Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
gründlich Sie den Bunker kennenlernen wollen.«
Riku ließ den Lichtkegel der Lampe durch den weitläufigen, hohen Raum schweifen.
»Als nach dem Ende des Kalten Kriegs die Archive geöffnet wurden, stellte sich heraus, wie penibel die Mitglieder des Warschauer Pakts einen Überraschungsangriff auf den Westen vorbereitet hatten. Der zentrale Korridor für den Vorstoß sollte die Fulda-Niederung östlich von Frankfurt am Main sein.«
»Und was hat dieser Ort damit zu tun?«, fragte Elina.
»In groben Zügen sind die Pläne Moskaus bekannt, aber die konkreten Einzelheiten liegen noch immer im Dunkeln. Wir wissen zum Beispiel nicht, wo sich die Kommandozentren für den Atomkrieg befanden. Als die Sowjettruppen aus Ostdeutschland abzogen, hinterließen sie zahlreiche Verteidigungsanlagen und kontaminierte Militärgelände, über die so gut wie nichts bekannt ist.«
Durch Stahltüren gelangten sie in Räume, in denen Kabel von der Decke hingen und verstaubte Telefone herumstanden. Auch primitive Duschräume gab es.
»In der Nähe von Kossa hat man einen Bunkerkomplex in ein Museum umgewandelt. Es wird behauptet, er sei als eine der potenziellen Feuerleitzentralen der Sowjettruppen vorgesehen gewesen. Neben dreihundertfünfzig Offizieren gab es dort Platz für zweihundertfünfzig Spezialisten für den Nachrichtenverkehr. Der Bunker war vollgepackt mit Computern aus der damaligen Zeit, und es bestand ein direkter Draht nachMoskau. Als weitere mögliche Leitzentren des Atomkriegs sind Falkenhagen, Möhlau und Schwepnitz genannt worden. Aber die sind entweder überschwemmt oder durch Sprengungen zerstört worden.«
Sie passierten eine schmale Stelle, die an das Innere eines U-Boots erinnerte. Danach schloss sich ein Gewölbe mit Metallregalen an, in denen uralte Computergehäuse standen, die Riku erneut an seinen Vater erinnerten. Es war möglich, dass er auf seinen zahlreichen Reisen in die DDR etwas mit Militärtechnik zu tun gehabt hatte … das Gleiche galt für seine Aktivitäten in der Sowjetunion.
»Man weiß nur, dass Erich Honecker bei Kriegsausbruch in einen Festungsbunker in Prenden gebracht werden sollte, wo man dem Politbüro gut ausgestattete Räume eingerichtet hatte. Wofür aber benötigte man die tausendzweihundert anderen Bunker in der DDR, diesen hier eingeschlossen?«
Schließlich erreichten sie den hinteren Bunkerbereich und blieben vor einem gelb gestreiften Absperrband stehen. Auf einem Schild stand: ACHTUNG! ZUTRITT VERBOTEN! Das Band verlief kreuz und quer vor einer Türöffnung, hinter der eine Art Höhle zu liegen schien.
»Was ist das?«, fragte Sebastian.
»Das weiß ich nicht. Lagerräume. Vielleicht für Waffen und Munition.«
Sebastian bückte sich, um unter dem Plastikband hindurchzuschlüpfen.
»Das sollten Sie besser nicht tun. Dort können Steine herabfallen.«
»Das Risiko gehe ich ein.«
Riku folgte ihm und sagte dabei zu Elina auf Finnisch: »Stell inzwischen alle möglichen Fragen.«
Es wurde immer dunkler ringsum, je weiter Sebastian und Riku in die Höhle vordrangen. Sie hörten nur den Klang ihrer Schritte. Bald fiel das Licht der Taschenlampe auf eine schwere,hohe Metalltür. Sie stand einen Spaltbreit offen, und die beiden Männer schlüpften hindurch.
»Ist dir aufgefallen, wie dick und dicht die Tür ist?«, fragte Sebastian.
Im selben Moment hörten sie ein Plätschern. Der Höhlenboden stand unter Wasser. Im schmalen Lichtkegel wateten sie voran, bis sie eine weitere Tür in der Höhlenwand entdeckten.
Sebastian bemühte sich, die Tür zu öffnen. Sie war dick und schwer und ließ sich nur langsam aufziehen. Dahinter tat sich erneut ein gewölbeartiger Raum auf.
Riku ließ das Licht der Lampe langsam über Wände und Decke gleiten. »Was ist hier aufbewahrt worden?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Sebastian mit seltsam deutlicher Betonung.
49
Über dem ruhigen See lag leichter Morgendunst.
»Zanderbäckchen sind die größte Delikatesse, die man sich vorstellen kann«, erklärte Kalle Leo, der ihm gegenüber im Boot saß, und tauchte für einen weiteren Zug die Ruderblätter in die glatte Wasseroberfläche. Es war feucht und kühl an diesem Herbstmorgen. Sie näherten sich zügig dem kleinen Sandstrand, hinter dem ein altes, dunkles Blockhaus zwischen den Nadelbäumen hervorlugte. Im Boot lag die reiche Beute aus den Netzen, die Kalle über Nacht ausgelegt hatte.
»Die Zander werde ich dann ganz langsam bei kleiner Flamme über dem offenen Feuer
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