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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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zwei SIM-Karten, wundern Sie sich also nicht, wenn ich mich nicht gleich melde.«

25
    Markku Jalava, der Leiter des Drogen- und Gewaltdezernats der Zentralen Finnischen Kriminalpolizei KRP sah zu, wie Timo Koivula, der Chef des Rauschgiftdezernats der Helsinkier Polizei, den schallisolierten Konferenzraum betrat, die Tür hinter sich schloss und sich dann dem Tisch zuwandte.
    Das Verhältnis der beiden Männer war angespannt, seit Verdachtsmomente wegen diverser Dienstvergehen gegen die Drogenfahnder aufgetaucht waren. Sie redeten kaum miteinander. Markku kamen wieder Erinnerungsbilder vom Prozess in den Sinn: Koivula, Tanner und fünf weitere Ermittler von der KRP und der Helsinkier Polizei hatten auf der Anklagebank gesessen. Damit waren Koivulas Chancen, eine führende Position bei der KRP zu bekommen, zunichtegemacht gewesen.
    »Wir sind unter uns«, stellte Jalava fest. »Niemand wird etwas über den Inhalt unseres Gesprächs erfahren. Aber du musst mir jetzt die Wahrheit sagen.«
    »Die Wahrheit worüber?«
    »Über Tanner.«
    »Ein Profi, dessen Erfolge für sich sprechen.«
    »Es geht hier jetzt um größere Dinge als um den gekränkten Berufsstolz der Helsinkier Drogenpolizei.«
    Jalava begenete Koivulas kaltem Blick, sein Hass schien noch immer nicht verflogen zu sein. Also beschloss er, direkt zu fragen: »Glaubst du nach wie vor, ich hätte etwas mit eurer Denunziation zu tun gehabt?«
    »Ich glaube gar nichts«, antwortete Koivula. »Ich stelle nur dasselbe fest wie damals: Dieses ganze Theater war bloß eine Rauchbombe, die von etwas Größerem ablenken sollte. Und dieses Größere gärt noch immer.«
    »Wie es aussieht, haben wir es gefunden. Es trägt den Namen Riku Tanner.«
    Koivula schaute ihn ungläubig an.
    »Tanner gibt Informationen nach Estland und Russland weiter«, fuhr Jalava fort. »Wir hätten das längst kapieren sollen. Er muss so schnell wie möglich gefasst werden, und deshalb brauchen wir Angaben über seine Kontaktpersonen in der Grauzone. Ich schwöre dir, dass dieses Gespräch vertraulich bleibt. Und du wirst bei künftigen Beförderungen meine volle Unterstützung haben.«
    In Koivulas Augen blitzte kurz Überraschung auf, aber er fand schnell wieder seine neutrale Miene.
    »Ich weiß, was Tanner für einer ist«, fuhr Jalava fort. »Ein einsamer Wolf, der sich auf seinen Instinkt verlässt. Er ist geschickt im Beschaffen von Informationen, er hat die besten Informanten im ganzen Land. Aber von denen gibt es nichts gratis. Und wie sich herausgestellt hat, ist Tanner irgendwann von der Grauzone auf die dunkle Seite gewechselt. Dort ist er nun schon wer weiß wie lange aktiv und hat womöglich unermesslichen Schaden angerichtet. Kommt offenbar nach dem Vater. Wusstest du das? Ralf Tanner war ein ganz großer Gauner, umging seinerzeit das Handelsembargo für Spitzentechnologie und verschwand im November 1989 unter mysteriösen Umständen in Moskau.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«, fragte Koivula. »Er ist dein Mitarbeiter, du trägst für ihn die Verantwortung.«
    »Du kennst mindestens einen seiner Informanten. Denjenigen, den ihr im Westhafen schützen wolltet. Wer ist es?«
    Koivula sah Jalava scharf an. Er schien abzuwägen.Riku hielt vor einem kastenförmigen, mit Eternitplatten verkleideten Gebäude an, wenige hundert Meter vom Hafengelände in Kotka entfernt.
    Gierig atmete er die Meerluft ein, während er auf den Eingang der Spedition EastEx zuging. Unter anderen Umständen wäre er angespannt gewesen, hätte vielleicht sogar Angst gehabt, aber seit es nur noch eine Alternative für ihn gab, war alles einfacher.
    Es war 16.05 Uhr. Riku hätte sich lieber an einem ruhigeren Ort mit Sergej Zwerewin getroffen, aber er hatte sein Kommen nicht vorher ankündigen wollen. Lieber ging er das Risiko ein, dass noch jemand anwesend war.
    »Guten Tag«, grüßte er auf Russisch, sobald er das Büro betrat. Im Gesicht des vierzigjährigen sehnigen und durchtrainierten Mannes schien Überraschung auf. Er war allein.
    »Was führt dich hierher? Die Dummheit oder der pure Wahnsinn?« Der Mann wirkte schwer verärgert.
    »Ich dachte, ich schaue mal, wie es dir so geht.«
    »Bist du durchgeknallt, oder was?«, fauchte der Russe und versuchte erst gar nicht, seinen Zorn zu unterdrücken. Er stand auf, ging zur Tür und schloss ab.
    Sergejs Besorgnis war verständlich. Und unter normalen Umständen wäre Riku auch nie zu ihm gefahren. Bis zum Schluss hatte er Sergej bei dem Prozess gedeckt,

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