben. Meinen Ruf retten. Den wahren Verräter bei der Polizei finden.«
Elina sah ihm an, dass er es ernst meinte. Die Situation dagegen war verwirrend, sie wusste nicht, was sie denken sollte.
»Entschuldigung«, mischte sich Sebastian auf Englisch ein. »Elina hat mir erzählt, dass Sie als Kind in Moskau gelebt haben. Waren Sie lange dort?«
Elina sah, wie Tanners Gesicht einen reservierten Ausdruck annahm. »Was spielt das für eine Rolle?«
Die schroffe Antwort schien Sebastian in keiner Weise zu entmutigen.
»Haben Sie dort die internationale Schule besucht? Ein guter Freund von mir war dort. Tom Ellis. Ist jetzt dreißig. Kommt Ihnen nicht zufällig bekannt vor?«
»Nein. Ich war in einer russischen Schule.«
»Cool. Ich dachte, die Kinder von Leuten aus dem Westen gehen alle in die internationale Schule.«
Tanner bog in die Mariankatu ein und fuhr zum Senats-Platz zurück. Elina sah, dass er nicht auf Sebastians unbeholfenen Small Talk eingehen wollte.
»Halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte sie. »Ich bin jetzt einige Tage in Berlin, je nachdem, wie sich der Zustand meines Vaters entwickelt. Würden Sie mir Ihre Nummer geben, falls mir noch etwas einfällt?«
Tanner diktierte ihr die Nummer. »Ich benutze allerdings
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