Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
hätte sie sich nicht gemeldet.
    »Man hat Sebastians Vater erhängt in seiner Zelle aufgefunden«, erklärte Riku. »Sebastian meint, es könne sich auf keinen Fall um Selbstmord handeln.«
    Riku stand mit dem Handy am Ohr auf dem Parkplatz des Gefängnisses, Sebastian saß im Landrover und versuchte, den Schock zu verarbeiten.
    Nachdem Elina die Neuigkeit einigermaßen verdaut hatte, fragte Riku nach Informationen zu dem Bunker. Sie hielt es für sehr unwahrscheinlich, etwas Wesentliches zu finden, versprach aber, ihr Bestes zu tun.
    Nach dem Telefonat ging Riku zum Geländewagen und öffnete behutsam die Tür. »Kann ich einsteigen?«
    Sebastian nickte schwach, starrte aber weiter vor sich hin.
    Riku setzte sich auf den Beifahrersitz. Nach einer Weile sagte er: »Vielleicht sollten wir das Gefängnisgelände verlassen.«
    In dem Moment klingelte sein Handy. Auf dem Display stand KALLE.
    Er meldete sich, konnte aber nicht mal Guten Tag sagen, denn Kalle kam ihm zuvor: »Riku …«
    Die Stimme des alten Mannes klang so angstvoll, dass Riku das Blut in den Adern gefror.
    »Sie haben Leo mitgenommen.«
    In diesem Moment brach die Welt rings um Riku zusammen. Sein Herz raste, und er musste alle Anstrengung aufbringen, um sprechen zu können. »Was sagst du da? Wer hat ihn mitgenommen?«
    »Die Russen.«
    Die Panikwelle schlug mit voller Kraft zu, Riku glaubte, keine Luft mehr zu bekommen.
    »Zwei Männer sind hier aufgetaucht. Ich konnte nichts tun … Sie haben mich überrascht …«
    »Bist du sicher, dass es Russen waren?«
    »Sie haben miteinander Russisch geredet. Der eine hat auf Finnisch zu mir gesagt, man werde sich mit dir in Verbindung setzen … Wenn du mit der Polizei redest, wirst du Leo nie mehr wiedersehen …«
    Kalles Stimme brach. Riku schloss die Augen. Einatmen. Ausatmen. Einatmen … Solange er noch irgendwie atmen konnte, wäre er auch fähig zu handeln. »Hör zu, Kalle … Bist du okay?«
    »Ja, ja, geht schon. Sie haben gefragt, wie sie dich erreichen können. Ich habe ihnen deine Nummer gegeben, am besten sprichst du direkt mit ihnen. Ich hätte einfach immer das Gewehr dabeihaben müssen …«
    »Mach dir keine Vorwürfe, sondern ruh dich aus. Es tut mir leid, dass ich dir so eine gefährliche Aufgabe aufgebürdet habe. Hast du ihr Auto gesehen?«
    »Nein.«
    »Beschreib mir die Männer.«
    »Der eine ziemlich klein, etwa so wie ich. Dunkel, um die dreißig. Der andere größer und etwas älter. Müsste man darüber nicht mit …«
    »Ich regle das auf meine Art. Warte ab, bis ich dich anrufe, sag zu niemandem ein Wort. Nicht mal zu Katja.«
    Mit einem metallischen Geschmack im Mund beendete Riku das Gespräch. Er konnte seine Kollegen nicht informieren. Aber allein konnte er gegen die Männer nichts ausrichten. Es war eine tödliche Sackgasse.
    »Was ist?«, fragte Sebastian.
    Riku versuchte sich zu konzentrieren. Er musste mehrmals husten, bis er sprechen konnte. »Bring mich zum Flughafen.«
    Dem überraschten Sebastian schenkte er nicht die geringste Beachtung, sondern versuchte mit zitternden Fingern herauszufinden, wie man in seinem Handy die Aufnahmefunktion aktivierte. Innerlich betete er, dass sich die Entführer bald melden würden, noch bevor er in der Luft wäre.

51
    Elina saß im Lesesaal des Staatsarchivs, vor sich einen Überblick über die Stützpunkte des Warschauer Paktes in der DDR, aber ihre Gedanken kreisten unablässig um den Tod von Sebastians Vater. Es schien ihr unmöglich, dass ein Fremder in die Gefängniszelle gelangt sein konnte. Ob es ein anderer Gefangener gewesen war?
    Sie zwang sich, die Aufmerksamkeit auf den Text vor ihr zu richten. Nach einer Weile merkte sie, dass die Karte, auf die sie starrte, der ähnlich war, die bei Frey an der Wand gehangen hatte. Nur waren hier rote Pfeile, die von Ost nach West zeigten, anstelle der Flammensymbole zu sehen. Der Text dazu lautete:
    Das nach dem Krieg freigegebene Archivmaterial verrät, dass es in der DDR 31 Stützpunkte gab, an denen Atomsprengköpfe gelagert wurden, sowie eine unbekannte Zahl von Stützpunkten für Sondereinheiten, an denen ebenfalls kleine, taktische Kernladungen aufbewahrt wurden. Ein Teil davon wäre in den Westen transportiert worden, wo auf militärische Tiefenaufklärung spezialisierte Fallschirmjäger und Aufklärungstruppen zusammen mit Geheimdienstoffizieren damit sensible Militär- und Zivilobjekte wie Anlagen zur Energieversorgung, für den Datenverkehr oder die Massenkommunikation

Weitere Kostenlose Bücher