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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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strahlten sie voller Stolz an. Die Umkleide war ihr plötzlich viel zu warm. Die Freude, mit der seine Bewunderung sie erfüllte, ließ sie ein wenig atemlos werden. Sie zwang sich, anderswo hinzuschauen, selbst wenn sie so möglicherweise weitere behaarte männliche Körperteile zu sehen bekam und ihren Seelenfrieden gefährdete.
    Der plötzliche Aufruhr vor der Tür lenkte James zum Glück ab. Ein stämmiger Mann kam fluchend in die Umkleide gestürmt.
    »Dieser unerhörte Bastard! Er ist da draußen, als hätte er das Recht, hier nach Belieben ein und aus zu gehen!«
    »Wer?«
    Der große Mann schnaubte vor Zorn. »Lord Landesverrat!«
    Phillipa bemerkte, wie James neben ihr erstarrte. Er erhob sich, als wolle er etwas zu dem wütenden Kerl sagen, drängte dann aber nur rüde an ihm vorbei und verließ die Umkleide. Phillipa folgte ihm eilig. An diesem Ort wollte sie bestimmt nicht allein Zurückbleiben!
    In der Haupthalle standen die Männer in Gruppen zusammen, sprachen leise miteinander und starrten den blonden Mann an, der seine Fäuste bandagierte – ohne die Hilfe der Trainer. Der Mann war groß, gut gebaut und absolut nicht behaart.
    Er war der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte. Seine klassischen Gesichtszüge erinnerten an große Kunstwerke. Phillipa näherte sich James und flüsterte: »Wer ist das?«
    Sie sah, wie James die Zähne zusammenbiss. »Nathaniel Stonewell, Lord Reardon.«
    »Warum hat dieser Mann ihn vorhin ›Lord Landesverrat‹ genannt?«
    James lachte kurz auf. »Lesen Sie denn keine Nachrichtenblätter?«
    »Oh…
dieser
Lord Landesverrat? Der Kerl, der als das letzte lebende Mitglied der Blumenritter gilt?«
    James bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Sie meinen die Ritter der Lilie, Fleur-de-lis. Napoleonische Spione.«
    Wie faszinierend. »Er ist ein Spion?« Lord Reardon sah ganz eindeutig so aus, als könne er jedermann ein Geheimnis entlocken – vor allem, wenn dieser jedermann eine Frau war. Oder einfach nur lebendig. James antwortete kühl: »So sagt man.«
    Phillipa staunte über den Tonfall, wenn doch alle anderen im Saal sich derart aufregten. Sie sah gerade noch rechtzeitig zu James auf, um ihn dabei zu ertappen, wie er dem blonden Mann unmerklich zunickte. Sie blinzelte irritiert. Kollaborierte James mit Lord Landesverrat? Sicher nicht!
    Doch die kleine Begrüßung ließ sich nicht leugnen. Und dass Lord Reardons Blick, wie zur Antwort, ein wenig flackerte, ließ sich gleichfalls nicht leugnen. Natürlich hatte es außer ihr keiner bemerkt, aber Phillipa hatte in den letzten Tagen schließlich viel zu viel Zeit damit verbracht, James’ Gesichtszüge zu analysieren. Sie kannte jeden Ausdruck, und der, den sein Gesicht jetzt sehen ließ, enthielt eine Spur Sympathie.
    Sympathie für einen berühmt-berüchtigten Landesverräter.

15. Kapitel
    James betrat das Krankenzimmer ein paar Schritte hinter Mrs. Neely. Sogar die Luft, die den abgedunkelten Raum erfüllte, roch nach Tadel.
    »Da ist er, Sir.« Mrs. Neely zog ein Stückchen Spitze aus dem Ärmel und tupfte sich die Augen ab. »Ich fürchte, Mr. Weatherby verlässt uns.«
    James zwang sich, einen Schritt näher zu treten und seiner Schuld ins Antlitz zu sehen. Weatherby schien dem Tode nah, seine Haut war grau und sein Atem so flach, dass sieh seine Brust kaum noch hob. Der alte Weatherby war ein guter Liar gewesen, ein Mann mit trockenem Humor und der nahezu überirdischen Fähigkeit, auch noch den schwierigsten Geheimcode zu enträtseln.
    Als James den Liars beigetreten war, hatte Weatherby ihn als Lehrling haben wollen, wahrscheinlich der Arbeit seines Vaters wegen. Es musste ein herber Schlag für ihn gewesen sein, dass der junge James kaum etwas von Jeremy Cunningtons mathematischem Talent besaß und noch weniger Interesse.
    Doch Weatherby war ein Freund und Kamerad gewesen, und jetzt lag er hier auf der Schwelle des Todes. James setzte sich vorsichtig auf das Bett. Er ergriff eine von Weatherbys Händen – sie war trocken wie Pergament – und schloss die Augen.
    Mein Leben für das Ihre.
    Er wusste nicht, wie lange er so gesessen hatte, aber irgendwann legte Mrs. Neely ihm die Hand auf die Schulter. »Er ist von uns gegangen, Sir.«
    Ja, sicher. Sie waren alle gegangen; einer nach dem anderen. Alle bis auf Ren.
    James faltete Angus zärtlich die Hände auf der stillen Brust. »Friede, alter Junge. Dieser Weg hat jetzt ein Ende«, flüsterte er. Dann erhob er sich und zwang sich, das Zimmer zu

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