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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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müssen, zu denen er keine Zugangsberechtigung hatte. Er war der einsame Wolf gewesen, der für die Gesellschaft Verantwortung für die Frage übernommen hatte, wo die wirklicheGrenze zwischen Gut und Böse gezogen wurde. Und jetzt begriff er, dass er mit seinen eigenen Grenzziehungen in Konflikt geriet.
    Das Taxi näherte sich der Gegend, in der Bykow wohnte. Riku holte tief Luft. Jetzt ging es los.
    Elina saß im Taxi und sah verblüfft zu, wie Sebastian das Gefängnis in Moabit betrat.
    Der junge Türke, der Sebastians Wagen geschickt gefolgt war, warf ihr einen interessierten und gewissermaßen teilnahmsvollen Blick zu. Er hatte am Rand des Parkplatzes vor dem eingezäunten Gebäudekomplex aus rotem Backstein angehalten. Sebastians alter grauer Landrover stand in einer Parkbucht mit dem Schild »Besucher«.
    Elina bezahlte die Fahrt und stieg zögernd aus. Wen besuchte Sebastian und warum? Saß sein Vater etwa im Gefängnis?
    Sie wusste noch weniger von Sebastian, als sie gedacht hatte. Abgesehen von Vera hatte sie keinen einzigen von seinen Verwandten und Freunden kennengelernt. Hatte er eine Absicht damit verfolgt, dass er sie mit Vera bekannt gemacht hatte? Waren sie und Vera Bestandteil eines Plans, den Sebastian und irgendwelche dubiosen Hintermänner hegten? War Sebastian am Ende doch gefährlich?
    Elina dachte an die Anfangszeit und ihre ersten Gespräche zurück. Im Nachhinein kam es ihr nun so vor, als hätte sich Sebastian vorab über sie informiert. Kalte Schauer liefen ihr über den Rücken. Ihr Vertrauen war schon zu oft missbraucht worden.

31
    Ohne eine Miene zu verziehen, fuhr der Wärter mit dem Metalldetektor über Sebastians Körper und befahl ihm dann weiterzugehen. Sebastian betrat einen großen Raum, dessen hinterer Bereich durch eine Glaswand abgetrennt war. Vor der Scheibe standen Stühle, durch Kabinenwände abgeschirmt. Sebastian nahm auf einem davon Platz. Hinter der Scheibe saß ein Mann, der das Gesicht seines Vaters hatte, an dem ihm aber sonst nichts bekannt vorkam.
    Die Kontaktaufnahme seines Vaters vor fünf Monaten hatte widersprüchliche Gefühle in Sebastian ausgelöst. Als Kind hatte er allein mit seiner Mutter in Ramstein gelebt und seinen Vater zumeist nur am Wochenende gesehen. Und nachdem seine Mutter gestorben und er im Alter von neun Jahren zu Verwandten in die Vereinigten Staaten gezogen war, hatte er seinen Vater überhaupt nicht mehr getroffen.
    Bis dieser ihn im April plötzlich zu sich ins Gefängnis Moabit gebeten hatte. Zuerst hatte Sebastian ablehnen wollen, aber schließlich doch beschlossen, aus purer Neugier hinzugehen. Er wollte wissen, warum sein Vater so gehandelt hatte, wie er es getan hatte – und aus welchem Grund er ins Gefängnis gekommen war.
    Bei dem ersten Besuch hatte er seinen Vater lange angestarrt und versucht, vertraute Züge in dessen Gesicht zu entdecken. Das Gefühl, als Kind verlassen worden zu sein, hatte ihn so stark überwältigt, dass er fast auf der Stelle wieder gegangen wäre. Etwas hatte ihn dennoch zurückgehalten. Vielleicht warer fähig zu verzeihen. Vielleicht war er nur neugierig. Vielleicht wollte er den Vater verurteilen. Auf jeden Fall war er widerwillig sitzen geblieben und hatte sich den erschütternden Bericht des Vaters angehört.
    Jetzt saß Claus Berger wieder hinter der Glasscheibe und sah ihn erwartungsvoll an: ihn, seinen Sohn. Schon von Helsinki aus hatte Sebastian seinen Besuch angekündigt, ohne jedoch den Grund zu nennen. Erneut wühlten Kummer und Neugier in ihm.
    »Der Mörder von Vera Dobrina war ein ehemaliger KGB-Offizier namens Andrej Nowikow«, erklärte Sebastian leise. »Sagt dir der Name etwas?«
    Der Vater zuckte bei der Neuigkeit zusammen, schüttelte aber den Kopf. Er wurde blass und sah aus, als hätte er unvermutet etwas Entsetzliches erkannt.
    »Alles hängt mit Viktors Besuch bei mir zusammen«, erwiderte er fast flüsternd.
    Viktor. Der Name, der für Sebastian zu einer Zwangsvorstellung geworden war. Der Mann, mit dem sein Vater zuletzt vor zwanzig Jahren als Stasi-Offizier zu tun gehabt hatte, war vor fünf Monaten überraschend aufgetaucht und hatte den Vater im Gefängnis besucht. Im April war das gewesen, und dieses Ereignis hatte den Anstoß dafür gegeben, dass Claus Berger Kontakt zu seinem Sohn aufgenommen hatte.
    Plötzlich sah Claus den jungen Mann sehr ernst an, resigniert und entschlossen zugleich. »Wenn mir etwas zustößt, dann ist Viktor Kovalenko der Schuldige.«
    Sebastian

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