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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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für die Franzosen Geheimcodes entwickelt, die wir nicht dechiffrieren können?« Er beugte sich vor, bis sie seinen Atem auf der Wange spürte. »Und was ist mit Ihnen, Phillip? Wie wollen Sie Ihre Maskerade erklären? Wie wollen Sie erklären, dass Sie ein Kind für Ihr verräterisches Tun eingespannt haben?«
    Seine Stimme schien zu brechen. Er drehte das Gesicht weg. »Ich habe Sie eingestellt. Ich habe ihn Ihrer Obhut übergeben. Was ist passiert? Hat er Sie dabei erwischt, wie Sie die Hinterzimmer durchsucht haben?
Haben Sie ihn mit eigenen Händen aus diesem Fenster gestoßen?«
    »Nein!« Sie sah ihn endlich an. »James, ich würde nie – ich
könnte
Robbie nie etwas zuleide tun! Ich liebe ihn wie mein eigenes Kind, wie ich« – dich liebe. Sie schluckte die Worte hinunter und holte zittrig Luft. »James, ich würde Sie nie verletzen – ihn. Keinen von Ihnen beiden.«
    Sie nahm seine Hände, die ihre Schultern umfasst hielten, zwängte ihre Finger zwischen die seinen, um seinen erdrückenden Griff zu lockern.
    James fand sich von den kleinen Händen eines fremden Wesens umfasst. Sein Verstand spielte ihm immer noch Streiche. Phillip – nein, nicht Phillip – Phillipa – er wurde noch verrückt.
    Er blickte in große grüne Augen, die vom stundenlangen Weinen gerötet waren. Ihre Wangen waren glatt wie Seide und sanft gerundet. Ihr Kinn war schmal, ihr Gesicht fein geschnitten, ihre Lippen voll und rosa. Sie war zweifellos eine Frau.
    Das Ausmaß seiner eigenen Dummheit erschütterte ihn. Er zog die Hände weg und stand abrupt auf. »Ich war ein Idiot«, murmelte er wütend. »Habe ich gar kein Urteilsvermögen mehr?«
    »Sie müssen sich keine Vorwürfe machen, James. Ich habe sehr hart an mir als Mann gearbeitet.« Ihre Stimme kam von hinten und hörte sich ganz anders an als Phillips heiseres Organ. Wenigstens das durfte ihm ein Trost sein; sie hatte das Timbre ihrer weiblichen Stimme gut kaschiert.
    »Das haben Sie tatsächlich. Wir waren alle -« James hielt inne und dachte daran, wie Robbie auf den neuen Hauslehrer reagiert hatte. Robbie hatte sich keine Sekunde lang täuschen lassen. James drehte sich wieder um. »Warum hat Robbie mir Ihr Geheimnis verschwiegen? Wie haben Sie ihn dazu gebracht, mich zu hintergehen?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Sie sah weg, schlug die Wimpern fast scheu über den atemberaubend grünen Augen nieder. Er kam näher, was ihr offenkundig Angst machte. Es war ihm egal. Diese boshafte Kreatur hatte sein Leben ruiniert, und er würde wegen ihres plötzlich so charmanten Auftretens kein Mitleid walten lassen.
    »Robbie wusste vermutlich vom ersten Tag an, dass Sie eine Frau sind. Wie haben Sie ihn dazu gebracht, das geheim zu halten? Lieber Gott, ich habe ihn völlig Ihrer Gewalt überlassen! Haben Sie ihn als Komplizen missbraucht?«
    Sie fuhr überrascht hoch, ihre entsetzten Augen suchten wieder die seinen. »Natürlich nicht! Das Einzige, was ich ihm angetan habe, war, ihn das Lesen zu lehren!«
    Das hatte sie in der Tat. James wollte nicht daran erinnert werden, welch eine große Hilfe sie Robbie gewesen war und indirekt ja auch ihm. Und Stubbs …
    Er hörte auf, sich im Geiste ihre Tugenden vorzubeten. Wie es ihr gelungen war, ihrer aller Vertrauen zu gewinnen, spielte keine Rolle. Wesentlich war: Sie hatte gelogen und betrogen; die Liars waren verwundbarer, und Robbie lag bewusstlos im Zimmer nebenan.
    »Beantworten Sie die Frage.«
    Sie zögerte, nickte dann aber. »Also gut. Aber seien Sie Robbie nicht böse. Er hatte wirklich nicht vor, etwas vor Ihnen zu verbergen.« Sie zuckte die Achseln. »Er muss einfach noch lernen, was es heißt, ein Gentleman zu sein.«
    Er nickte knapp. Sie fuhr fort: »Ich glaube, dass Robbie sein Wissen anfangs für eine Art Erpressung nutzen wollte – der Schüler, der den Lehrer in der Hand hat.« Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    James weigerte sich, sich bezirzen zu lassen. Er wartete mit versteinerter Miene.
    »Dann hat er, glaube ich,… eine Art Phantasie entwickelt, wir könnten so etwas wie eine Familie werden.« Sie sah wehmütig zu ihm auf. »Ich habe ihn nicht darin bestärkt, bitte, glauben Sie mir. Es ist nur natürlich, dass er die Lücke mit dem Mann und der Frau füllen wollte, die in seiner unmittelbaren Nähe waren. Ich habe nie so getan, als sei ich seine Mutter und Sie -«
    Sein Vater. Die unausgesprochenen Worte hingen zwischen ihnen in der Luft. James machte sich nicht die Mühe, cs zu

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