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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ruiniert, und James hatte ihm das angetan.
    Mit Lavinias Hilfe.
    James hatte keinerlei Skrupel, den mächtigsten Mann Großbritanniens beim Essen zu stören. Lord Liverpool trug noch die Serviette um den Hals, als er den Salon betrat, in den der über alle Maßen gestrenge Butler des Premierministers James bugsiert hatte.
    »Cunnington, wissen Sie, wie spät es ist?«
    »Ja, Mylord.« James verbeugte sich knapp. »Ich bin gekommen, um noch etwas Zeit zu erbitten.«
    »So.« Liverpool schleuderte die Serviette auf einen Beistelltisch, setzte sich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Die zehn Tage sind beinahe vorüber, und Sie haben nichts gegen Lady Winchell in der Hand.«
    »Nein, gar nichts.« James sah weg. »Die Briefe bringen nichts, ihr Liebhaber ist verschwunden, und sie ist zu gerissen, um sich irgendwelche belastenden Informationen entlocken zu lassen.«
    »Also, dann.« Liverpool nickte brüsk. »Wir müssen sie auf der Stelle freilassen.«
    »Nein! Ich habe noch einen Tag!«
    Liverpool sah James streitlustig an. »Wollen Sie mir etwa widersprechen, Sir?« Seine Worte waren milde, doch der Tonfall hätte Feuer gefrieren lassen.
    James schluckte seine Panik hinunter, um sein Anliegen sorgsam neu zu formulieren: »Ich bitte um Vergebung, Mylord, aber wenn ich noch etwas Zeit hätte, könnte ich -«
    »Der Punkt, Cunnington, ist doch genau, dass Sie
nicht
können.« Doch Liverpool schien Mitleid zu haben. »Mit dem Alter lernt man, weise zu kämpfen. Wenn ich den Fall Winchell ohne Beweise weiter verfolge, verliere ich die
    Unterstützung einiger sehr einflussreicher Mitglieder des Oberhauses. Die Herren haben – mit Recht, wie ich anmerken möchte – etwas gegen die Vorstellung, dass man ihre Ladys gefangen nimmt und einsperrt. Ohne erwiesene Schuld und nur, weil sie emotional überreagiert haben.«
    »Aber wir wissen -«
    James verstummte, als Liverpool die Hand hob. »Ja, Cunnington.
Wir
wissen. Aber sie nicht. Und ich kann diese Regierung nicht führen, wenn sie sich darüber entzweit. Nicht jetzt, wo es so viele andere drängende Themen gibt. Meine Entscheidung steht fest: Die Dame wird freigelassen.«
    James seufzte, erwiderte aber nichts mehr. Was hätte er auch sagen sollen? Ein Teil von ihm wusste, dass der Premierminister durchaus Recht hatte, die Sache von einer höheren, unemotionalen Warte aus zu betrachten; aber dieser Teil wurde von dem Zorn erstickt, der mit jedem Blutstropfen durch seine Adern pulsierte.
    Von Wut zerfressen, erinnerte sich James nur vage daran, wie er den Premierminister verlassen und sich in die Polster einer Mietkutsche geworfen hatte, die er grimmig zum Club dirigiert hatte.
    Lavinia war frei. Diese mordende, intrigante Hure, die ihm seine Ehre geraubt hatte, konnte in Freiheit ihr Luxusleben wieder aufnehmen, und alle Anklagepunkte wurden fallen gelassen.
    Lavinia war frei.
    Wäre er es nur auch gewesen.
    Ren schwang die Beine auf den Boden und stemmte sich hoch. Er biss sich auf die Unterlippe, als der Schmerz ihm durch Rücken und Beine schoss. Trümmerbruch – so hatte die Krankenschwester von seinem rechten Bein gesprochen. Vermutlich würde es nie mehr wie früher, nachdem es an so vielen Stellen kaputt gewesen war.
    Sein Kopf explodierte bei jedem Herzschlag vor Schmerzen. Der Puls pochte laut in seinen Ohren, als er zu gehen versuchte. Man hatte den großen Spiegel zur Seite geschoben, um für das zweite Bett Platz zu schaffen, das jetzt verwaist im Zimmer stand. Ren erheischte einen Blick auf sich, beugte sich weiter nach vorn, weil ihm alles vor den Augen verschwamm.
    Sein Gesicht war ein Horror. An den Stellen, wo sie ihm die Kopfhaut genäht hatten, fehlten große Büschel Haare. Was übrig geblieben war, war stumpf und ungleichmäßig. Dicke rote Narben überzogen wie Rinnsale seinen zusammengeflickten Kopf. Das Gesicht war auch nach so langer Zeit noch geschwollen, doch das Schlimmste waren die Narben. Sie zogen sich über die rechte Gesichtshälfte, und ein langer Riss verlief direkt zum Mundwinkel.
    Nun, das erklärte seine Schwierigkeiten beim Sprechen. Früher hatte er als gut aussehend gegolten, was ihm natürlich gefallen hatte. Aus und vorbei.
    Egal. Er wandte sich ab. Er hatte Wichtigeres zu überlegen. Er bewegte sich vorsichtig, versuchte, seine Gliedmaßen auf Kraft und Beweglichkeit zu testen. Er taxierte kalt jeden Schmerz, widmete aber keinem mehr als einen kurzen Moment Aufmerksamkeit.
    Der Großteil seiner Schwäche kam durch seinen

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