Die schöne Betrügerin
reißen. »Man könnte annehmen, dass er mich als Druckmittel gebrauchen wollte, um meinen Vater zur Zusammenarbeit zu zwingen!« Sie rang die Hände. »Gütiger Gott, kein Wunder, dass England den Krieg verliert, wenn all unsere Geheimwaffen wie Sie sind!«
Eine unnachgiebige Hand legte sich um ihr Handgelenk. Er zog sie an sich, als sei sie nicht mehr als ein Spielzeug, bis sie an seinen harten Körper prallte. Er beugte sich über sie. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr.
»Machen Sie mich nicht wütend.« Sein tiefes Grollen durchfuhr sie wie ein Zittern. »Es würde Ihnen nicht gefallen.«
Sie sah, wie Furcht einflößend er sein konnte. Jede andere Frau wäre sicherlich vor ihm erzittert. Doch für sie galt das nicht. Wenn sie in seiner Nähe war, dann wollte sie ihn. Alles an ihm. Heiß, nackt, zornig, wenn er es so haben wollte.
Ihr wurden die Knie weich und die Handflächen feucht. Sie wünschte, er hätte gedacht, was sie dachte – wie sie einander berührt und Vergnügen bereitet hatten…
Ein Gedanke riss Phillipa aus ihrer hitzigen Benommenheit. Er weiß ja gar nicht, dass ich es war. James hatte letzte Nacht Amilah geliebt, nicht Phillipa Atwater. Und sie konnte ihm nie, niemals die Wahrheit sagen, denn er würde ihr nie vergeben.
Plötzlich hasste Phillipa Amilah mehr denn je. Phillipa würde als Spionin und Verräterin behandelt werden, während Amilah in James’ Erinnerung als die Erfüllung seines Traums fortleben würde.
»Verdammt«, murmelte sie, wand sich aus seinem Griff und durchquerte, während sie über diese neue Komplikation nachsann, den Raum.
»Was haben Sie gesagt?« Die Überraschung in James’ Stimme war offenkundig. Vermutlich ließen sich die wenigsten Leute ablenken und liefen auf und ab, wenn er gerade dabei war, ihnen Angst einzujagen. Ein halb von Tränen ersticktes Lachen stieg ihr in die Kehle. Es war zu spät, die Hand vor den Mund zu schlagen, und so entfloh es ihr, wie ein Singvogel dem Käfig.
Oh,
merde.
James’ Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Er hatte wahrscheinlich noch niemanden, den er hatte einschüchtern wollen, lachen hören. Phillipas Hysterie steigerte sich nur noch.
Er blieb mit verschränkten Armen stehen, bis sie fertig war. »Ich halte Sie für wahnsinnig«, erklärte er mit vollem Ernst.
Sie seufzte. »Ich glaube, Sie haben Recht.« Er sah sie mit unbewegter Miene an. Sie lächelte traurig, was ihn ein finsteres Gesicht ziehen ließ. Was für ein Wunder er doch war, rechtschaffener Patriot und rastloser Abenteurer in einem.
Wie ich dich liehe
,
mein Kriegerkönig.
Sie konnte es ihm nicht sagen, so sehr sie sich auch danach sehnte. Er hätte es ihr nicht geglaubt, nicht jetzt.
Sie lächelte weiter sein finsteres Gesicht an. »Wollen Sie mir jetzt zuhören?«
»Nein.« Dann seufzte er. »Ich denke, das sollte ich einem klareren Kopf überlassen.« Er wandte sich zur Tür. »Wir werden Sie hier festhalten, solange es notwendig ist, das muss Ihnen klar sein. Und versuchen Sie erst gar nicht, den Wachposten vor der Tür mit Ihren weiblichen Reizen zu umgarnen. Stubbs wird vorgewarnt sein.«
Er ging und versperrte gut hörbar die Tür, um seine Position zu unterstreichen. Phillipa achtete gar nicht darauf. Sie betrachtete verwundert ihre zerknitterten, verschmutzten Tweedhosen. »Weibliche Reize?«, murmelte sie. »Weibliche Reize?«
Phillipa überlegte gerade müde, ob sie im Hemd schlafen sollte – sie hatte nur das, was sie am Leib trug als es schüchtern an der Tür klopfte. Sie drehte sich um. Meinte da jemand, sie könnte aufmachen?
»Ja?«
»Miss Atwater? Hätten Sie einen Augenblick Zeit für mich?«
Die extreme Höflichkeit der Anfrage ließ Phillipa schnauben. »Oh, aber selbstverständlich.«
Das Schloss drehte sich, und die Tür ließ einen gelehrt wirkenden jungen Mann mit Augengläsern und schmerzlich ernster Miene sehen. »Ich bitte um Verzeihung, Miss Atwater. Ich weiß, dass Sie sich in einer schrecklichen Ungelegenheit befinden.«
Phillipa sah schnell nach links und rechts. »Genau gesagt, würde ich es eine Gefängniszelle nennen, aber das ist meine persönliche Meinung.«
Der Bursche nickte ernst. »Sehr richtig. Ich könnte Ihnen nicht mehr zustimmen.« Er stand unter der offenen Tür und fummelte nervös an dem kleinen Stapel Papier in seiner Hand herum. Phillipa verlor schließlich die Geduld. »Kommen Sie herein oder gehen Sie wieder. Aber wenn Sie herkommen, müssen Sie Ihre eigene Kerze mitbringen. Meine hat
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