Die schöne Betrügerin
gemacht!« Sie beäugte Phillipa mit einem Anflug von Argwohn. »Andererseits haben Sie einige Nächte bei meinem Bruder verbracht – ohne Anstandsdame. Sagen Sie, sind Ihre Absichten, meinen Bruder betreffend, auch ehrenwert?«
Vielleicht lag es an der unverfrorenen Frage oder daran, dass sie in Gedanken immer noch bei James’ Hinterteil war, jedenfalls fiel Phillipas Antwort kurz und bündig aus. »Keineswegs!«
Agatha lachte überrascht. »Interessant. Mein Bruder ist in letzter Zeit viel zu verbittert. Sicher, bei allem, was er durchgemacht hat, ist das kein Wunder. Dennoch werde ich mich, denke ich, zu Ihrer Komplizin machen, Phillipa. Mit mir an Ihrer Seite hat James keine Chance mehr.«
»Ich fühle mich geehrt«, erklärte Phillipa zweifelnd. Dann ging sie im Geiste das Gespräch im Aufenthaltsraum durch, und die Dinge wurden ihr etwas klarer. »Bilde ich mir das nur ein oder ist Lady Etheridge die Frau, die die Sir — Thorogood — Karikaturen gezeichnet hat?«
»M-hm, sie ist sehr intelligent.«
»Ach du meine Güte! Und sie neidet Mr. Underkind vermutlich seinen Erfolg. Ich hoffe, ich habe ihre Gefühle nicht verletzt.«
»Das bezweifle ich.« Agatha lief heiter den Gang entlang. Phillipa ließ sie ziehen, denn es war, ehrlich gesagt, etwas anstrengend, mit Agatha zusammen zu sein: Sie ähnelte ihrem Bruder so sehr. Agathas Augen waren von demselben warmen Braun, und wenn sie lächelte, wurde Phillipa sich bewusst, dass James sie nicht mehr anlächelte.
Clara kam angelaufen; sie schien bei dem Intermezzo mit ihrem Gatten keinen größeren Schaden genommen zu haben, auch wenn sie sich mit der einen Hand eine Strähne aus dem Gesicht strich, während sie in der anderen eine große Schachtel hielt. »Haben wir Agatha verstimmt? Ich hole sie gleich, denn Button ist gerade mit einer bezaubernden Überraschung eingetroffen.«
»Button? Wo ist er?« Phillipa sah sich um, doch Button war nirgendwo zu entdecken. »Ich muss mich bei ihm entschuldigen, weil ich ihn so belogen habe.«
Clara nickte. »Das sollten Sie, aber dazu ist jetzt nicht die Zeit. Obwohl Button nicht dem Club angehört, wird Dalton ihm doch ein paar Worte zu sagen haben.«
»Ach, Button wird mir nie verzeihen können.«
»Er hat es bereits, falls diese Schachtel das enthält, was ich annehme.« Sie reichte Phillipa die Schachtel und wühlte in der Tasche ihres Kleides herum. »Also, das ist von mir. Ich habe zu Beatrice Trapp geschickt und um eine Lösung für Ihr Haar gebeten. Daraufhin hat sie mir das geschickt.« Sie hielt ein Apothekenfläschchen aus dunkelbraunem Glas hoch. »Damit müsste sich die meiste Farbe entfernen lassen!«
Phillipa hob eine Hand an ihr Haar. Sie hatte sich damit abgefunden, dass sie so zerrupft aussah, aber sie vermisste die Farbe, die sie ihr Leben lang begleitet hatte. »Dann soll ich also wieder ein Rotschopf werden, was meinen Sie?«
Agatha kehrte zurück. »Das ist es also. Und, oh! Ein Kleid!« Sie rieb sich erfreut die Hände. »James Cunnington, du wirst gar nicht wissen, wie dir geschieht!«
31. Kapitel
Stunden später war es Phillipa, die nicht recht wusste, wie ihr geschah; womöglich wegen den drei Wirbelstürmen namens Clara, Agatha und Rose.
Man hatte ihr das Haar mit dem Shampoo gewaschen, bis ihre Kopfhaut gepocht hatte. Die Farbe war zurückgekehrt, fast so strahlend wie früher. Dann hatte Clara ihr die Haare geschnitten und gelegt – hatte mit Künstlerblick eine duftige Lockenpracht kreiert. Das Endergebnis war ungewöhnlich, aber absolut feminin, vor allem nachdem Rose ein türkises Seidenband hineingeflochten hatte.
Phillipa stand in ihrem Zimmer vor dem Spiegel, trug die schöne Unterwäsche, die der umsichtige Button mitgeschickt hatte, und machte sich wieder mit der Frau vertraut, die sie einst gewesen war.
»Ich weiß nicht, ob ich das fertig bringe«, sagte sie mit einem Blick in den Spiegel.
Clara, die gerade das bezaubernde Tageskleid aus türkiser Seide ausbürstete, sah auf. »Was denn?«
»Ich weiß nicht, ob ich wieder Phillipa sein kann.« Oder es überhaupt sein wollte. Phillipa ist eine Kindfrau gewesen, die sich von der Welt fern gehalten, ihren Eltern gehorcht und sie gepflegt hatte und letztendlich ihre Träume beiseite gestellt hatte. »Dieses Mädchen bin ich nicht mehr.«
Sie wusste, dass sie Unsinn redete, doch Agatha, Clara und Rose eilten zu ihr und sahen sie verständnisvoll im Spiegel an.
»Vielleicht müssen Sie ja nicht Phillipa werden«,
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