Die schöne Ärztin
blöde Oper! Laß uns nicht hingehen.«
»Das können wir nicht machen, Bienchen.« Kurt Holtmann band die Schleife seines Morgenmantelgürtels. »Los, steh auf und mach dich noch schön! Zieh dich an. Im übrigen ist es eine lehrreiche Oper.«
»Rigoletto?«
»Denk an die Arie: O wie so trügerisch sind Weiberherzen …«
»Scheusal!« Sie richtete sich auf und blickte ihm nach, als er zur Tür ging. »Bäh … deine Smokinghose ist total zerknittert!«
»Aas!« Er winkte von der Tür zurück. »Wer dich in meiner Begleitung sieht, wird genau wissen, warum sie so zerwühlt aussieht.«
Vergnügt verließ er das Zimmer Sabines und ging hinüber in das seine. Das Zimmermädchen hatte bereits alles für die Nacht vorbereitet. Die Jalousien waren heruntergelassen, die Vorhänge zugezogen. Er knipste das Deckenlicht an, trat ein und warf in lauter Fröhlichkeit die Tür zu. Dann erstarrte er und strich unwillkürlich an seinem Morgenmantel herunter, um dafür zu sorgen, daß dieser auch wirklich geschlossen war.
Auf der Couch, die in einer Ecke des Zimmers stand und mit zwei Sesseln und einem Tisch eine Sitzgruppe bildete, lag ein halbnacktes Mädchen. Ihre Kleider und Schuhe hatte sie neben einen der Sessel geworfen, auch ihre Strümpfe lagen auf dem Boden. Sie lächelte Kurt Holtmann ungeniert an dehnte sich und verbarg nichts von dem schönen üppigen Körper in der eng anliegenden, schwarzen, von Spitzen umrahmten Kombination.
»Verzeihung.« Kurt Holtmann sah sich um. Ein falsches Zimmer, dachte er. Sie sehen alle irgendwie gleich aus. Eine peinliche Sache. »Anscheinend habe ich mich verlaufen, gnädiges Fräulein. Ich bitte noch einmal um Verzeihung.« Er wollte hinaus, um nachzusehen, ob er sich in der Zimmertür geirrt hatte, oder die unbekannte junge Dame. Ein belustigtes Lachen hielt ihn zurück.
»Das hier ist Zimmer Nr. 308«, sagte das Mädchen. Es hatte eine dunkle, etwas schleppende Stimme.
»Also doch. Mein Zimmer.« Kurt Holtmann sah zur Seite, in der Erwartung, daß die junge Dame jetzt aufspringen und sich anziehen würde. »Sie haben leider –«
»Aber nein. Ich bin richtig.«
»Das ist mein Zimmer, bitte. 308.«
»Ich weiß.«
Kurt Holtmann kannte sich nicht mehr aus. Das Mädchen lag in unveränderter Haltung da. Sie hatte die Schultern noch freier gemacht. Ihre schwellenden Brüste wurden kaum noch von den Spitzen verdeckt. Kurt warf einen Blick auf die Uhr. In zwanzig Minuten wollte man sich unten in der Halle treffen. Es war sicher, daß Sabine ihn vom Zimmer abholte. Plötzlich erfaßte ihn eine kleine Panik.
»Bitte, ziehen Sie sich an und verlassen Sie mein Zimmer.« Er sagte es härter, als er wollte. »Wenn Sie sich schon in der Nummer geirrt haben –«
»Ich habe mich nicht geirrt.« Das Mädchen räkelte sich, ihre blonden Haare zu einem langen Pferdeschwanz gebunden, hingen fast auf den Teppichboden. »Ich bin ganz richtig. Ich heiße übrigens Marianne. Freunde nennen mich Lulu. Sie wissen, wegen der Lulu im Film, die alle verrückt macht. Du kannst mich auch Lulu nennen, Schatz –«
»Sind Sie verrückt?« fragte Kurt Holtmann zornig werdend.
»Jetzt ja. Vorher kannte ich dich ja nicht. Aber du bist ein netter Junge. Groß und stark. Ich könnte wirklich verrückt nach dir sein. Mit dir könnte ich wirklich Spaß haben, ohne daß du 'nen Hunderter auf den Tisch legst.«
»Raus!« rief Holtmann laut. »Sofort raus!«
»Das geht nicht, mein Schatz.« Marianne-Lulu dehnte sich. Die schwarze Kombination spannte sich. Holtmann hielt den Atem an. Jetzt müssen die Fetzen platzen, dachte er. Dieser üppige Körper muß den dünnen Stoff sprengen. »Noch 'n paar Minuten, dann bist du mich los. Eigentlich schade. Für 'n Beruf tut man so viel, und fürs Herz so wenig. Du wärst was fürs Herz. Bist wohl 'n großer Pinkel in der Industrie, was? Unternehmer, Direktor, Eisenwerke. Kenne diese Brüder, sind meistens alte, dicke Säcke, pervers bis zu den Zehennägeln, aber zahlen tun sie für jeden Jauchzer. Du bist anders, mein Schatz. Die neue Generation, man liest so viel davon. Komm her, Süßer.«
Kurt Holtmann machte ein paar Schritte zum Telefon, um das Zimmermädchen oder den Etagenkellner zu rufen. Als er mitten im Raum stand, ging die Tür auf und Dr. Vittingsfeld und Dr. Ludwig Sassen traten ins Zimmer. Marianne-Lulu stieß einen kleinen, piepsenden Schrei aus und deckte ihre Hände über ihren prallen Busen.
Erstarrt stand Dr. Sassen im Zimmer und erfaßte mit
Weitere Kostenlose Bücher